Hessische Biografie
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GND-Nummer
118597671
Radowitz, Joseph Maria Ernst Christian Wilhelm von [ID = 6390]
- * 6.2.1797 Blankenburg am Harz, † 25.12.1853 Berlin, evangelisch; katholisch
General, Politiker, Diplomat, Gesandter, Außenminister - Wirken ↑
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Werdegang:
- Herr auf Michelwitz (Kreis Trebnitz), Besitzer des Gutes Rüthen bei Brilon
- Schulzeit in Altenburg und in Frankreich
- Eintritt in den Königlich Westphälischen Militärdienst
- 1808-1811 Besuch der Militärschulen in Mainz, Charleroi und Straßburg und der polytechnischen Schule in Paris
- 1810 katholisch
- 1811 Souslieutenant bei der westphälischen Artillerie
- 1812 Sekondelieutenant im 1. westphälischen Artillerieregiment, ab 1813 Batterieführer
- Frühjahr 1813 Feldzug im Hauptquartier des Marschalls Macdonald, unter anderem Schlacht bei Groß-Görschen
- Herbst 1813 Teilnahme am Feldzug als Führer der westphälischen Fußbatterie bei der 31. Division unter anderem auch an der Völkerschlacht von Leipzig, zweimal verwundet, Kriegsgefangenschaft
- Teilnahme an den Befreiungskriegen auf französischer Seite als westfälischer Artillerieoffizier
- Lehrtätigkeit an der Kriegsschule in Kassel
- 1823 Eintritt in preußische Dienste als Lehrer an der Kriegsschule und Generalstabsoffizier
- Königlich Preußischer Generalleutnant
- 1830 Chef des Generalstabes der Artillerie
- seit 1831 Verfasser zahlreicher Artikel gegen die Revolution im konservativen Berliner „Politischen Wochenblatt“
- 1836 Militärbevollmächtigter am Deutschen Bundestag in Frankfurt am Main
- 1842 Gesandter in Karlsruhe
- 1848 führte als Vertrauter Friedrich Wilhelms IV. Verhandlungen über eine Bundesreform in Wien, die durch die Märzrevolution hinfällig wurden
- 4.1848 auf eigenen Wunsch aus preußischen Diensten entlassen
- 20.5.1848-30.5.1849 Mitglied der Deutschen Nationalversammlung für den Wahlbezirk Provinz Westfalen 7 (Rüthen), Führer der äußersten Rechten und des katholischen Vereins
- Befürworter eines preußisch-deutschen Bundesstaates auf konstitutioneller Basis
- 1850 Mitglied des Volkshauses des Deutschen Parlaments für die Provinz Sachsen (Wahlbezirk 17: Erfurt-Stadt und -Land, Weißensee, Ziegenrück, Schleusingen)
- 1850 Königlich Preußischer Minister des Auswärtigen
- 1852 bis zu seinem Tode Leiter der Militärbildungsanstalten in Berlin
- Ritter des Schwarzen Adler-Ordens
- auf Michelwitz, Kreis Trebnitz
- Familie ↑
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Vater:
Radowitz, Joseph* Maria, 1745–1819, aus Klausenburg, Siebenbürgen, Herzoglich Braunschweigischer Kommissionsrat, Sohn des Joseph Demetrius Radowicz, 1717–1772, Kaiserlicher Offizier, und der Maria Caroline von Kinsky
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Mutter:
Könitz, Therese Freiin von, 1766–1828, verheiratet I. mit Haubold Reinhard von Einsiedel, 1746–1831, Sächsischer Hauptmann, aus Saalfeld, Tochter des Ernst Friedrich Freiherr von Könitz, 1742–1800, Herzoglich Sachsen-Coburgischer Oberstleutnant, Fürstlich Schwarzburgischer Kammerjunker, und der Friederike von Kirchbach, 1741–1792
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Partner:
- Voß, Marie Gräfin von, (⚭ Berlin, Hedwigskirche, 23.5.1828) * Berlin 27.4.1807, † Berlin 1.10.1889, evangelisch, aus Berlin, Tochter des Ernst Graf von Voß, 1779–1832, auf Groß-Giewitz, 1827 Königlich Preußischer Kammerherr, außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in Neapel, und der Luise von Berg, 1780–1865
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Verwandte:
- Radowitz, Clemens von <Sohn>, 1832–1890, 1875 Königlich Preußischer Generalleutnant seit 1875
- Radowitz, Josef Maria von, 1839–1912, Kaiserlicher Deutscher Botschafter in Madrid
- Nachweise ↑
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Quellen:
- Nachlaß: GStA Preußischer Kulturbesitz, Berlin-Dahlem
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Literatur:
- Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 27, Leipzig 1888, S. 141-152 (Rochus Freiherr von Lilienthal)
- Neue deutsche Biographie, Bd. 21, Berlin 2003, S. 99 f. (Bärbel Holtz)
- Lengemann, Das Deutsche Parlament (Erfurter Unionsparlament) von 1850. Ein Handbuch, München/Jena 2000, S. 242-244
- Best/Weege, Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, Düsseldorf 1996, S. 267 f.
- Frankfurter Biographie, Bd. 2, Frankfurt am Main 1996, S. 164 (Reinhard Frost)
- Koch (Hrsg.), Die Frankfurter National-Versammlung 1848/49. Ein Handlexikon der Abgeordneten der deutschen verfassungsgebenden Reichs-Versammlung, Kelkheim 1989, S. 320 f. (Roland Hoede)
- GHdA Adlige Häuser B, Bd. 1, 1954, S. 328
- Priesdorff, Soldatisches Führertum Bd. VI, S. 222-225, Nr. 1850 (P);
- Priesdorff, Soldatisches Führertum, Bd. X, S. 262 f., Nr. 3330 (Sohn Clemens)
- P. Hassel, Joseph Maria von Radowitz, Bd. 1, 1797–1848, Berlin 1905 (mehr nicht erschienen);
- Friedrich Meinecke, Radowitz und die deutsche Revolution, 1913;
- W. Frueh, Radowitz als Sozialpolitiker. Seine Gesellschafts- und Wirtschaftsauffassung unter besonderer Berücksichtigung der sozialen Frage, Berlin 1937
- E. Ritter, Radowitz. Ein katholischer Staatsmann in Preußen, verfassungs- und konfessionsgeschichtliche Studie, 1948;
- W. B. Morris, The road to Olmütz, The Career of Joseph Maria von Radowitz, 1976;
- K. Canis, Joseph Maria von Radowitz, Konterrevolutionär und preußischer Unionspolitiker. In: Männer der Revolution von 1848, Bd. 2, 1987, S. 449-486;
- K. Canis, Vom Staatsstreich zum Unionspolitiker. Die Interdependenz von innerer, deutscher und äußerer Politik der preußischen Regierung am Ende der Revolution 1848/49. In: W. Schmidt (Hg.), Demokratie, Liberalismus und Konterrevolution, Studien zur deutschen Revolution von 1848/49, 1998, S. 431-484;
- D. E. Barclay, Ein deutscher „Tory democrat“? Joseph Maria von Radowitz (1797-1853), in: H. C. Kraus (Hrsg.), Konservative Politiker in Deutschland, 1995, S. 37-67
- H. Beck, Joseph Maria von Radowitz and the Implications of Nineteenth-Century German Social Thought, In: German History Bd. 13, 1995, S. 163-181
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Bildquelle:
Machahn 20:40, 6 September 2006 (UTC), Joseph von radowitz, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons (beschnitten)
- Zitierweise ↑
- „Radowitz, Joseph Maria Ernst Christian Wilhelm von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/118597671> (Stand: 28.11.2023)