Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Biebesheim Karten-Symbol

Gemeinde Biebesheim am Rhein, Landkreis Groß-Gerau — Von Wolfgang Fritzsche
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

29. März 1557

Location

64584 Biebesheim, Bahnhofstraße 12 | → Lage anzeigen

Rabbinat

Darmstadt II

preserved

ja

Gedenktafel vorhanden

nein

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Die älteste urkundliche Erwähnung eines Juden in Biebesheim stammt vom 29. März 1557, als Gumprecht den landesherrlichen Schutz erhielt und sich im Dorf niederlassen durfte.1 Unklar ist, ob Gumprecht dieses Niederlassungsrecht wahrnahm. Auch für die nachfolgenden Jahrhunderte ist die archivalische Überlieferung schlecht. Erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als 1728 die Schutzjuden Mäntle aus Biebesheim und Gerson aus Stockstadt im Zusammenhang mit der Verpachtung des Hofguts Lusthausen erwähnt wurden2, verdichten sich die Quellen. So erwähnt die Kirchenchronik vom 22. August 1736 vier jüdische Familien mit insgesamt 27 Personen. Damit betrug der Anteil der jüdischen Bevölkerung damals knapp 4 %. Zudem wird in dieser Chronik erstmals darauf hingewiesen, dass sich die kleine Gemeinde wenig zuvor eine „Schul” erbaut hatte.

Zu dieser Zeit lebten der um 1725 geborene Meyer Moses, der um 1740 geborene Daniel Lazarus, genannt Jachil, Joseph Jakob, Gottschall Lazarus, Isaak Löw, Löw Jacob, geboren um 1770 und später Schulmeister, Moses Süßel und Moses Feist in Biebesheim.3

Erhalten ist der Schutzbrief für Herz Löb aus dem Jahr 1805. Er besteht aus sieben gebundenen Blättern und umfasst die Judenordnung von 1765 sowie eine eidesstattliche Erklärung, dass sich der Empfänger an diese Ordnung halten wird.4

Die überwiegende Mehrzahl der jüdischen Einwohner bestritt ihren Unterhalt mit Handel. Nur Heyum Frankfurter war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Sattler. Er ist zudem einer der namentlich bekannten jüdischen Kriegsteilnehmer des Krieges 1870/71. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten jüdische Kaufleute Läden und Geschäfte in Biebesheim, die für das wirtschaftliche Leben des ganzen Ortes von Bedeutung waren. Gleichzeitig wanderten im 19. Jahrhundert mehrere Personen aus, vor allem nach Amerika.

1837 lebten 41 jüdische Einwohner im Ort, 1861 waren es 49. Dies war mit 3,1 % der Gesamteinwohnerzahl der höchste prozentuale Anteil. 1910 waren es noch 27 Personen. Ihre Toten wurden auf den Friedhöfen in Alsbach und Groß-Gerau beigesetzt.

Die Biebesheimer Juden standen der orthodoxen Tradition nahe und gehörten zum Rabbinat Darmstadt II. Sie bildeten gemeinsam mit den Stockstädter Juden eine Kultusgemeinde, obwohl die Stockstädter liberal waren und zum Rabbinat Darmstadt I gehörten. Einen eigenen Rabbiner hat es in Biebesheim wohl nicht gegeben. Zwischen 1796 in 1805 verheiratete der Rabbiner Callmann Israel drei Ehepaare, er reiste für die Zeremonien aus Darmstadt an. In den 1920er und 1930er Jahren wohnte der für Biebesheim zuständige Rabbiner in Pfaffenbeerfurth, Odenwald.5

Die Leitung der Gemeinde oblag dem Vorsteher beziehungsweise dem Vorstand. Mitte des 19. Jahrhunderts war dies M. Mayerfeld, 1867 Salomon Wachenheimer und der letzte Vorsteher Hermann Goldstein löste 1938 die Gemeinde auf.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erhielten die Kinder ihren Unterricht freitags. Zu diesem Zweck reiste ein Lehrer aus dem Odenwald an, der zumeist am nächsten Tag auch den Gottesdienst abhielt.

