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Hessische Biografie

Portrait

Julius (Jacob) Heinrich Friedrich Ludwig Freiherr von Haynau
(1786–1853)

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Haynau, Julius (Jacob) Heinrich Friedrich Ludwig Freiherr von [ID = 2780]

* 14.10.1786 Kassel, † 14.3.1853 Verona
General, Feldzeugmeister, Geheimer Rat, Kämmerer
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • 30.5.1835 Generalmajor
  • Inhaber des 53. Infanterie-Regiments
  • 1843 Kommandant von Verona
  • 30.10.1844 Feldmarschall-Leutnant
  • 30.5.1849 Feldzeugmeister
  • als Armeekorpsführer unter Feldmarschall Joseph Graf Radetzky von Radetz im oberitalienischen Aufstand Eroberer von Peschiera und Ferrara, wegen seiner rücksichtslosen Härte bei der Niederwerfung des Aufstands in Brescia in nur zwei Tagen im Frühjahr 1849 die „Hyäne von Brescia“ genannt;
  • während der ungarischen Revolution Oberbefehlshaber der österreichischen Truppen, Besetzung von Szegedin und Entsetzung von Temeswar;
  • als militärischer Diktator im unterworfenen Ungarn ließ er die Führer der ungarischen Revolution hinrichten, 1850 wegen seiner blutigen Strenge abberufen, 6.7.1850 pensioniert
  • Ehrenbürger von Wien, Graz, Pest, Preßburg, Ödenburg, Arad
Familie

Vater:

Hessen-Kassel, Wilhelm IX. Landgraf von, * Kassel 3.6.1743, † Kassel 27.2.1821

Mutter:

Lindenthal, Rosa Dorothea Freifrau von, 1759–1833

Partner:

  • Weber von Treuenfels, Theresia, (⚭ Pilsen 11.10.1808) * Neuhaus in Böhmen 29.5.1787, † 21.10.1851, Tochter des Johann Baptist Weber von Treuenfels, königlich-kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant

Verwandte:

  • Haynau, Clothilde Freiin von <Tochter>, * 27.9.1809, † Graz 25.11.1897
  • Haynau, Wilhelm Carl* Freiherr von <Bruder>, * 24.12.1779 Hanau, † 21.1.1856 Kassel, Generalmajor, Geheimer Kriegsrat, General
Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck, Bd. 3, 1942

Leben

Der jüngste überlebende Sohn aus der Liaison des Landgrafen und späteren Kurfürsten Wilhelm IX./I. mit Rosa Dorothea Ritter wuchs nach der Verbannung der Mutter unter ihrer Obhut in Babenhausen auf. Bald nach der Konfirmation trat er 1801 als Leutnant in österreichische Dienste, bewährte sich in den napoleonischen Kriegen und war 1815 Major und Bataillonskommandeur. Nach Einsätzen in verschiedenen Teilen der k.u.k.-Monarchie wurde er 1844 Feldmarschallleutnant und Divisionär in Graz und erlebte hier den Ausbruch der 48er Revolution. Unter Feldmarschall Radetzky nahm er an den Kämpfen in Oberitalien teil und verdiente sich mit der blutigen Niederwerfung des Aufstands in Brescia den wohl durch Verdrehung seines Namens gebildeten Hass-Titel der „Hyäne von Brescia“. Im Frühjahr 1849 übernahm er als Feldzeugmeister den Oberbefehl in Ungarn, wo er die revolutionären Aufstände in Raab/Györ, Komorn/Komárom, Szegedin/Szeged und Temesvar/Timișoara mit entsprechender Härte niederschlug. Er erhielt zwar vom Kaiser das Großkreuz des Maria-Theresia-Ordens, musste aber als Generalgouverneur in Ungarn wegen Differenzen über seine harten Vergeltungsmaßnahmen, mit denen der „Blutrichter von Arad“ unter anderem 13 ungarische Revolutions-Generäle, die vordem österreichische Offiziere waren, erschießen oder aufhängen ließ, im Sommer 1850 seinen Abschied nehmen. Selbst eine Stiftung zur Unterstützung von Invaliden, Militärwitwen und -waisen konnte seinen Ruf nicht reparieren. Er verstarb 1853 an einem Schlaganfall. Die Familie wurde durch die Nachkommen seines als badischer Hauptmann im Russland-Feldzug 1812/13 zu Tode gekommenen Bruders Georg (1781–1813) fortgeführt.

Andrea Pühringer

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 154)

Zitierweise
„Haynau, Julius (Jacob) Heinrich Friedrich Ludwig Freiherr von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/118773534> (Stand: 25.3.2024)