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Grabdenkmäler

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Säugling Charlotte Juliane Krause 1698, Kronberg

Kronberg · Gem. Kronberg im Taunus · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Kronberg

Gebäude / Areal:

Kronberg, Alter Friedhof

Angaben zum Standort:

War früher im Freien an den Sockel des Freimonuments Kaspars II. von Kronberg (Kat.-Nr. 111) angelehnt.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Kronberg, Museum Stadtgeschichte

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Steht heute im Höfchen hinter dem Museum Stadtgeschichte Kronberg.

Merkmale

Datierung:

1698

Typ:

Grabstein

Material:

Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

65 x 100 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

3-4 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabstein des Säuglings Charlotte Juliane Krause. Hochrechteckige rot getigerte Sandsteinplatte. Im

von einer Linie umgrenzten Feld ist die Grabinschrift in mindestens 24 gestaffelten Zeilen eingehauen. Der Stein ist insgesamt relativ gut erhalten, nur im unteren Bereich ist die Oberfläche durch Vertiefungen für Befestigungseisen mit Textverlust beschädigt.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Kind(er)

Dargestellte Personen:

Der Vater des verstorbenen Säuglings war der Kronberger Oberschultheiß und Schultheiß Justus Walter Krause, der 1696–99 und 1704 amtierte.1) Er ließ seine Tochter Charlotte Juliane am 19. Juni taufen;2) im Totenbuch ist das Begräbnis „des lieben töchterlein (...) des wohl Edlen und Mannvesten Herrn N. Crause (...) Cronbergischen Herrn Amtmanns alhie“ unter dem Datum 23. Juli 1698 eingetragen.3) Es gibt keinen weiteren Amtsträger Crause in dieser Zeit, so dass das „N“ im Totenbuch für Justus Walter Krause steht. Eine Verwechslung des Monats vorausgesetzt, passt der Sterbetag 22. Juli 1698 zur Angabe im Totenbuch. Dann wäre in der Inschrift der Monatsname in CALENDAS AUGUSTI unterschlagen worden. Ronner dachte den Monatsnamen Juli fortgeschrieben und ermittelte als Todestag den 21. Juni 1698. Eine Unterlassung in der Inschrift ist wahrscheinlicher als ein Fehler im Totenbuch.


  1. Vgl. Ronner, Als Kronberg hinter Mauern lag II 138, 150, 174; Ronner, Politik 297f.
  2. Ev. KiBu Kronberg, zu den Jahren 1644–1773, Taufregister zum Jahr 1698, Nr. 15.
  3. Ebd. Totenbuch zum Jahr 1698, Nr. 23.

Sonstiges:

Der Grabstein ist mit einer um gleichmäßige Buchstabenausführung bemühten Kapitalis beschriftet. Es dürfte hier einer der frühesten Belege für die Verwendung eines runden, symmetrischen U vorliegen, das aus einem Bogen, dessen äußere Abschnitte meist gerade verlaufen, und einem Verbindungsbogen, also ohne unteres Schaftende rechts, besteht. Diese Version des U ist typisch für das 18. Jahrhundert.

Inschrift

Umschrift:

STA VIATOR / ECCE AC LUGE / CHARLOTA IULIANA / CRAUSIN /

PRAEFECTI CRONBERGENSISa) / FILIA / VIUENDO MORITVR /

­MORIENDO VIUIT / CUI / LUX VITA͜E SPLENDUIT / ANNO / MILLE-

SIMO SEXCENTESIMO / NONA͜EGESIMOb) OCTAVO / DIE / DECIMO

SEPTIMO / CALENDARIUMc) IVLŸ / LUX VITAd) ET EUANVIT / VN-

DECIMO CALENDASe) / EODEM ANNO / QUO ORITUR CRONBER-

GE / ET OCCIDITf) / CUI[– – –] / PER[– – –H]IC / [– – –N]A / [– – –]g)


  1. Letzte Silbe in kleineren Buchstaben auf der Grundlinie.
  2. Sic!
  3. So falsch für CALENDAS ggf. auch für CALENDARUM.
  4. Ggf. doch VITA für „aus dem Leben“.
  5. Hier ist stillschweigend AVGVSTI zu ergänzen, vgl. unten bei Anm. 3. Verwechslungen bei Tages- und Kalendenzählung sind nicht ungewöhnlich.
  6. Hier enden alle älteren Überlieferungen und die regelmäßige Staffelung der Zeilen; das ist bei einer eventuellen Rekonstruktion des verstümmelten Textes zu berücksichtigen.
  7. Es folgt offenbar eine Fürbitte oder eine Aussage über die Auferstehung des Kindes beginnend mit CUI, im Text weiter HIC und möglicherweise AETERNA, was auf eine Konstruktion mit FRUI hinweist.

Übersetzung:

Wanderer, bleib stehen und trauere! Charlotte Juliane Krause, Tochter des Schultheißen von Kronberg, stirbt durch das Leben und sie lebt durch das Sterben. Ihr leuchtete das Licht des Lebens im Jahre 1698 am 17. Tag vor den Kalenden des Juli (15. Juni), und das Licht des Lebens erlosch am 11. Tag vor den Kalenden (21. Juni/22. Juli) in demselben Jahr, in dem sie in Kronberg geboren wurde und auch starb. …

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 430.

Zitierweise
„Säugling Charlotte Juliane Krause 1698, Kronberg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2568> (Stand: 20.3.2023)