Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Der Rückmarsch des 9. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr.160 nach Hessen, 1918

Abschnitt 4: Wahl von Vertrauensleuten im Regiment

[383] Der 15. November war Ruhetag. Er wurde benutzt, um den Befehl, Vertrauensleute aus der Truppe zu wählen, auszuführen. Jede Kompagnie hatte 3 Mann, diese wieder je einen Vertrauensmann des Bataillons und die der Bataillone einen Vertrauensmann des Regiments zu bestimmen. Es war ein schönes Zeichen für den Geist der Truppe und die Gesinnung der Leute, daß sie durchweg ihre alten Führer wählten. Das im Kampf geschlossene Band der Kameradschaft zwischen Offizier und Mann hielt auch jetzt den zersetzenden Einflüssen stand. An sich zeigte sich so die Aufstellung der sog. „Vertrauensleute" als eine überflüssige Einrichtung, die von den Leuten selbst abgelehnt wurde. Aber der „Befehl" dazu war gegeben, unterzeichnet von Feldmarschall von Hindenburg, und so wurde dieser Befehl in altem soldatischen Gehorsam ausgeführt. Diese Vertrauensleute des Frontheeres hatten aber nichts gemein mit den „Soldatenräten", wie sie sich zu dieser Zeit in der Heimat breit machten. Schon der Name schied sie und erst recht der Geist. Nur einmal hat der Vertrauensmann des Regiments dem Kommandeur eine Bitte vorgetragen, und da geschah es auf Anregung der Offiziere, in streng militärischer Form, als es sich darum handelte, auf dem Rückmarsch einen Wechsel in der Besetzung der Führerposten zu vermeiden. Von allen möglichen Kommandos fanden sich jetzt Offiziere bei der Truppe ein, die dieser fremd, aber teilweise dienstälter waren als die seitherigen Führer. — Welche Aufgaben der Truppe in der Heimat warteten, welchen Einflüssen sie ausgesetzt sein würde, war eine dunkle Frage. Nur in der Hand der mit der Truppe verwachsenen Offiziere konnte sie diesen Aufgaben entgegentreten. Die Divisionsführung war auch einsichtig genug, die Gründe zu würdigen und auf Vorschlag des Regimentskommandeurs die Ernennung eines Bataillons-Führers, der erst jetzt aus der Etappe zum Regiment kam und das III. Bataillon übernehmen sollte, zurückzunehmen. — Im Uebrigen haben die Kompagnieführer niemals schärfere Disziplin gehalten als auf dem Rückmarsch. Wenn hie und

da einmal ein rotes Bändchen auftauchte, so sorgten die Leute selber bald für Beseitigung alles dessen, was unmilitärisch hätte sein können.
Der Regimentskommandeur benutzte den Ruhetag, um mit Offizieren und Vertrauensleuten über die Lage zu sprechen.


Persons: Hindenburg, Paul von
Keywords: 9. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 160 · Infanterie-Regiment Nr. 160 · Truppenrückmarsch · Vertrauensleute · Soldatenräte · Offiziere · Novemberrevolution
Recommended Citation: „Der Rückmarsch des 9. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr.160 nach Hessen, 1918, Abschnitt 4: Wahl von Vertrauensleuten im Regiment“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/114-4> (aufgerufen am 18.04.2024)