Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Elmshausen

Gemeinde Dautphetal, Landkreis Marburg-Biedenkopf — Von Susanne Gerschlauer
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

1809

Rabbinat

Oberhessen

preserved

nein

Gedenktafel vorhanden

nein

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Seit der Gründung des als Adelssitz errichteten Gutes Elmshausen bis zur Übernahme der Ortsherrschaft durch Hessen-Kassel bzw. nach 1866 durch das Königreich Preußen waren sechs Adelsgeschlechter, die Universitäten Marburg und Gießen sowie die Klöster Caldern und Hachborn an Besitz und Herrschaft beteiligt. Wichtigster Ortsadel mit der dauerhaftesten Präsenz waren die Herren zu Breidenbach gen. Breitenstein.

Vermutlich lebten bereits vor Beginn des 19. Jahrhunderts Juden in Elmshausen. Erste Hinweise auf eine jüdische Familie stammen allerdings erst aus dem Jahr 1809, als ein Elmshäuser Jude sich an der Finanzierung eines Synagogenbaues in Gladenbach beteiligte. Um 1830 lebten 30 Juden im kleinen Gutsort Elmshausen, was einem Anteil von fast 20 Prozent an der nur 156 Einwohner zählenden Gemeinde entsprach. 1858/59 lebten acht erwachsene jüdische Männer in Elmshausen und Buchenau, insgesamt waren es 48 Personen (34 in Elmshausen und 14 in Buchenau).1

Vor 1859 waren die Juden aus Elmshausen und Buchenau Mitglieder im Synagogenverband des ca. 20 Kilometer südlich liegenden Gladenbach. Die Erlaubnis zur Trennung von der Synagogengemeinde Gladenbach zwecks Gründung einer eigenen jüdischen Gemeinde erging am 3.3.1859.2 Nach 1880 war die Anzahl der in den beiden kleinen Orten lebenden Juden derart gesunken, dass kein eigener Minjan mehr zustande kam. Als Folge gliederten sie sich der jüdischen Gemeinde im etwa 15 km nordöstlich entfernt liegenden Wetter an.3 Um 1838 und mindestens bis 1859 hatte Meier Isenberg den Vorsitz über die Judenschaft in Elmshausen.4 Die Elmshäuser Juden lebten vom Handel mit Vieh, Spezerei- und Ellenwaren.5

Die vor 1938 weggezogenen Juden konnten zum Teil in die USA oder Palästina emigrieren, manche verzogen innerhalb Deutschlands. Alle sechs 1938 noch hier lebenden jüdischen Elmshäuser und Buchenauer wurden im März 1942 verhaftet und in Konzentrationslager deportiert, in denen sie ermordet wurden.6 Nur eine Person, Jettchen Isenberg, überlebte die Inhaftierung im KZ Auschwitz.

Betsaal / Synagoge

Um 1859, mit der Einrichtung eines eigenen Betraumes7 in Elmshausen, begann die Abspaltung der Elmshäuser und Buchenauer Juden aus dem Synagogenverband mit Gladenbach. Über Größe und Lage des Betraumes ist bisher nichts bekannt. Schon nach 1880 wurden wegen zu geringer Mitgliederzahl die Räume der jüdischen Gemeinde wieder verkauft, und die Elmshäuser Juden besuchten fortan die Gottesdienste in der Synagoge in Wetter.8

Weitere Einrichtungen

Schule

Mit dem Jahr der Eigenständigkeit, 1859, wurde auch der Religionsunterricht für jüdische Kinder in Elmshausen abgehalten. Nach 1875 besuchten die Elmshäuser und Buchenauer Kinder den Religionsunterricht in Wetter.9

Cemetery

Der jüdische Friedhof Elmshausen ist etwa 300 Quadratmeter groß und liegt an der Straße Am Roßberg südöstlich des Dorfes, etwa 400 Meter außerhalb des alten Dorfkerns. Der jüngste Grabstein stammt aus dem Jahr 1936.10

Elmshausen, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Indices

Persons

Breidenbach gen. Breitenstein, Herren zu · Isenberg, Meier · Isenberg, Jettchen

Places

Elmshausen, Gut · Marburg, Universität · Gießen, Universität · Caldern, Kloster · Hachborn, Kloster · Gladenbach · Buchenau · Wetter · USA · Palästina

Sachbegriffe Geschichte

Auschwitz, Vernichtungslager

Fußnoten
  1. Runzheimer, Auswanderung, 1992, S. 71 f.
  2. Runzheimer, Auswanderung, 1992, S. 73; vgl. auch Gesuch der Israeliten zu Elmshausen und Buchenau um Erlaubnis zur Bildung einer eigenen Gemeinde, 1859–1867, in: HStAM, 180 Biedenkopf, 778. S. auch Artikel Friedhof Dauphtetal-Elmshausen auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  3. Informationen zur Geschichte der Synagogengemeinde Elmshausen stellte freundlicherweise Museumsleiter Gerald Bamberger, Biedenkopf, zur Verfügung. Vgl. zudem Runzheimer, Auswanderung 1, S. 73
  4. HStAM 180, 2113
  5. Vgl. Runzheimer, Auswanderung, 1992, S. 71, 73
  6. Gedenkbuch des Bundesarchivs (s. Weblink); Runzheimer, Auswanderung, 1992, S. 76 f., 113 f.
  7. Gerschlauer/Klein, Marburg-Biedenkopf, S. 152
  8. Runzheimer, Auswanderung, 1992, S. 73. Information über den Verkauf: Museumsleiter, Gerald Bamberger, Biedenkopf, 25.06.2009
  9. Vgl. Runzheimer, Auswanderung, 1992, S. 73
  10. Artikel Friedhof Dauphtetal-Elmshausen auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
Recommended Citation
„Elmshausen (Landkreis Marburg-Biedenkopf)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/109> (Stand: 1.9.2022)