Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Biografie

Fettmilch, Vinzenz [ID = 12419]

* 1565-1570 Büdesheim, † 28.2.1616 Frankfurt am Main, evangelisch-reformiert
Soldat, Schreiber, Lebkuchenbäcker
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Fedtmilch, Vincenz
Wirken

Werdegang:

  • Soldat
  • 11.6.1593 Erteilung des Bürgerrechts der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main nach der Heirat der Frankfurter Bürgerstochter Catharina Schiele, lässt sich als Advokatschreiber nieder
  • 1595 bewirbt er sich vergeblich am Weißfrauenkloster auf eine Schreiberstelle mit festem Sold, eine Lizenz als Schankwirt wird ihm wegen der fehlenden Kaution durch die Stadt nicht erteilt, danach
  • Niederlassung als Lebkuchenbäcker und Mitglied in der Zunft der Fettkrämer
  • 1607 erwirbt er das Haus „Zum Hasen“ in der Töngesgasse
  • 7. 1612 nachdem der Rat der Stadt den Bürgern die nach den Bestimmungen der Goldenen Bulle vorgeschriebene Offenlegung ihrer Privilegien bei der Krönung eines neuen Kaisers verweigert, bildet sich ein Bürgerausschuss, dem auch Vinzenz Fettmilch angehört. Die Bürger fordern darüber hinaus auch eine Verringerung der Anzahl der Juden und einen wöchentlichen Kornmarkt. Es folgen drei Jahre der Bürgerunruhen und Aufstände, die später nach ihrem Hauptsprecher als Fettmilch-Aufstand bezeichnet werden.
  • 11.1613 die städtischen Zünfte berufen die verstoßenen Wortführer der Aufstandsbewegung in den Ausschuss; Vinzenz Fettmilch erhält die Funktion eines Direktors. Sie stellen ihm einen Schadlosbrief aus.
  • 22.8.1614 Anführer bei der Stürmung und Plünderung der Frankfurter Judengasse
  • 23.8.1614 Vinzenz Fettmilch verkündet den auf dem Judenfriedhof versammelten Juden im Namen der Bürgerschaft, dass ihr Schutz aufgekündigt ist. Der Rat der Stadt lässt daraufhin die Frankfurter Juden aus der Stadt bringen.
  • 29.8.1614 Kaiser Matthias verhängt die Reichsacht über die Anführer des Aufstandes Vinzenz Fettmilch, Konrad Gerngroß und Konrad Schopp
  • 24.11.1614 beantragt der Ratsherr Matthias Müller die Verhaftung von Vinzenz Fettmilch
  • 27.11.1614 Verhaftung durch den Schöffen Hans Martin Baur von Eyßeneck nach einem Handgemenge, Arrestierung in der Bornheimer Pforte und Befreiung aus seinem Gefängnis durch aufgebrachte Handwerksgesellen. Vinzenz Fettmilch verschanzt sich in seinem Haus Zum Hasen in der Töngesgasse
  • 28.11.1614 Vinzenz Fettmilch ergibt sich der Stadtwache unter Führung von Hans Martin Baur und wird im Katharinenturm interniert
  • 2.12.1614 aus Sicherheitsgründen Auslieferung Vinzenz Fettmilchs am Gutleuthof an den Schultheißen von Mainz, der ihn nach Aschaffenburg bringt, wo er bis zu seiner Hinrichtung im neuen Schloss des Mainzer Erzbischofs inhaftiert und verhört wird
  • 28.2.1616 öffentliche Hinrichtung in der Stadt auf dem Roßmarkt in Anwesenheit aller Männer der Stadt unter starkem militärischem Aufgebot. Angeklagt war Vinzenz Fettmilch der Anstiftung zum Aufruhr, der Amtsanmaßung, Urkundenfälschung, unterlassenen Hilfeleistung sowie des Verrrats und Diebstahls in der Judengasse. Vor der Hinrichtung schlägt ihm der Henker die Schwurfinger ab. Nach der Hinrichtung wird der Körper von Vinzenz Fettmilch gevierteilt, sein Kopf mit den Köpfen von drei weiteren hingerichteten Anführern des Aufstands am Brückenturm der Alten Brücke aufgesteckt. Sein Haus in der Tönngesgasse wird geschleift und blieb bis 1880 unbebaut. Seine Familie wird aus der Stadt, dem Erzbistum Mainz und Hessen verwiesen. Die Frankfurter Juden, die im Januar 1616 unter kaiserlichem Schutz wieder in die Judengasse zurückgeführt worden sind, feiern danach den 28. Februar alljährlich als Purim Vinz.

Lebensorte:

  • Büdesheim; Frankfurt am Main
Familie

Vater:

Fettmilch, Reinhard, (vermutlich), berittener Soldat der Reichsburg Friedberg, 1572 als Untergrefe (Bürgermeister) von Büdesheim genannt

Partner:

  • Schiele, Catharina, Heirat Frankfurt am Main 8.10.1593

Verwandte:

  • Fettmilch, Johann Eitel <Bruder>, 1598 Student an der Universität Marburg, Licentiat der Rechte, Schreiber, Rechtsgelehrter, Mitglied des Frankfurter Stadtrats
Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Unknown, Vinzenz Fettmilch, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons (beschnitten)

Zitierweise
„Fettmilch, Vinzenz“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/118532685> (Stand: 28.11.2023)