Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Julikrise und Mobilmachungstage in der Darmstädter Zeitung, 1914

Abschnitt 18: 30.7.1914: Aufruf gegen Abhebung von Spareinlagen


An die Besitzer von Spargeldern. Angesichts der drohenden Kriegsgefahr hat sich des sparenden Publikums eine lebhafte Beunruhigung bemächtigt, die in manchen Städten in einem Ansturm auf die Sparkasse zum Ausdruck gekommen ist. Es erscheint daher dringend geboten, das Publikum auf das Unbesonnene einer solchen Handlungsweise hinzuweisen. Die öffentlichen mündelsicheren Sparkassen bieten dem Sparer, besonders in Zeiten der Gefahr, absolute Sicherheit für seine Anlagen. Ein Verlust ist auch im Falle eines Krieges vollständig ausgeschlossen. Als Sicherheit für die Einlagen haften neben den mündelsicheren Anlagewerten in Hypotheken und Staatspapieren die eigenen, erheblichen Reserven der Kasse, sowie die Stadt Darmstadt mit ihrem gesamten Vermögen und ihrer Steuerkraft. Die Meinung, daß die Spargelder vielleicht zu Kriegszwecken verwendet werden könnten, ist irrig. Die Sparkassengelder sind Privateigentum und in Kriegszeiten nach Völkerrecht unantastbar. Das Publikum sollte daher viel eher alle seine Barmittel zur Sparkasse tragen und nur nach Bedarf abheben. Es ist dringend anzuraten, im Kriegsfalle nur die notwendigsten Barmittel zu Hause zu behalten, um der Gefahr zu entgehen, daß die Gelder gestohlen werden oder verloren gehen. Die Sparkasse wird auch in Kriegszeiten genau wie im Frieden für das Publikum geöffnet sein.

[Darmstädter Zeitung vom 30. Juli 1914]


Places: Darmstadt
Keywords: Zeitungen · Darmstädter Zeitung · Sparkassen · Geldabhebungen
Recommended Citation: „Julikrise und Mobilmachungstage in der Darmstädter Zeitung, 1914, Abschnitt 18: 30.7.1914: Aufruf gegen Abhebung von Spareinlagen“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/37-18> (aufgerufen am 26.04.2024)