Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Burg-Gräfenrode Karten-Symbol

Gemeinde Karben, Wetteraukreis — Von Susanne Gerschlauer
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

1721

Location

61184 Karben, Ortsteil Burg-Gräfenrode, Freihofstraße 12 | → Lage anzeigen

Rabbinat

Oberhessen

religiöse Ausrichtung

liberal

preserved

nein

Jahr des Verlusts

ca. 1915

Art des Verlusts

Abbruch

Gedenktafel vorhanden

nein

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Ortsherren von Burg-Gräfenrode waren die Ministerialen von Münzenberg, die den Herren von Carben das Lehen übertrugen. Etwa seit der Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die Herren von Solms-Rödelheim, Elz und Hanau-Lichtenberg die Ortsherrschaft inne; seit 1806 war Burg-Gräfenrode im Besitz des Großherzogtums Hessen.

Erste Dokumente über jüdische Einwohner stammen aus dem Protokollbuch des Burg-Gräfenroder Rügegerichtes vom Jahr 1721, in dem vier jüdische männliche Familienvorstände aufgeführt werden. Vermutlich seit den 1740er Jahren bestand eine jüdische Gemeinde in Burg-Gräfenrode. Der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde war Julius Löwenberg (gest. 1928), und schon 1927 wurde die Gemeinde wegen zu geringer Größe aufgelöst. Aufgrund abnehmender Zahlen fanden im Betraum regelmäßige Gottesdienste nur bis etwa 1915 statt, danach versammelten sich die Gräfenröder Juden in der Synagoge in Groß-Karben.1

Im Jahr 1806 lebten 433 Personen in Burg-Gräfenrode, davon galten fünf Familien als Schutzjuden. 1861 sind bei 546 Einwohnern insgesamt 62 Juden nachweisbar (ca. 11 Prozent). 1890 lebten 30 jüdische Familien in der Gemeinde, bei insgesamt 500 Einwohnern ein Anteil von etwa 25 Prozent.2 Nach 1900 nahm die Zahl an jüdischen Burg-Gräfenrödern wohl aufgrund der Migration in nahegelegene Städte wie Frankfurt am Main stark ab. Um die Jahrhundertwende lebten nur noch 23 Juden in Burg-Gräfenrode, um 1928 noch 18.3 Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich die Berufsstruktur der Juden in Burg-Gräfenrode mehrheitlich aus Händlern, einigen Handwerkern und wenigen Lohnarbeitern zusammen. Einige der noch in Burg-Gräfenrode lebenden Juden entkamen nach 1933 nach Amerika oder Israel; die Mehrheit wurde nach 1939 verhaftet, deportiert und in Vernichtungslagern ermordet.4

Betsaal / Synagoge

In der Freihofstraße 12, nahe der Hauptdurchgangsstraße, befand sich spätestens seit 1898 eine Betstube. Schon 1818 kaufte der Jude Wolf Schott dieses bereits bestehende Gebäude, ein ehemaliges Schäferhaus, für 100 Gulden dem Grafen zu Solms-Rödelheim und Elz ab, nachdem er es zunächst zur Miete bewohnt hatte. Das in der Ortsmitte gelegene kleine Gebäude mit kleinem Hofareal war eingeschossig und mit Stroh gedeckt. Die Bausubstanz war offenbar sehr schlecht, besonders das Dach wies Undichtigkeiten auf.5 1898 gehörte das Gebäude, das einen kleinen hölzernen Anbau besaß, in dem der Gottesdienst abgehalten wurde, dem Bär Moses.6 Die Gemeinde besaß eine Thorarolle. Einige Zeit nach Aufgabe des Gottesdienstraumes wurde das hölzerne Gebäude wegen Baufälligkeit von seinen neuen Eigentümern abgerissen. Schon um 1915 besuchten die Burg-Gräfenroder Juden den Gottesdienst in Groß-Karben, wohin auch die Thorarolle der Gemeinde verbracht wurde.

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Eine Mikwe ist in der Weißenburgstraße 9 (ehemals Kirchstraße 9)7 nachweisbar, nur wenige Meter von der ehemaligen Betstube in der Freihofstraße entfernt.

Cemetery

Der Friedhof liegt am Rand eines Einsiedelwäldchens (ehem. Schindanger) und blieb im Besitz des Grafen von Solms-Rödelheim. Zuvor war es herrschaftlich und gemeindlich geduldete Praxis der Juden, innerhalb des Wäldchens zu begraben.8

Burg-Gräfenrode, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Fußnoten
  1. Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 258
  2. Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 258 f.
  3. Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 262
  4. Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 267
  5. Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 260 f.
  6. Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 259
  7. Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 259
  8. Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 261 f.
Recommended Citation
„Burg-Gräfenrode (Wetteraukreis)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/82> (Stand: 10.6.2022)