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Bericht des SS-Sicherheitsdienstes zur Sammelaktion von Fahrrädern, 5. Juli 1943

Der geheime Bericht des Sicherheitsdienstes der SS vom 5. Juli 1943 thematisiert ausführlich die Stimmen zur Versorgung mit Fahrrädern und Fahrradersatzteilen1. In den neuen Meldungen zu diesem Thema werde darauf hingewiesen, daß der Mangel an Fahrrädern sich keinesfalls gebessert habe, sondern im Gegenteil eine erhebliche Verschlechterung eingetreten sei. ... Besonders in abgelegenen Gegenden, in denen oder in deren Nachbarschaft kein regelmäßiges Verkehrsmittel zur Verfügung stehe, sei dieser Mißstand besonders groß. Aus Kreisen der Arbeiterschaft werde immer wieder darauf hingewiesen, daß die Beschaffung von Fahrrädern oder Ersatzteilen selbst mit Bezugscheinen besonders schwierig sei.

Aufgrund dieser Sachlage, so heißt es weiter, habe sich z. B. vor kurzem das Landeswirtschaftsamt Kassel genötigt gesehen, eine Sammelaktion für Fahrräder durchzuführen, um den zahlreichen Anträgen von Rüstungsarbeitern und -arbeiterinnen gerecht werden zu können. Dazu heißt es in der Meldung aus Kassel, daß das Ergebnis der Sammelaktion örtlich außerordentlich verschieden gewesen sei.
1. Stadt Kassel ca. 600 Fahrräder,
2. Kreis Fritzlar-Homburg [!] 1.256 Fahrräder,
3. Stadt Fulda 3 Fahrräder,
4. Kreis Hersfeld 37 Fahrräder,
5. Kreis Hünfeld 3 Fahrräder.

Erwähnenswert sei dabei, daß zumeist alte reparaturbedürftige Fahrräder abgegeben würden, bei denen z. T. sogar Teile fehlten. Das hohe Ergebnis im Kreis Fritzlar-Homburg [!] sei keineswegs durch Anwendung irgendwelcher Druckmittel erzielt worden. Die Bürgermeister hätten lediglich auf Anregung des Kreiswirtschaftsamtes eine listenmäßige Erfassung aller vorhandenen Fahrräder durchgeführt und dabei jeweils von dem Besitzer eintragen lassen, ob er das Fahrrad abgeben wolle oder aus welchen Gründen er die Abgaben versagen möchte.
Neben positiven Stimmen zu dieser Aktion gebe es auch solche, nach denen man das Fahrrad als Beförderungsmittel der breiten Masse nicht ohne weiteres einer Sammelaktion unterwerfen könne.
(OV)


  1. Der Bericht bezieht sich auf den Erlass des Führers vom 28. Juni 1943 betreffend: Inanspruchnahme von Fahrrädern. Siehe Moll, „Führer-Erlasse“ 1939–1945, Nr. 259, S. 346
Records
Recommended Citation
„Bericht des SS-Sicherheitsdienstes zur Sammelaktion von Fahrrädern, 5. Juli 1943“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/4684> (Stand: 13.8.2020)
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