Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Biografie

Neuhoff-Oppenheimer, Emma [ID = 6383]

* 29.4.1881 Frankfurt am Main, † 2.2.1968 Frankfurt am Main, evangelisch
Reiterin
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Oppenheimer, Emma
  • Oppenheimer, M. J.
  • Neuhoff-Oppenheimer, Emma-Karen
Wirken

Werdegang:

  • aufgewachsen in Frankfurt, „Haidestraße“ = Heidestraße 60 sowie Bergerstraße, 3. Stock
  • 1887-1897 Schulzeit wohl incl. „Selecta“ auf Humboldtschule, einer Höheren Töchterschule
  • 17.12.1901 Hochzeit
  • 1903, 1904 Geburt der Tochter und des Sohnes, die beide konfirmiert werden
  • 1920-1924 Championat im Springreiten der Damen
  • 1922 Championat im Dressurreiten der Damen
  • 1922-1933 aktiv beim Gestüt „Erlenhof“ in Bad Homburg
  • 1.4.1934 bis November 1935 Umzug nach Romberg 3, Königstein, gemietet von Wronker; sie betreibt „Pension Romberg“
  • 15.4.1936 Umzug ins Städtische Kurhaus Bad Herrenalb, das sie betreibt
  • 25.6.1936 Scheidung
  • 1936-1938 Pächterin des Kurhauses in Bad Herrenalb
  • ab 1.12.1938 Teilinhaberin eines Ladengeschäfts in Frankfurt, Kaiserstraße 15
  • 1951, 1966 Würdigung ihrer runden Geburtstage durch Frankfurter Tageszeitungen und Eintrag in die Stadtchronik

Werke:

  • Meine Pferde, in: Deutsche Sankt Georg Sportzeitung, 25, 1924-1925, H. 1, S. 55-60
  • Etwas über Damenreitsport, in: Rolf Roeingh, Hg., Das Deutsche Reiterbuch, Berlin/Wien/Leipzig 1929, S. 58-60
Familie

Vater:

Neuhoff, Georg Emil*

Mutter:

Schäfer, Karoline

Partner:

Verwandte:

  • Spiegler, Paula Herta, geb. Oppenheimer <Tochter>, 1903-1985
  • Oppenheimer, Walter Georg <Sohn>, 1904-1972, Dr.
Nachweise

Quellen:

  • Frankfurter Adreßbücher 1891-1897, 1938-1955
  • HHStA Wiesbaden Abt. 458/a Nr. 1314; Abt. 518 Nr. 9281; Abt. 685 Nr. 627, Bl. 2.
  • HHStAW Bestand 518 Nr. 9281 (Bd. 1, Bl. 78, 80, Bd. 2, Bl. 264a, f, i, k, 293)
  • HHStAW Bestand 518 Nr. 11289 (Bd. 1, Bl., 24, 57, 128, 133, 144, 146; Bd. 2, Bl. 233; Bd. 3, Bl. 2)
  • ISG Frankfurt am Main A.54.03 Nr. 4778; S2 5185; S2 13779.
  • Städtische Kurverwaltung, Höhenluft- und Nervenkurort Königstein im Taunus, Hg., Wohnungs- und Gaststättenverzeichnis für Kurgäste. Kurzeit 1935/36, Königstein [1935]
  • Stadt Frankfurt, Geburtsregister 1881, Standesamt I, S. 240, Nr. 1440 [digital]; Heiratsregister 1901, Standesamt I, Bl. 155, Nr. 2570 [digital].

Literatur:

