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Johann Faust 1609, Hersfeld

Bad Hersfeld · Gem. Bad Hersfeld · Landkreis Hersfeld-Rotenburg | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Bad Hersfeld

Gebäude / Areal:

Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine (?), Evangelische Stadtkirche oder Friedhof (?).

Heutiger Aufbewahrungsort:

Bad Hersfeld, Museum

Merkmale

Datierung:

1609

Typ:

Grabstein

Material:

heller Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

62 x 108 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

3,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabstein des Johann Faust an der westlichen Außenwand des Museumsgebäudes. Die Platte aus hellem Sandstein ist in zwei Teile zerbrochen. Der Bruch teilt den Stein heute in ein hochrechteckiges vertieftes Schriftfeld mit elf Zeilen Schrift und einen Aufsatz mit zwei Wappen in Flachrelief, die mit Schnüren an einem Ring aufgehängt und auf dem erhöhten Rand mittels Beischriften (W) identifiziert sind. In dem Feld befinden sich die zehnzeilige Grabinschrift (A) und der Beginn der nur fragmentarisch erhaltenen Inschrift (B). Der untere Teil des Steins fehlt; der Umfang des Textverlustes ist nicht zu verifizieren, läßt sich aber bei der Annahme einer 2:1-Proportion des Steines auf drei bis vier Zeilen schätzen; dort ließe sich der vorgeschlagene Text unterbringen.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Amtspersonen

Enthaltene Wappen:

Faust3) Schmidt4).


  1. Eine erhobene Faust.
  2. Ein schreitender Vogel, eine Gans (?), begleitet von (mindestens) 3 Lilien. Bei Schmidt wird der Name als Schmidt gedeutet, aber die Lesung nicht weiter gestützt. Das Hauptbild ist aber weitgehend identisch mit dem im Wappen des Constantin Faber (Schmied/Schmidt) auf einer benachbarten Grabplatte von 1612 (Nr. 293), dort der Vogel nach links schreitend.

Dargestellte Personen:

Johannes Faust war anscheinend der älteste Sohn des Hersfelder Bürgermeisters und Ratsverwandten Conrad (ca. 1546–1609). Das Wappen kann nicht seiner Mutter Sabine geb. Landau, Tochter des Rates Daniel und Nichte des Abtes Ludwig Landau, gehört haben,5) weil die Landau zwei Stäbe im Wappen führten.

Der Träger sticht durch das Formular, die Bibelparaphrase und das vorgebliche und vor allem außergewöhnliche Väterzitat aus dem Rahmen des Üblichen.


  1. Nach Strieder, Grundlage IV 75f.
Inschrift

Umschrift:

A HONESTVS ET DIS/CRETVS VIR D(OMINVS) IOHA(NNES) /

FAVSTVS NATVS A(NN)O / 1576 / DIE 7 (OCTO)BRISa) / MIGRAVIT

EX HOC / TERRESTRI AEGYPTO / SERVITVTIS DOMI=/CILIO1) IN

BEATAM / PATRIAM A(NN)O 1609 / DIE 13 (DECEM)BRISb)

B [CYR(ILLVS)]c) AITd) : NON HOMO / [– – –]2)

W FAV[STVS] SCHMI[DT]


  1. Schreibweise: 8BRIS.
  2. Schreibweise: 10BRIS.
  3. Nur Teile der Buchstaben zu lesen, beim C der Bogen prekär, vom Y nur die obere Hälfte, bei R die Cauda undeutlich. Die oberen Enden der Schrägbalken des X im angeblichen Wort EX stehen viel weiter auseinander und sind mindestens links mit ausgreifenden Zierstrichen versehen, die den Buchstaben noch breiter erscheinen lassen und vollends gegen die Lesung X sprechen.
  4. Nicht EXP ALT Schmidt.
  1. Paraphrase aus Ex 13,3.
  2. Auch ohne die Bestätigung durch den einleitenden Beleg ergänzbar zur christologischen Aussage: NON HOMO FACTVS EST DEVS SED DEVS FACTVS EST HOMO nach diversen Lehrmeinungen, u. a. des Kyrill von Alexandria (Thes. 3,1) und in den Fulgentius-Briefen (PL. 65, Sp. 446) [Halbsätze umgestellt], sinngemäß seit dem Konzil von Chalcedon festgeschrieben. Die Quelle für den Konzeptor der Inschrift wird eine lateinische Übersetzung von Kyrill von Alexandria, Liber thesaurorum de sancta et consubstantiali trinitate 3,1 gewesen sein, wie sie sich auch im jüngeren Druck Disputationes theologicae R.P. Philippi a Sanctissima Trinitate Carmelitae discalceati, …, Lyon 1650, 159, findet.

Übersetzung:

(A) Der ehrenhafte und vornehme Mann Herr Johannes Faustus, geboren im Jahr 1576, am 7. Oktober, ging aus diesem irdischen Ägypten, dem Wohnsitz der Knechtschaft, ins heilige Vaterland im Jahr 1609, am 13. Dezember.

(B) Kyrill sagt: Nicht der Mensch (ist Gott geworden, sondern Gott ist Mensch geworden).

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Faust Schmidt.

Bearbeitung:

Die Inschriften des Landkreises Hersfeld-Rotenburg. Gesammelt und bearb. von Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 91). 2015, Nr. 282.

Zitierweise
„Johann Faust 1609, Hersfeld“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2291> (Stand: 20.3.2023)