Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Contemporary History in Hessen - Data · Facts · Backgrounds

Meteoritenfall bei Breitscheid, 11. August 1956

In Breitscheid, etwa acht Kilometer westlich von Herborn in Lahn-Dill-Kreis, geht ein Gewöhnlicher Chondrit (Bronzit-Olivin-Chondrit) mit etwa 1,5 Kilogramm Gewicht nieder. Er schlägt auf einer Wiese ein und verursacht keine Schäden.

Gegen 15:30 Uhr (MEZ) vernehmen Bewohner der kleinen Ortschaft ein „Geräusch wie von einer fallenden Bombe, das sich immer mehr verstärkte, als würde man aus einer Lokomotive Dampf ablassen“ (so eine der Absturzstelle besonders nahe Augenzeugin). Zuvor sei „eine etwa 1m lange, nach hinten zu breiter werdende Feuerbahn von hellgelber bis roter Färbung“ zu sehen gewesen. In einem backsteingroßen Loch auf der Wiese eines Gartengrundstücks findet sich in etwa 40 Zentimetern Tiefe ein in vier ungleiche Teile zerbrochener schwarzer Stein, der auf einen Basaltstein im Boden aufgetroffen war. Zusammengesetzt misst der aus dem All herabgestürzte Festkörper etwa 15 Zentimeter in der Länge, zehn Zentimeter in der Breite und hat eine Dicke von vier Zentimetern. Anwohner halten den innen feinkörnig glitzernden und zementgrauen, außen jedoch schwarz gefärbten Himmelskörper zunächst für ein Stück Zement, das von einem zufällig während des Absturzes vorbei fliegenden Flugzeug herabgefallen ist. Der in Breitscheid lebende und als Chemotechniker im Labor der Burgerhütte bei der Burger Eisenwerke GmbH tätige Günther Thielmann ist bei Begutachtung der Bruchteile des Fundstücks als erster davon überzeugt, dass es sich um einen Meteoriten handelt. Thielmann führt in der Bürgerhütte die erste quantitative chemische und metallographische Laboranalyse des Himmelskörpers durch. Kurze Zeit später entsendet der auf den Fund aufmerksam gewordene Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemie (Otto-Hahn-Institut) in Mainz, Friedrich A. Paneth (1887–1958) einen Mitarbeiter nach Breitscheid. Die Wissenschaftler rekonstruieren mit Unterstützung einiger ortsansässiger Helfer die genauen Umstände des Absturzes und vertiefen die wissenschaftliche Analyse des Meteoriten.
(KU)

Records
Additional Information
  • F.A. Paneth, F. A.: Der Meteorit von Breitscheid – I. in: Geochimica et Cosmochimica Acta, Volume 17 (1959), Issues 3–4 (November) 1959, S. 315-319.
Recommended Citation
„Meteoritenfall bei Breitscheid, 11. August 1956“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/4927> (Stand: 11.8.2021)
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