  • Frankfurter Biographie 2, S. 96 (Fro).
  • Hans-Jürgen Apel, Sonderwege der Mädchen zum Abitur im Deutschen Kaiserreich. Bildung zur Studierfähigkeit und Durchsetzung der Abiturberechtigung am Ausgang des Kaiserreichs (1908), in: Zeitschrift für Pädagogik, 34, 1988, S. 171-189, Anm. 1
  • Von Frankfurt und Frankfurtern, in: FAZ, 28.4.1951, S. 12
  • Deutsche Sankt Georg Sportzeitung, 25, 1924-1925, H. 30, [3. H. in 1925], S. 18
  • Heinz Grosche, Geschichte der Juden in Bad Homburg vor der Höhe 1866 bis 1945, Frankfurt am Main 1991, S. 61f.
  • International Sport – Internationaler Sport, 1928-1929, [Mitarbeiter: Wilhelm Müseler, H. Haspberg, S. Kohls, Alphons Stock, Erich Wolter], Berlin/Den Haag, S. 73, 98
  • lk, Die „grande Dame“ der Turniere. Emma Neuhoff-Oppenheimer wird 85 / Liebe zum Pferd und zur Musik, in: FR, 28.4.1966
  • Jahrbuch umfassend alle in Deutschland veranstalteten öffentlichen Preisbewerbungen im Rahmen des Reit- und Fahr-Sports, 2, 1920, S. 261; Jahrbuch für Halbblutprüfungen, hg. v. Reichsverband für Zucht und Prüfungen deutschen Halbbluts, 3, 1921, S. 275; Jahrbuch für Prüfungen des Warmblutpferdes, 4, 1922, S. 68; 5, 1923, S. 163; 6, 1924, S. 208
  • Walther Kleffel, Turnier-Jahr 1922, in: Sport im Bild. Das Blatt der guten Gesellschaft, 29, 1923, H. 11, S. 340f.
  • Reichs-Handbuch der deutschen Fremdenverkehrsorte, Reichs-Bäder-Adressbuch, 8, 1934, S. 385; Reichs-Handbuch der deutschen Fremdenverkehrsorte. Wegweiser durch Deutschland für Kur, Reise und Erholung, 10, [1938], S. 1106
  • Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Bd. 2. Berlin 1931, S. 1364
  • Rolf Roeingh, Hg., Deutsche Turnier- und Herrenreiter in Wort und Bild, Berlin 1924, S. 10
  • Robert Bunsow, Das deutsche Derby 1929. Ein Triumph vaterländischer Vollblutzucht und sachverständiger Gestütswirtschaft, in: Rundschau für Vollblutzucht und Rennsport, 7, 1929, S. 147-158, hier S. 148f.
  • Werner Schubert, Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen, Bd. 173, Berlin 2008, S. 198-209
  • Sport im Bild. Das Blatt der guten Gesellschaft, 27, 1921, H. 43, S. 1690, 1707
  • Jutta W. Thomasius, Zwischen Salon und Tattersall. Emma Neuhoff-Oppenheimer 85 Jahre, in: FNP, 29.4.1966
Leben

Frühe Erfahrungen mit Pferden bestanden bei Emma Neuhoff nur in einem „Ackergaul“.1 Das änderte der Unternehmer Moritz James Oppenheimer, der „in Butzbach in Hessen geboren“ worden war. Seine „Eltern waren der Papierfabrikant Meier Oppenheimer und dessen Ehefrau Pauline, geb. Seligmann.“2 Ihr Ehemann eröffnete Emma Oppenheimer den Zugang zu sehr guten Pferden, dank derer sie in der ersten Hälfte der 1920er Jahre fünf Mal Deutschlands „Champion im Damenspringen“3 wurde. Als „Championat“ wurde der Sieg in der Gesamtwertung eines Jahres bezeichnet. Zu ihren Erfolgen trug bei, dass sie an sehr vielen Turnieren teilnahm: so wurden 46 Jagdspringen für 1922 und 30 für 1923 berücksichtigt, was zahlenmäßig weite Abstände zur Konkurrenz bedeuteten.4 Ihr Motto im Turniersport war: „Lerne leiden, ohne zu klagen.“ Darüber hinaus schuf ihr Mann 1922 das Gestüt „Erlenhof“ in Bad Homburg. Nach seinem Konkurs verlor er als Jude auch den „Erlenhof“ im November 1933.5 „Für nur einige hunderttausend Mark gelangten nahezu 400 Morgen Gestütsbesitz … in den Besitz des … Baron Dr. Heinrich von Thyssen-Bornemisza.“6 Es kam im Zeitraum 1934/35 zur Trennung von ihrem jüdischen Ehemann und dann zur Scheidung 1936;7 er wohnte in Bad Nauheim „im Ernst-Ludwig-Ring 10“ und „meldete sich am 12. März 1940 nach Wiesbaden ab“,8 sodass er damals mehrfach den Wohnsitz wechselte.9 Nach jahrelanger Verfolgung nahm er sich dort am 4. Mai 1941 das Leben.10 Nach dem Konkurs ihres Mannes wurde Frau Oppenheimer zur Geschäftsfrau.11 Sie betrieb die „Pension Romberg“ in Königstein wohl vom April 1934 bis November 1935;12 für das Haus werden 18 Betten genannt, es zeigt Komfort und ist hochpreisig.13 Die Kategorie I gilt auch für die 60 Betten, die Frau Neuhoff beim Kurhaus von [Bad] Herrenalb angab, das sie zugleich als „behagliche[s] Familienhotel“14 kennzeichnete. Sie war am 15.4.1936 dorthin verzogen.15 Ab dem 1.12.1938 war sie Teil-Inhaberin16 beim Modegeschäft für Damen „´Efi´ Fick & Neuhoff“17 in der Kaiserstraße 15 gegenüber dem „Frankfurter Hof“. Unter „Damenmoden Anna Höchberg“ hatte das Geschäft bis zum November Minnie Badmann gehört, die deportiert und ermordet wurde.18 Das Geschäft ist „1945 in Liquidation getreten“.19 Unter „Lady“ versuchte sie bis 1947, es an gleicher Stelle fortzuführen.20 Neuhoff-Oppenheimer setzte sich mit juristischen Mitteln für Vermögenswerte ein. Im Alter verfügte sie über Einnahmen aus einem Hausgrundstück.21

