Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917

Abschnitt 59: 5. Kriegsanleihe, Firmung durch den Bischof

[Nr. 59] Feldbrief vom 8. Oktober 1916

Für die 5. Kriegsanleihe wurde auch in Dieburg durch einzelne Herren und durch die Presse eifrig agitiert. Sonntag, 24. September fand im Mainzer Hof eine Versammlung statt, in der Abgeordneter Uebel die Pflicht betonte, unsere Krieger, die Blut und Leben für das Vaterland wagen, mit allem Notwendigen zu unterstützen. Auch widerlegte er die landläufigen Einwände, die Schlechtunterrichtete gegen die Anleihe erheben. Soviel ich bis jetzt hörte, haben sich die Dieburger recht gut an det Anleihe beteiligt. Besonders kleine Leute, denen es darum zu tun ist, ihre Ersparnisse sicher und zu einem guten Zinssatz anzulcgen, haben wider Erwarten fleißig gezeichnet. Sogar Schulkinder haben kleinere Beträge zum Besten ihrer Väter, Brüder und Verwandten auf dem Altare des Vaterlandes geopfert. Die katholiche Gemeinde hat auf Anregung der bischöflichen Behörde 112600 M. aus den ihr eigentümlichen Fonds zu Kriegsanleihe verwendet.

[...]

Am 1. Oktober traf der hochwürdigste Herr Bischof hier ein, um das Hl. Sakrament der Firmung zu spenden. Wegen des Krieges wurde von einem feierlichen Empfang abgesehen, doch waren die Straßen, durch die der bischöfliche Wagen fuhr, reich beflaggt. Auch hatte die Stadt vor der Kirche eine herrliche Ehrenpforte errichten lassen. Am Abend fand in der feenhaft schön beleuchteten Kirche eine Kriegsandacht statt, bei der Seine bischöflichen Gnaden predigten. Ich wünschte, Ihr hättet alle dabei sein können. Die Predigt war der Kriegszeit angepaßt und behandelte die Schatten- und Lichtseiten des Krieges. Auch die Ansprache, die der hohe Herr am folgenden Tage in der Kapelle hielt, hätte Euch gewiß interessiert. Sie handelte von den Tugenden eines guten Soldaten, der Treue, Tapferkeit und Opferwilligkeit, angewandt auf das christliche Leben. Da die Zahl der Firmlinge zu groß war, wurden dieselben in zwei Abteilungen gcfirmt: um ¾ 9 Uhr 253 Knaben und um ½ 11 Uhr 225 Mädchen. Jeder Firmung ging eine Hl. Messe mit Predigt voraus. Die Feier verlief bei schönstem Wetter. Ehe der Oberhirte Dieburg verließ, beauftragte er mich noch. Euch allen durch die Feldbriefe beste Grüße zu bestellen und glückliche Heimkehr zu wünschen. Ich erfülle mit Freuden seinen Auftrag und schließe mich seinen Wünschen an. Von Dieburg begab sich der Kirchenfürst am Montag nach Münster und am Dienstag in die St. Josephsanstalt nach Klein-Zimmern, um auch dort seines hohen Amtes zu walten.

[...]

Vizefeldwebel Phil. Blank und Unteroffizier Adolf Fuchs erhielten die hessische Tapferkeitsmedaille. Flieger Sebastian Wick und Fahrer Adam Thomas wurden zu Gefreiten, Gefreiter Löbig zum Unteroffizier befördert.

Auf dem Felde der Ehre, fiel Musketier Johannes Philipp Hornung, R. i. P.


Personen: Ebersmann, Jakob
Empfohlene Zitierweise: „Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917, Abschnitt 59: 5. Kriegsanleihe, Firmung durch den Bischof“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/19-59> (aufgerufen am 02.05.2024)