Hessische Biografie
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GND-Nummer
11871595X
Kreuder, Ernst [ID = 1526]
- * 29.8.1903 Zeitz, † 24.12.1972 Darmstadt, Begräbnisort: Darmstadt Alter Friedhof
Schriftsteller, Redakteur - Andere Namen ↑
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Pseudonym(e):
Kaisermüller, Norbert
- Wirken ↑
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Werdegang:
- 1909 Mittelschule Offenbach am Main, 1912 Oberrealschule Offenbach am Main, 1918 Lehrzeit bei der Mitteldeutschen Creditbank in Frankfurt am Main
- 1922 Werkstudent der Philosophie in Frankfurt am Main, Abbruch 1925
- Hilfsabreiter in Ziegeleien und auf Schleppkähnen auf dem Main
- seit 1924 Publikationen in der Frankfurter Zeitung
- 1926-1927 mit Hanns Ulbricht auf dem Balkan unter anderem als Journalist
- 1928 mit Carl Mumm, Jan und Max Herchenröder, Ernst Bayerthal und Hanns Ulbricht Herausgeber der Zeitschrift „Wir. Blätter der Jungen“
- 1931 Redaktionsmitglied beim „Simplicissimus“
- 3.1933 die SA stürmt die Redaktion des „Simplicissimus“ und zerstört diese, Endredaktion der letzen ‚freien’ Nummer in Kreuders Wohnung, Ausscheiden
- 12.1933 Mitglied der Reichsschrifttumskammer, Verfasser von Kurzgeschichten für Zeitschriften und Zeitungen
- 10.1934 Umzug nach Eberstadt bei Darmstadt
- 1938 Beginn der Arbeit an dem Roman „die Unauffindbaren“, Umzug nach Halle, Verbindung mit Heiner Ledig-Rowohlt
- 1939 Flucht vor dem Krieg an den Starnberger See
- 4.1940 wieder in Eberstadt in der Kaisermühle
- 1953 Büchner-Preisträger
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Werke:
- 1939 Die Nacht des Gefangenen, Darmstadt, 2. Auflage 1941
- 1944 Das Haus mit den drei Bäumen, Gelnhausen-Gettenbach, Auslieferung erst 1945
- 1946 Die Gesellschaft vom Dachboden, Stuttgart
- 1948 Die Unauffindbaren, Stuttgart
- 1954 Herein ohne anzuklopfen, Hamburg
- 1956 Sommers Einsiedelei, Hamburg
- 1959 Das unbeantwortbare, Mainz
- 1963 Spur unterm Wasser, Frankfurt am Main
- 1966 Tunnel zu vermieten, Darmstadt
- 1973 Der Mann im Bahnwärterhaus, München
- Familie ↑
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Vater:
Kreuder, Ludwig, 1875–1969, Ober-Ingenieur, Erfinder unter anderem einer Papierfalzmaschine und der Brikettpresse, Sohn des Elfenbeinschnitzers Johann Heinrich Kreuder in Offenbach am Main
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Mutter:
Danzmann, Johanna, 1872–1963, Tochter des Johann Danzmann und der Maria Anna
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Partner:
- Matthias, Irene, Heirat 1934, Tochter des Ludwig Christian Matthias, 1875–1925, aus Echzell, Hessischer Staatsrat
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Verwandte:
- Kreuder, Wilhelm <Bruder>, 1904–1974, Maler, Kunstpädagoge
- Nachweise ↑
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Quellen:
- Stadtarchiv Darmstadt St61.
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Literatur:
- Neue deutsche Biographie, Bd. 13, Berlin 1982, S. 21 f. (Margarete Dierks)
- Darmstädter Ehrengräber. Biografien und Bewertungen, hrsg. von der Wissenschaftsstadt Darmstadt, Darmstadt 2016, S. 116-118
- Stadtlexikon Darmstadt, Stuttgart 2006, S. 521 f. (Fritz Deppert)
- L. v. Lehsten, Ernst Kreuder, 1903–1972, in: Hessische Familienkunde 26, 2002-2003, Sp. 552
- Christoph Schulz, „Macht die Augen auf und träumt!“ Ernst Kreuders erzählerisches Werk, Frankfurt am Main u. a. 1992
- Christoph Stoll/Bernd Goldmann (Hrsg.), Ernst Kreuder. Von ihm / Über ihn, Mainz 1974
- Leben ↑
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Durch die Romane von Knut Hamsun inspiriert entwickelte sich Ernst Kreuder zum Reisenden, Schriftsteller und Zeitkritiker. Mit Max Herchenröder, Hans Ulbricht und Carl Mumm verband ihn eine Freundschaft, in deren Folge man noch in den 50er Jahren in Darmstadt zu einem sogenannten „Animalistischen Club“ und Festen zusammenkam.
Seit 1924 konnte Ernst Kreuder in der Frankfurter Zeitung, später auch im Hessischen Volksfreund Gedichte und Beiträge publizieren.
Mit Hans Ulbricht ging er 1926 auf Wanderschaft mit Ziel China, endete aber aufgrund einer Malariaerkrankung schon in Saloniki.
1932 wurde Ernst Kreuder in die Redaktion des Simplicissimus aufgenommen. 1933 erlebte er die Erstürmung und Demolierung der Redaktionsräume durch die SA-Horden. Es gelang ihm nur noch eine Nummer zusammenzustellen, 1934 zog er nach Darmstadt-Eberstadt in die Kaisermühle. Von diesem Domizil her wählte er auch das Pseudonym „Norbert Kaisermüller“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Kreuders größter und einziger, auch im Ausland durch Übersetzungen anerkannter Erfolg der Roman „Die Gesellschaft vom Dachboden“. Seine folgenden Romane „Die Unauffindbaren“ oder „Herein ohne anzuklopfen“ fanden keine größere Resonanz mehr.
In Darmstadt hat man dem für eine bessere Welt kämpfenden, atheistischen Schriftsteller jedoch stets großes Interesse entgegengebracht, so auch anläßlich einer Ausstellung im Haus der Geschichte zu seinem 100. Geburtstag im Jahr 2003.
Lupold von Lehsten
- Zitierweise ↑
- „Kreuder, Ernst“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/11871595X> (Stand: 15.4.2024)