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Hessian Biography

Portrait

Charlotta Amelia Fürstin Rakoczy
(1679–1722)

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Rakoczy, Charlotta Amelia Fürstin [ID = 15952]

* 26.2./8.3.1679 Kassel, † 18.2.1722 Paris, katholisch
Other Names | Activity | Family Members | References | Life | Citation
Other Names

Maiden Name:

Hessen-Wanfried, Charlotta Amelia Landgräfin von

Family Members

Father:

Hessen-Wanfried, Carl Landgraf von, * Rheinfels 19./29.7.1649, † Langenschwalbach 3.3.1711

Mother:

Leiningen-Dagsburgg, Juliana Alexandrina Gräfin von, 1651–1703

Partner(s):

  • Rakoczy, Franz II. Leopold Fürst und Fürst von Siebenbürgen, 1676–1735

Relatives:

References

Bibliography:

Image Source:

Fürstin Charlotte Rakoczy, Ölbild von David Richter, Nationalmuseum Budapest/Historische Gemäldegalerie (Foto: Wikipedia) (beschnitten), in: Franz, Das Haus Hessen, Darmstadt 2012, S. 207

Life

Charlotte Amelie erhielt schon 1686 ein Kanonikat des Stifts Thorn (bei Roermond, Provinz Limburg). Obwohl kränklich, verließ sie das Stift 1694 kurz nach der offiziellen Einführung und heiratete, erst 15-jährig, gemäß einem durch den kurmainzischen Residenten Gaudin in Wien vermittelten Arrangement den 18-jährigen ungarischen Magnaten und Fürsten von Siebenbürgen, Franz II. Leopold Rakoczy, dessen Vater als Angehöriger einer überwiegend protestantischen Familie zum Katholizismus übergetreten war. Der Heiratskontrakt mit Rakoczy, dem man zuvor Ehen mit Wilhelmina Amelia von Braunschweig-Lüneburg, der späteren Gemahlin Kaiser Josephs I., und mit Charlottas Halbschwester Magdalena Sibylla von Hessen-Darmstadt (1671–1720), der unverheiratet gebliebenen Tochter Landgraf Georgs des Mittleren, vorgeschlagen hatte, wurde am 26. September 1694 in Köln unterzeichnet, wo auch die eher dem Vermögen des Brautvaters als dem des Bräutigams angepasste bescheidene Hochzeitsfeier stattfand. In seinen Memoiren bekennt Rakoczy, dass die ersten Ehejahre in Ungarn von Charlotte Amelias heftigen Eifersuchtsszenen überschattet wurden.

Schon bald bestimmte jedoch vor allem die Politik das Leben des jungen Ehepaars. Wie der Großvater Peter Zrinyi (1621–1671), Ban von Kroatien, und Stiefvater Graf Imre Thököly (1657–1705) sah sich auch Franz Leopold als Unterstützer der ungarischen Freiheitsbewegung bald der Verfolgung durch die Wiener Zentralregierung ausgesetzt. Er wurde 1701 in Wiener Neustadt inhaftiert und konnte nur mit Hilfe seiner Frau, der es – verkleidet als einfache Landfrau – gelang, ihn mehrfach im Gefängnis zu besuchen, nach Polen fliehen. In den folgenden zehn Jahren kämpfte er, vom ungarischen Volk als Freiheitsheld verehrt, weiter gegen die Habsburger Herrschaft, erlitt aber mit seiner Aufstands-Armee 1708 eine vernichtende Niederlage. Seine Güter wurden konfisziert und er selbst in die Verbannung geschickt. Charlotte Amelie wurde mit ihren beiden Kindern im Kloster der Wiener Ursulinerinnen festgehalten; sie konnte nach Böhmen fliehen, wurde wieder verhaftet und erst 1711 mit dem Friedensschluss von Szathmar in die Freiheit entlassen.

Da Rakoczy dem Hause Habsburg die verlangte Huldigung verweigerte, folgte eine jahrelange unstete Flucht, die nach Sachsen, Hessen, Danzig und Warschau führte und das Ehepaar schließlich zwang, Asyl in Frankreich zu suchen. Charlotte Amelie zog sich in das Chesmidy-Kloster in Paris zurück, wo sie 1722 starb und im Grabgewölbe der Klosterkirche ihre letzte Ruhe fand. Ihren Zeitgenossen war sie als Visionärin bekannt, die die Umstände ihres Todes Jahre zuvor in einem Wahrtraum in Warschau vorhergesehen hatte. Ihr Mann überlebte sie um 13 Jahre; er starb schließlich 1735 in Rodosto am Marmara-Meer und wurde in der katholischen Kirche zu Smyrna beigesetzt. 1906 wurden seine Gebeine auf Staatskosten nach Ungarn heimgeholt; sie fanden nach der Aufbahrung in der Stephans-Basilika ihre endgültige Ruhestätte im Elisabeth-Dom in Kaschau/Kosice. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, von denen zwei früh verstarben. Sohn Georg (1701–1756) blieb trotz zweier Ehen kinderlos. Josef (1700–1738), dem 1733 die seiner Mutter von Kassel zugesagten Dotalgelder ausbezahlt wurden, hinterließ eine Tochter Charlotte, mit deren Tod das Haus Rakoczy im Jahre 1780 erlosch.

Uta Löwenstein

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 207 f.)

Citation
„Rakoczy, Charlotta Amelia Fürstin“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/bio/id/15952> (Stand: 25.3.2024)