Hessian World War I Primary Sources

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Illustrations

↑ Karl Bickel, Kriegspredigt in der Marktkirche zu Wiesbaden, 1915

Abschnitt 7: Vaterlandsliebe, Krieg und Heldentod

◀ [13-15]
Meine Freunde, wenn die süßen Worte „Heimat" und „Vaterland" wieder eine neue, höhere Bedeutung für uns bekommen haben, dann wollen wir doch auch unsere Vaterlandsliebe recht beweisen und bewähren, beweisen vor allem dadurch, daß wir allem undeutschen Wesen und Gebaren, aller fremdländischen Nachäfferei, aller welschen Leichtfertigkeit, Sittenlosigkeit und [S. 14] Gottlosigkeit uns entschlagen und als gute, ehrliche Deutsche schlicht und recht, wahrhaft und gewissenhaft treu bleiben unserer deutschen Art, unserem deutschen Idealismus und unserem alten Gott, der unserem Volke neue Wege in die Zukunft bahnt; und wir wollen unsere Vaterlandsliebe bewähren auch dadurch, daß wir still und stark in Gottes Hut unser Volk und Vaterland auf betendem Herzen tragen, in treuer, gewissenhafter Erfüllung unseres Berufes, sowie durch tatkräftige Unterstützung gemeinnütziger Bestrebungen, Werke christlicher Liebe und Humanität das allgemeine Wohl und unsere nationale Kultur zu fördern suchen und freudig die Opfer bringen, welche die Not der Zeit von uns verlangt. Ach und es sind große, große Opfer an Gut und Blut, welche dieser Weltkrieg von uns fordert!

Und doch ist es eine große, herrliche Zeit, eine Zeit wahren Heldentums, die wir erleben dürfen, wenn wir bedenken, mit welcher Pflichttreue, Unverdrossenheit und Tapferkeit unsere Brüder und Söhne draußen im Felde trotz aller Ungunst der Witterung auf ihrem Posten stehen, die unsagbarsten Strapazen aushalten und in festem Gottvertrauen dem Tod ins Auge sehen! Davon geben uns oft die Feldbriefe die rührendsten Beweise. Vergessen wir darum nicht, wenn wir daheim auch noch so viel opfern, so reichen diese Opfer doch noch lange nicht heran an die Opfer der Unseren draußen. Denn das Opfer, das unser Herr Christus selbst als das allergrößte für alle Zeiten durch Wort und Tat geadelt hat: "Niemand hat größere Liebe als die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde" (Joh. 13, 13) — dies größte Opfer, das der Hingabe des eigenen Lebens, das bleibt uns erspart, das haben unsere Soldaten vor uns voraus. Das wollen wir keinen Tag vergessen, dann wird uns die Scham anstacheln, wenigstens das Äußerste zu tun, was wir tun können, um nicht gar zu unwürdig derer zu sein, die für uns und fürs Vaterland den Heldentod sterben. [S. 15] Ich weiß wohl, daß dieser Krieg, wie er gar viele wiederum zu Gott geführt und in ihm ihren einzigen Halt und Trost hat finden lassen, doch auch gar manche, die in ihrem Glauben fest zu stehen meinten, ins Wanken gebracht und insbesondere schwache, innerlich haltlose, an religiöser Erfahrung arme Naturen durch den Verlust ihrer Liebsten so schwer getroffen hat, daß sie an Gott und seinem Walten in der Welt irre geworden sind. Gewiß, das sind dunkle Stunden, schwere Anfechtungen für euch, ihr lieben Frauen und Mütter, wenn eure Lieben den Heldentod fürs Vaterland sterben oder ihr beständig um ihr Leben bangen müßt, Stunden, die eine große seelische Kraft von euch verlangen. Und doch solltet nicht auch ihr in dieser eisernen Zeit, die unbegrenzte Opferwilligkeit von jedem fordert, diese Probe auf die Echtheit eurer Vaterlandsliebe bestehen und ein ähnliches Helden¬tum beweisen wie unsere braven Soldaten? Soll ich euch erinnern an die Frauen der alten Germanen, die alles ertrugen, nur nicht die Schmach, eines Feiglings Weib oder Mutter zu sein? Oder wollt ihr nicht lieber in der jetzigen Passionszeit der Kirche aufblicken zu dem Erlöser am Kreuz, dem Helden aller Helden? Wahrlich, je mehr ihr euch sinnenden Geistes und anbetend in das stille Heldentum Jesu versenkt, desto mehr werdet auch ihr seine erlösende Kraft, seinen reichen Trost und Opfermut erleben und in frommer Ergebung euch fassen: „Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe."
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