Synagogen in Hessen
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- Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 15. Friedberg
Burg-Gräfenrode
- Gemeinde Karben, Wetteraukreis — Von Susanne Gerschlauer
- Basic Data ↑
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Juden belegt seit
1721
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Location
61184 Karben, Ortsteil Burg-Gräfenrode, Freihofstraße 12 | → Lage anzeigen
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Rabbinat
Oberhessen
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religiöse Ausrichtung
liberal
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preserved
nein
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Jahr des Verlusts
ca. 1915
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Art des Verlusts
Abbruch
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Gedenktafel vorhanden
nein
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Weitere Informationen zum Standort
- History ↑
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Ortsherren von Burg-Gräfenrode waren die Ministerialen von Münzenberg, die den Herren von Carben das Lehen übertrugen. Etwa seit der Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die Herren von Solms-Rödelheim, Elz und Hanau-Lichtenberg die Ortsherrschaft inne; seit 1806 war Burg-Gräfenrode im Besitz des Großherzogtums Hessen.
Erste Dokumente über jüdische Einwohner stammen aus dem Protokollbuch des Burg-Gräfenroder Rügegerichtes vom Jahr 1721, in dem vier jüdische männliche Familienvorstände aufgeführt werden. Vermutlich seit den 1740er Jahren bestand eine jüdische Gemeinde in Burg-Gräfenrode. Der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde war Julius Löwenberg (gest. 1928), und schon 1927 wurde die Gemeinde wegen zu geringer Größe aufgelöst. Aufgrund abnehmender Zahlen fanden im Betraum regelmäßige Gottesdienste nur bis etwa 1915 statt, danach versammelten sich die Gräfenröder Juden in der Synagoge in Groß-Karben.1
Im Jahr 1806 lebten 433 Personen in Burg-Gräfenrode, davon galten fünf Familien als Schutzjuden. 1861 sind bei 546 Einwohnern insgesamt 62 Juden nachweisbar (ca. 11 Prozent). 1890 lebten 30 jüdische Familien in der Gemeinde, bei insgesamt 500 Einwohnern ein Anteil von etwa 25 Prozent.2 Nach 1900 nahm die Zahl an jüdischen Burg-Gräfenrödern wohl aufgrund der Migration in nahegelegene Städte wie Frankfurt am Main stark ab. Um die Jahrhundertwende lebten nur noch 23 Juden in Burg-Gräfenrode, um 1928 noch 18.3 Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich die Berufsstruktur der Juden in Burg-Gräfenrode mehrheitlich aus Händlern, einigen Handwerkern und wenigen Lohnarbeitern zusammen. Einige der noch in Burg-Gräfenrode lebenden Juden entkamen nach 1933 nach Amerika oder Israel; die Mehrheit wurde nach 1939 verhaftet, deportiert und in Vernichtungslagern ermordet.4
- Betsaal / Synagoge ↑
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In der Freihofstraße 12, nahe der Hauptdurchgangsstraße, befand sich spätestens seit 1898 eine Betstube. Schon 1818 kaufte der Jude Wolf Schott dieses bereits bestehende Gebäude, ein ehemaliges Schäferhaus, für 100 Gulden dem Grafen zu Solms-Rödelheim und Elz ab, nachdem er es zunächst zur Miete bewohnt hatte. Das in der Ortsmitte gelegene kleine Gebäude mit kleinem Hofareal war eingeschossig und mit Stroh gedeckt. Die Bausubstanz war offenbar sehr schlecht, besonders das Dach wies Undichtigkeiten auf.5 1898 gehörte das Gebäude, das einen kleinen hölzernen Anbau besaß, in dem der Gottesdienst abgehalten wurde, dem Bär Moses.6 Die Gemeinde besaß eine Thorarolle. Einige Zeit nach Aufgabe des Gottesdienstraumes wurde das hölzerne Gebäude wegen Baufälligkeit von seinen neuen Eigentümern abgerissen. Schon um 1915 besuchten die Burg-Gräfenroder Juden den Gottesdienst in Groß-Karben, wohin auch die Thorarolle der Gemeinde verbracht wurde.
- Weitere Einrichtungen ↑
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Mikwe
Eine Mikwe ist in der Weißenburgstraße 9 (ehemals Kirchstraße 9)7 nachweisbar, nur wenige Meter von der ehemaligen Betstube in der Freihofstraße entfernt.
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Cemetery
Der Friedhof liegt am Rand eines Einsiedelwäldchens (ehem. Schindanger) und blieb im Besitz des Grafen von Solms-Rödelheim. Zuvor war es herrschaftlich und gemeindlich geduldete Praxis der Juden, innerhalb des Wäldchens zu begraben.8
- References ↑
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Weblinks
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Sources
- Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HStAD):
- HStAD Best. C 12, Nr. Burg-Gräfenrode: Judenmatrikel Burg-Gräfenrode, Stadt Karben, Wetteraukreis, 1851-1875
- HStAD Best. C 12, Nr. 30/1: Judenmatrikel Burg-Gräfenrode: Geburten, 1851-1875
- HStAD Best. C 12, Nr. 30/2: Judenmatrikel Burg-Gräfenrode: Heiraten, 1852-1875
- HStAD Best. C 12, Nr. 30/3: Judenmatrikel Burg-Gräfenrode: Sterbefälle, 1851-1875
- HStAD Best. F 24 C, Nr. 94/6: Nutzung eines Teiles des samtherrschaftlichen Einsiedelwäldchens zu Burg-Gräfenrode als Judenfriedhof, 1849-1905
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Bibliography
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn. 2 Bde. Frankfurt a.M. 1971/1972; hier Band 1, S. 102-104
- Bodenheimer, Rosy: Beitrag zur Geschichte der Juden in Oberhessen von ihrer frühesten Erwähnung bis zur Emanzipation (Diss. Gießen 1931). In: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland (1932), H. 1, S. 11–30
- Bodenheimer, Rosy: Beitrag zur Geschichte der Juden in Oberhessen von ihrer frühesten Erwähnung bis zur Emanzipation (Diss. Gießen 1931). In: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland (1931), H. 4, S. 251–262
- Gerschlauer, Susanne: Synagogen. In: Bamberger, Gerald/Schütte, Ulrich (Hrsg.): Kirchen und Synagogen in den Dörfern der Wetterau. Friedberg 2004 (Wetterauer Geschichtsblätter 53), S. 289–326
- Heide, Helmut: Geschichte und Schicksale der Groß-Karbener Juden. Auch im Zusammenhang mit der deutschen (Geistes-)Geschichte. Ein Kurzvortrag, gehalten am 15.02.2007 im Rahmen der Aktion „Stolpersteine in Karben“. Karben 2007 (Streiflichter Sonderband)
- Rausch, Wilfried: Es klingt aus alten Tagen... Ein Burg-Gräfenröder Heimatbuch. Karben-Burg-Gräfenrode 1982
- Ruppin, Arthur: Die Juden im Großherzogtum Hessen. Berlin 1909
- Fußnoten ↑
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- Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 258 ↑
- Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 258 f. ↑
- Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 262 ↑
- Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 267 ↑
- Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 260 f. ↑
- Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 259 ↑
- Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 259 ↑
- Rausch, Burg-Gräfenröder Heimatbuch, S. 261 f. ↑
- Recommended Citation ↑
- „Burg-Gräfenrode (Wetteraukreis)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/82> (Stand: 10.6.2022)