Hessische Biografie
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GND-Nummer
119072688
Brill, Hermann Louis [ID = 2708]
- * 9.2.1895 Gräfenroda Thüringen, † 22.6.1959 Wiesbaden, Begräbnisort: Wiesbaden Nordfriedhof, konfessionslos
Dr. jur. – Lehrer, Jurist, Parlamentarier, Politiker, Staatskanzleichef - Wirken ↑
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Werdegang:
- 1901-1909 Besuch der Bürgerschule in Ohrdruf
- 1909-1914 Besuch des Herzog-Ernst-Lehrerseminars in Gotha, 1914 erstes Lehrerexamen, 1920 zweites Lehrerexamen
- Offiziersanwärter bei der Feldluftschifftruppe, Teilnahme am Ersten Weltkrieg
- 1918 Eintritt in die USPD, 1922 Mitglied der SPD
- bis 1933 Volksschullehrer, ab 1921 Vortragender Rat im Thüringischen Ministerium für Volksbildung, ab 1923 Ministerialdirektor im Thüringischen Ministerium des Inneren und Dozent an der Heimvolkshochschule Tinz
- 1924-1926 Studium der Rechtswissenschaften, Politische Ökonomie, Soziologie und Philosophie in Jena
- 1927 Mitglied des Thüringischen Staatsgerichtshofes, 1932 des Dienststrafhofes in Jena
- 1929 Promotion zum Dr. jur. an der Universität Jena
- 1919-1920 Mitglied des Landtages im Freistaat Sachsen-Gotha
- 1919-1933 Mitglied des Thüringischen Landtages
- 1932-1933 Mitglied des Deutschen Reichstages
- Mitglied des Thüringischen Staatsgerichtshof
- 1930 Beginn des Kampfes gegen den Nationalsozialismus, Vorsitzender des Untersuchungsausschusses, der Adolf Hitlers Einbürgerung untersuchte
- 1934 zusammen mit Otto Brass Gründer der „Deutschen Volksfront“, mehrfach verhaftet, wegen Hochverrat zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt, vier Jahre im Zuchthaus Brandenburg-Görden, 1943 Konzentrationslager Buchenwald, wo er am 5.7.1943 ein „Volksfrontkomitee“ gründete und dessen Vorsitzender wurde
- 5.1945 Gründung des „Bundes demokratischer Sozialisten“ in Thüringen
- 6.1945 von den Amerikanern zum Regierungspräsident in Thüringen ernannt, aber von der sowjetischen Militärführung abgesetzt, zweifach verhaftet und verhört
- zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrates der Thüringischen Verwaltungs-Gesellschaft
- Ende 1945 Flucht nach Berlin und Chief-Consultant der OMGUS Berlin
- 7.1946-1949 Chef der hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden, 1947 Staatssekretär
- 8.1946 Bevollmächtigter des Landes Hessen beim Herrenchiemseer Konvent
- 1949-1953 Mitglied des Deutschen Bundestages für den Wahlkreis 15 (Frankfurt am Main), dort Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (bis 2.1952), des Ausschusses für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten, des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (bis 6.1951), des Ausschusses für Berlin (bis 6.1951), des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht, des Ausschusses für Beamtenrecht (6.1951-2.1952) und des Wahlrechtsausschusses (ab 3.1953)
- Zweiter Vorsitzender des Exekutivkomittees des Deutschen Rats der Europäischen Bewegung
- 1949 Gründer des „Königssteiner Kreis“, einer Vereinigung von Beamten, Juristen und Volkswirten aus der SBZ / DDR
- ab 1948 Honorarprofessor für öffentliches Recht und vergleichende Staatsrechtslehre an der Universität Frankfurt am Main
- ab 1951 Honorarprofessor der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer
- 1951 wissenschaftlicher Berater der hessischen Landesregierung (Zinn)
- Mitbegründer des Instituts für Zeitgeschichte, München
- Mitglied des Rathenau-Club, Wiesbaden
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Funktion:
- Deutsches Reich, Reichstag, Mitglied (SPD), 1932
- Hessen, Staatskanzlei, Chef, 1946-1949
- Deutschland, Bundesrepublik, Bundestag, Mitglied (SPD), 1949-1953
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Werke:
- Das Staatsbeamtengesetz (1923)
- Der Kampf um das Berufsbeamtentum, 1925.
- Studien zur Entstehung und Entwicklung der deutschen Selbstverwaltung (Diss. jur. 1928)
- Ueber kommunale Verwaltungsreform (1928)
- Reichsreform, 1932.
- Deutsche Ideologie, 1937, illg.
- Über aktualen Materialismus, 1938.
- Vollendung und Unendlichkeit, 1943.
- Buchenwalder Manifest, 1945.
- Gegen den Strom, 1946.
- Die Problematik der modernen Staatstheorie (1950)
- Das sowjetische Herrschaftssystem. Der Weg in die Staatssklaverei (1951)
- Familie ↑
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Vater:
Brill, Michael, Schneidermeister in Gräfenroda
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Mutter:
Otto, Lina
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Partner:
- Wichert (Wiechert), Hildegard, * Gotha 31.7.1901, † Kelkheim 14.12.1972, Heirat 1920, geschieden, Tochter des Buchdruckers Wichert
- Pluskat, Martha, * Berlin 31.3.1904, † Wiesbaden 23.1.1980, begraben Wiesbaden, Heirat Berlin-Schöneberg 21.3.1931, Tochter des Richard Pluskat
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Verwandte:
- Ludwig, Otto <Vorfahre>, Dichter
- Nachweise ↑
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Quellen:
- Nachlass Hermann Louis Brill : Bestand N 1086, bearb. von Sabine Herrmann/Friedrich P. Kahlenberg, Koblenz 1999
- Stadtarchiv Wiesbaden, Wiesbadener Kurier vom 21.12.1972 und Wiesbadener Tagblatt vom 22.12.1972.
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Literatur:
- Wiesbaden. Das Stadtlexikon, hrsg. vom Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden, Darmstadt 2017, S. 111 f. (Axel Ulrich)
- Renate Knigge-Tesche/Peter Reif-Spirek (Hrsg.), Hermann Louis Brill (1895–1959). Widerstandskämpfer und unbeugsamer Demokrat, Wiesbaden 2011
- Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949–2002, Bd. 1, München 2002, S. 100 f.
- Renkhoff, Nassauische Biographie, 2. Aufl., Wiesbaden 1992, S. 83, Nr. 470
- Beier, Arbeiterbewegung in Hessen, Frankfurt am Main 1984, S. 384 f.
- Habel, Wer ist Wer? 11. Ausg. von Degeners Wer ist’s, 1951, S. 72
- Kliemann & Tylor, Who's who in Germany, 1956, 158
- Kürschner's Gelehrten-Kalender, Bd. 8, 1954, S. 250
- Wilhelm Kosch, Biographisches Staatshandbuch, Bd. 1, Bern, 1963, S. 163
- MdR, die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933–1945Düsseldorf, 1991, S. 159
- Manfred Overesch, Hermann Brill in Thüringen 1895–1946. Ein Kämpfer gegen Hitler und Ulbricht, 1992
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Bildquelle:
Bundesarchiv, Bild 146-1974-008-05 / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv Bild 146-1974-008-05, Hermann Louis Brill, CC BY-SA 3.0 DE
- Zitierweise ↑
- „Brill, Hermann Louis“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/119072688> (Stand: 25.4.2024)