Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Fritz Sames, Das Landwehr-Infanterie-Regiment 81 in den Vogesen, 1914

Abschnitt 14: Gefechtsstrategie

[13-14] Man erfuhr heute Einzelheiten über das Treffen bei Schirmeck. Es sei ein schwerer Kampf gewesen, mit erheblichen Verlusten an Leuten und Geschützen für die deutschen Kräfte. Die Franzosen hätten schon im Frieden ein Gefecht im dortigen Gebiete vorgesehen. Es sei ihnen gelungen, schwere Geschütze auf die Höhen zu schaffen. Von dort aus seien die deutschen Batterien zusammengeschossen worden.

Man vermutete, daß die Franzosen dies Gefecht gegen Schirmeck einleiteten, um die dort nach Nordwesten abzweigenden Gebirgsstraßen durch den Haßlacher Wald zu einer Umgehung zu gewinnen. Sie würden, so überlegte man weiter, auf diese Weise das Feuer von K. W. II. vermeiden und aus dem Wasselheimer Loch vorbrechen können. In diesem Falle würde der Scharrachberg den ersten Stoß auszuhalten haben. Es gab aber noch eine zweite Möglichkeit, die Bedrohung von Süden her, wie sie schon vorher von den Kompagnie-Strategen leidenschaftlich erörtert worden war. Wie sehr man mit letzterer rechnete, ging daraus hervor, daß das Gelände, das sich an den Fortgürtel vor Straßburg anschließt, zwischen Fort „Kronprinz von Sachsen" und Mutzig der Breusch entlang durch Verhaue, Schützengräben, Stauwehre energisch zur Verteidigung eingerichtet wurde. Was noch mehr zu denken gab, war das Erscheinen von Teilen des 14. und 15. Korps bei Mutzig. Diese Truppe hatte bei Mülhausen mitgefochten. Eingeweihtere Köpfe wußten alles das als Teilerscheinungen eines großzügigen strategischen deutschen Planes zu deuten. Man wollte die Franzosen durch das Elsaß gegen Straßburg hereinlocken, dann sollte, wenn der Sack zwischen Vogesen, Rhein und dem Breuschriegel gehörig mit französischen Korps gefüllt sei, mit einem Schlage durch einen Querstoß über den Rhein hinweg der Feind zusammengezwängt werden.

[S. 14] Die Schlappe bei Schirmeck paßte nun freilich nicht in diesen Plan. Mit der mußte man sich besonders abfinden. Auf jeden Fall fühlte sich Alles, was auf dem 316 in hohen Scharrachberge mit Feldstechern die südlichen Fernen absuchte, oder nach Westen in die dunkeldrohenden Vogesen hineinforschte, über deren Gipfel ein fernes Rollen herüber dröhnte, der bevorzugten Ausgabe, die man vielleicht hier zu erfüllen haben werde, wohl bewußt. Dieser Erwartung des Kommenden entsprachen die durchgreifenden Maßnahmen der Verteidigungs-Vorbereitung.


Persons: Sachsen, Georg von · Sames, Fritz
Places: Haßlach · Mülhausen · Mutzig · Scharrachberg · Straßburg · Wasselheim
Keywords: Bedrohung · Gebirge · Gefecht · Landwehr-Infanterie-Regiment 81 · Strategie · Verteidigung
Recommended Citation: „Fritz Sames, Das Landwehr-Infanterie-Regiment 81 in den Vogesen, 1914, Abschnitt 14: Gefechtsstrategie“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/47-14> (aufgerufen am 06.05.2024)