Emma Oppenheimer führte den Namen „Oppenheimer“ durch Heirat, vereinzelt auch als „Frau M. J. Oppenheimer“. Seit der Scheidung am 25. Juni 1936 mit Änderung am 31. August 1936 nannte sie sich „Neuhoff, geb. Neuhoff“. In der Nachkriegszeit firmierte sie mit neuem Mittelnamen unter „Emma Karen Neuhoff-Oppenheimer“.

Gunter Stemmler


  1. Siehe lk, dame.
  2. Das Holocaust Erinnerungsmal in Bad Nauheim, [digital].
  3. Roeingh, Herrenreiter, S. 10.
  4. Siehe Jahrbuch Prüfungen 4, 1922, S. 68; 5, 1923, S. 163. Der Dank für Auskunft und Beratung geht an Frau Hiltraut Bergmann, Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN), im Oktober und November 2022.
  5. Siehe Grosche, Geschichte, S. 61 f.
  6. Otto soll's gewesen sein, in: Der Spiegel, 19.8.1952, [digital].
  7. Offenkundig gemäß BGB, 1896, § 1567, 2, „wenn ein Ehegatte sich ein Jahr lang gegen den Willen des anderen Ehegatten in böslicher Absicht von der häuslichen Gemeinschaft fern gehalten hat“, vgl. Landgericht Gießen 2 R 51/1935.
  8. Das Holocaust Erinnerungsmal in Bad Nauheim, [digital].
  9. Siehe HHStAW, Abt. 518 Nr. 11289, Bd. 2, Bl. 308.
  10. Siehe HHStAW, Abt. 458/a Nr. 1314; Abt. 518 Nr. 9281, Bd. 1, Bl. 78, 80.
  11. Siehe ISG, A.54.03 Nr. 4778; HHStAW, Abt. 518 Nr. 11289, Bd. 1, Bl. 24, 109, 127 f.; Bd. 2, Bl. 148, 233.
  12. Siehe HHStAW, Abt. 518 Nr. 11289, Bd. 2, Bl. 233.
  13. Siehe Städtische Kurverwaltung, [o. S.]
  14. Reichs-Handbuch, 10, [1938], S. 1106; 1934 lag die Bettenzahl bei 50, siehe Reichs-Handbuch, 8, 1934, S. 385.
  15. Siehe Stadtarchiv Königstein, Meldekarte.
  16. Zusammen mit Erna Fick, siehe Ffter Adreßbuch, 1940, IV, S. 52.
  17. Frankfurter Adreßbuch, 1939, III, S. 73.
  18. Siehe Shoah Memorial Frankfurt, digital; siehe zum jüdischen Angestellten Max Badmann auf der Webseite der Historischen Gesellschaft der Deutschen Bank, (aufgerufen am 2.1.2023); Frankfurter Adreßbuch, 1938, IV, S. 53.
  19. Auskunft Ingo Köhler, Hessisches Wirtschaftsarchiv, Darmstadt, 21.12.2023.
  20. Siehe HWA, Bestand 3, Akte 30590, Firmenakte Efi Fick & Neuhoff; Bestand 3, Firmenkartei A-Z, [Lady], (Karteikartensammlung der IHK Frankfurt/M.).
  21. Siehe HHStAW, Abt. 518 Nr. 11289, Bd. 1, Bl. 144.
Zitierweise
„Neuhoff-Oppenheimer, Emma“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/1124713808> (Stand: 6.3.2024)