Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

The Topography of National Socialism in Hessen

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Münchmühle, KZ-Außenlager

Münchmühle, Gemeinde Stadtallendorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf | Historical Gazetteer
Plausdorfer Weg, gegenüber dem Wasserwerk – During the NS Era: Lager Münchmühle
Classification | Utilization | Indices | References | Illustrations | Citation
Classification

Category:

Verfolgung

Sub Category:

Konzentrationslager 

Utilization

Object Description:

Anfang 1940 erbaut, diente das aus 26 Baracken bestehende Lager zu verschiedenen Zeiten der Unterbringung von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und Einheiten des Reichsarbeitsdienstes. Im August 1944 wurde es zu einem Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald umfunktioniert. Es war umzäunt. Die Bewachung oblag Wachleuten aus Buchenwald und dienstverpflichteten Arbeiterinnen der Allendorfer Sprengstoffindustrie.

Description:

Eigentümer des Lagers war die reichseigene Firma „Verwertungsgesellschaft für Montanindustrie GmbH“. Ihr gehörten auch die gesamten Werksanlagen, welche aber von einer Tochterfirma der Dynamit-Aktien-Gesellschaft (DAG) gepachtet wurden: Die „GmbH zur Verwertung chemischer Erzeugnisse“ produzierte und verfüllte hier (wie andernorts im Reich) Sprengstoffe für die Wehrmacht.

Die 1.000 weiblichen Häftlinge, die von August 1944 bis Ende März 1945 im Barackenlager lebten, stammten mehrheitlich aus Ungarn, zum Teil aber auch aus der Slowakei. Bei der ersten Gruppe handelte es sich um Jüdinnen, die infolge der Besetzung Ungarns am 19. März 1944 ghettoisiert und anschließend nach Auschwitz deportiert worden waren. Ihre dortige Einstufung als „arbeitsfähig“ hatte sie vor der sofortigen Ermordung bewahrt. Im KZ-Außenlager wurden sie sowohl zu Erdarbeiten als auch in den Abfüllanlagen für Granaten und Bomben sowie für Tätigkeiten in der Wäscherei und Schneiderei eingesetzt. Das Verfüllen der Granaten war eine ausgesprochen schwere und mit gesundheitlichen Risiken verbundene Arbeit. Die Schichten dauerten acht bis zwölf Stunden und umfassten eine halbstündige Pause. Während die jüngeren Frauen vielfach im Lager arbeiteten, wurde ein anderer Teil der Häftlinge in der Landwirtschaft eingesetzt. Diese Arbeit hatte im Allgemeinen den Vorteil besserer Arbeitsbedingungen und Verpflegung.

Die Fabrik stellte ihre Produktion erst kurz vor dem Eintreffen der amerikanischen Truppen in der letzten Märzwoche 1945 ein. Die Häftlingsgruppen wurden auf einen von Wachmannschaften begleiteten Marsch nach Bergen-Belsen geschickt, der sich aber komplett auflöste. Dabei kam es zu keinenen Tötungshandlungen.

Utilized From (First Mention):

August 1944

Utilized Until (Last Mention):

27.3.1945

Other Utilizations of this Object:

Post NS-Utilization:

Auf dem Fundament des Wasch- und Toilettengebäudes wurde 1988 die Gedenkstätte Münchmühle errichtet.

Indices

Places:

Münchmühle

Keywords:

Außenkommando · Konzentrationslager · Verfolgung · Wirtschaft

References

Bibliography:

Weblinks:

Illustrations

Illustrations:

Citation
„Münchmühle, KZ-Außenlager“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/nstopo/id/321> (Stand: 8.12.2021)