Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Theodor Birt, Vor der Entscheidung! Lazarett-Ansprache, 1917

Abschnitt 8: Wilhelm II. als der wahre Friedenskaiser

[18-20] Darum muß der deutsche Soldat, vor allem der preußische Soldat abgeschafft werden; denn England kann ihn nicht vertragen; und darum ist das deutsche Tauchboot ein Verbrechen; denn es tut England weh. Ja. das böse Tauchboot, das dem Walfisch jetzt die Nahrung wegfängt! die Leibesnahrung! Der Engländer hat jetzt schon kein Weizenbrot mehr. Er hat schon nicht mehr genug Zucker zum Tee; an Kartoffeln, sogar an Fischen fehlt es. Das Bierquantum ist auf die Hälfte herabgesetzt, denn zum Bier gehört Gerste.

[S. 19] Der Walfisch ist in größerer Not, als wir glauben: wenn wir mit dem U-Boot nur weiter, ja, doppelt energisch zufassen! Ein ziemlich arges Drunter und Drüber muß da schon auf der Insel herrschen; 400 Eisenbahnzüge laufen schon nach Schottland nicht mehr; 112 Bahnhöfe sind geschlossen; und der liebe Schlafwagen ist ganz abgeschafft. Wie soll ein Engländer ohne Schlafwagen reisen?

Nun hat unser Kaiser, als das Kriegsjahr 1916 mit der Besiegung Rumäniens schloß, als Mackensen Bukarest nahm, eine neue großartige Tat getan. Er hat das wundervolle Wort „Friede" in die Welt geworfen. Er hat es getan in dem Gefühl, daß wir an der Somme und am Sereth als Sieger stehen und daß der Sieger sich nichts vergibt, wenn er die Hand zum Frieden ausstreckt. Er hat es getan aus Liebe zu seinem tapferen Volk und zur Menschheit, die sich zwecklos verblutet; „ich will die Welt von ihren Leiden befreien; ich habe den Mut dazu", das waren des Kaisers Worte. Mit brüllendem Hohn und unverschämten Drohungen hat das Komité unserer Feinde darauf geantwortet. Wenn gute Musik ertönt, dann pflegen die Hunde zu heulen; so heulten auch die feindlichen Minister fürchterlich, als unser Kaiser die gute Musik machte, den Zauberakkord vom Frieden anschlug.

[S. 20] Unsere Lage ist hiernach klar: ein neuer großer letzter Entscheidungskampf mit Anspannung aller Kräfte auf beiden Seiten steht in den nächsten Monaten bevor. Zündende Worte der Entrüstung fand unser Kaiser, als er sein Volk am 12. Januar zu diesem Kampfe aufrief: „Unsere Feinde (schrieb er) haben die Maske fallen lassen. Ihr Ziel ist die Niederwerfung Deutschlands, die Zerstückelung der mit uns verbündeten Mächte (Oesterreich-Ungarn) und die Knechtung Europas und der Meere. Hell flammende Entrüstung und heiliger Zorn werden jedes deutschen Mannes und Weibes Kraft verdoppeln. Der Gott, der diesen herrlichen Geist der Freiheit in unseres tapferen Volkes Herz gepflanzt hat, wird uns und unseren sturmerprobten Verbündeten auch den vollen Sieg über alle feindliche Machtgier und Vernichtungswut geben." „Unser Volk muß zu Stahl werden!" So unser Kaiser.


Personen: Birt, Theodor
Empfohlene Zitierweise: „Theodor Birt, Vor der Entscheidung! Lazarett-Ansprache, 1917, Abschnitt 8: Wilhelm II. als der wahre Friedenskaiser“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/119-8> (aufgerufen am 23.04.2024)