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Hessische Biografie

Portrait

Alice Prinzessin von Griechenland
(1885–1969)

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Griechenland, Alice Prinzessin von [ID = 16404]

* 25.2.1885 Windsor, † 5.12.1969 Jerusalem, Begräbnisort: Jerusalem, griechisch-orthodox
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Geburtsname:

Battenberg, Alice Prinzessin von

Wirken

Werdegang:

  • 1948, Insel Tinos, Gründung einer orthodoxen Schwesternschaft
Familie

Vater:

Battenberg, Ludwig* Alexander Prinz von, 1854–1921

Mutter:

Hessen und bei Rhein, Viktoria Prinzessin von, 1863-1950

Partner:

  • Griechenland, Andreas Prinz von, 1882-1944, GND

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Alice Prinzessin von Griechenland, Ölbild Ph. de Laszlo (Abb.: Wikipedia) (beschnitten), in: Franz, Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon, Darmstadt 2012, S. 380

Leben

Auf Queen Victorias Wunsch wurde ihre erste Urenkelin wie vor ihr auch ihre Mutter im Schloss Windsor geboren. Belastung war die früh festgestellte Schwerhörigkeit, wenngleich Alice bald lernte von den Lippen zu lesen. Die Orte der Kinder- und Jugendjahre alternierten mit dem jeweiligen Einsatz des Vaters zwischen London und Malta, aber auch Darmstadt und Heiligenberg. Im Sommer 1902 traf Alice mit dem Griechen-Prinzen Andreas zusammen, der mit der dänischen Familie Königin Alexandras zur Krönung Edwards VII. nach London kam. Auf die Verlobung im folgenden Mai folgte die als europäisches Familienfest in Darmstadt gefeierte Hochzeit, die in zahlreichen Fotos dokumentiert ist. Nach verlängerten Flitterwochen auf Heiligenberg und in Darmstadt kam das junge Paar Anfang 1904 nach Athen, wo man die folgenden Jahre, in denen die ersten Töchter Margarita und Theodora geboren wurden, relativ ruhig verlebte, unterbrochen nur von den familienüblichen Reisen. Vertraute Freundin wurde die aus der russischen Zarenfamilie stammende Schwägerin Ellen (1882–1957) verheiratete Prinzessin Nikolas.

Erste Unruhen gab es im Herbst 1909, als die fünf Söhne des politisch entmachteten Königs ihre militärischen Posten aufgeben mussten. Der erfolgreiche Krieg gegen die Türkei 1912/13, in dem sich Prinz Andreas als Kavallerie-Offizier, seine Frau in der Verwundetenpflege bewährten, endete beim Einzug im eroberten Saloniki mit der Ermordung König Georgs I. Im nachfolgenden Weltkrieg suchte der nunmehrige König Konstantin I., Andreas ältester Bruder, Griechenland neutral zu halten. Seine 1917 von den Alliierten erzwungene Abdankung führte auch für Prinz Andreas und seine Familie zu einem ersten Exil in der Schweiz. Als Konstantin Ende 1920 zurückgerufen wurde, blieb Alice mit ihren mittlerweile vier Töchtern in Korfu, wo im Juni 1920 Sohn Philipp geboren wurde. Andreas war im erneuerten Krieg gegen die Türkei als Generalleutnant in Kleinasien eingesetzt. Nach der Niederlage der Griechen, die seinen Bruder Konstantin endgültig stürzte, wurde er verhaftet und vor Gericht gestellt, auf internationale Intervention aber Ende 1922 durch den britischen Zerstörer „Calypso“ samt der in Korfu an Bord genommenen Familie außer Landes gebracht.

Die schwierigen Jahre des erneuten Exils, anfangs in London, dann in Paris, führten zum Zerbrechen der Familie. Kurz nach der 1928 noch in St. Cloud gefeierten Silberhochzeit vollzog Alice ihren Übertritt zur Griechisch-Orthodoxen Kirche. Wegen zunehmender psychischer Probleme ging sie Anfang 1930 für zwei Monate in die psychiatrische Klinik Dr. Simmel in Berlin-Tegel. Von der anschließenden Familienfeier in Darmstadt zur Verlobung von Tochter Caecilie mit Erbgroßherzog Georg Donatus wurde sie dann ins Bellevue-Sanatorium in Kreuzlingen am Bodensee eingewiesen, wo sie bis zum Herbst 1932 bleiben sollte. Die Töchter, die schon vorher zumeist bei den deutschen Verwandten gelebt hatten, haben sämtlich 1930/31 geheiratet. Sohn Philipp war einige Zeit in Wolfsgarten und kam dann unter der Ägide von Großmutter Victoria Milford Haven nach England. Prinz Andreas hielt zwar Kontakt zu den Kindern, lebte aber sonst sein eigenes Leben in Frankreich.

Alice galt für einige Jahre als untergetaucht, kurzzeitig in Sanatorien, sonst in verschiedenen Privatfamilien, bis sie im April 1937 als genesen wieder Kontakt zur Familie fand. Sie besuchte Tochter Dolla von Baden in Salem und die Tiny genannte jüngste Tochter Sophie, die mit Christoph von Hessen verheiratet war, in Berlin. Auf das Familientreffen in Darmstadt zur Beisetzung Großherzog Ernst Ludwigs Anfang Oktober, bei dem sie auch Mutter und Schwester traf, folgte der Schock des Flugzeug-Unglücks von Ostende mit dem Tod der Tochter Caecilie samt Familie und der zweiten Trauerfeier in Darmstadt. Nach Besuchen bei Schwester Louise in Schweden und zum 75. Geburtstag der Mutter in England, wo man eine Woche später Bruder Georg beerdigen musste, ging sie im Januar 1939 nach Griechenland zurück und blieb dort, auch als der Ende 1935 als König restituierte Neffe Georg II. mit dem Rest der Familie sein von deutschen Truppen besetztes Land 1941 erneut verlassen musste. Sie arbeitete mit dem Roten Kreuz in der Verwundeten- und Krankenpflege. Im Sommer 1948, nach der Teilnahme an Sohn Philipps Hochzeit in London, zog sie, um sich von der Welt zurückzuziehen auf die Insel Tinos und gründete nach dem bewunderten Vorbild der Großfürstin Ella in Moskau eine orthodoxe Schwesternschaft. Bei der Krönung der Schwiegertochter Elisabeth in London 1952 erschien sie im grauen Nonnen-Habit. Es gab weitere Reisen, u.a. nach USA und Indien. Trotz fast chronischer Krankheit folgte Alice der wiederholten Einladung zur Übersiedlung nach England erst im Sommer 1967, nach dem sogenannten Obristen-Putsch, der auch den inzwischen in Griechenland regierenden Großneffen Konstantin II. außer Landes treiben sollte. 1969 starben zunächst Cousine Ena von Spanien in Lausanne, dann Tochter Dolla am Bodensee, schließlich auch die 84-jährige Alice im Londoner Buckingham-Palast. Die letztwillig gewünschte Beisetzung in der Maria-Magdalena- Kirche in Gethsemane konnte erst im Sommer 1988 verwirklicht werden.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 380-382)

Zitierweise
„Griechenland, Alice Prinzessin von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/131723693> (Stand: 25.3.2024)