Anfang der 1930er Jahre standen außer der Synagoge folgende Gebäude in jüdischem Besitz: Bahnhofstraße 25, Familie Goldschmidt bis 1936; Heinrichstraße 5, Familie Ferdinand und Melitta Ermann bis 1935; Rathausstraße 4, Familie Mayer Wachenheimer; Rheinstraße 20, Liebmann Goldschmidt bis 1930, hier steht heute ein Gedenkstein; Rheinstraße 23, Hermann und Thekla Goldstein bis etwa 1937 und Rheinstraße 58, Familie Löb Wattenheimer bis 1938.6

Der Boykott der jüdischen Geschäfte am 1. April 1933 betraf auch den Laden der Familie Ermann. Uniformierte SA Männer hinderten die christliche Bevölkerung daran, den Laden zu betreten. Zwangsandrohungen, darunter auch die Drohung, Personen in das KZ Osthofen einzuweisen, hielten einen großen Teil der christlichen Kundschaft von einem Einkauf in jüdischen Geschäften ab. Andere jüdische Händler wurden 1934 vorübergehend nach Osthofen deportiert.

1938 lebten noch die beiden Familien Goldstein und Josef Wachenheimer in Biebesheim. Die beiden Familienoberhäupter wurden am 9. November 1938 in so genannte Schutzhaft genommen und im Biebesheimer Rathaus eingesperrt worden. Da das Fenster der Zelle zur Straße wies, nutzten einige Biebesheimer dies und verspotten die Inhaftierten. Beide wurden über Groß-Gerau nach Buchenwald deportiert und dort misshandelt. Joseph Wachenheimer kehrte bereits wenige Tage später wieder nach Hause, Hermann Goldstein erst nach einem Monat. Dort hatte in der Pogromnacht die SA das Wohnhaus Wachenheimer verwüstet und Wertgegenstände gestohlen. Der private PKW und eine Waschmaschine konnten rechtzeitig vorher versteckt werden. Im Wohnhaus Goldstein zerschlug die SA die gesamte Inneneinrichtung. Im Anschluss verließen beide Familien Biebesheim.7

Betsaal / Synagoge

Erstmals wird eine Synagoge 1736 in der Chronik der evangelischen Kirchengemeinde in Biebesheim erwähnt. Dort heißt es „1736 d. 22. August bestanden mit dem Rathaus, Pfarr- und Schulhaus 115 Gebäude und Personen alt und jung 725 und mit den 4 Judenfamilien 752 Personen. […] Zu den jetzigen Zeit des Amtes […] Decennio 1720-1730 haben die Juden eine Schul allhier aufgerichtet.”8 Weder ihre Lage noch Aussehen werden näher bezeichnet. Es wird aber davon ausgegangen, dass bereits zu dieser Zeit Juden aus Stockstadt zur Biebesheimer Gemeinde gehörten und hier die Synagoge besuchten.

Am 28. August 1818 erwarb Wolf Mainzer von Christoph Rothenstein ein Haus und widmete es „solange hier und in Stockstadt Judenschaft bestehe”9 der Gemeinde als Synagoge. Die entsprechende Stiftungsurkunde wurde von drei Stockstädter Juden (Abraham Auerbach, Aaron und Salomon Westerfeld) sowie vier Biebesheimern (Wolf Löb Mainzer, Herz Wachenheimer, Moses Meierfeld und Jacob Wachenheimer) gegengezeichnet. Darüber hinaus stiftete Wolf Mainzer eine neue Thora und eine Reihe Einrichtungsgegenstände. Dazu gehörten zwei kleine Wandleuchten sowie ein bronzener Kandelaber, der noch fast vollständig erhalten ist. Er zeigt einen Wolf oder Löwen sowie die Inschrift „Dieser Leuchter gehört zu Ehren von Wolf, Sohn des Löb Mainzer, und soll hier in der Synagoge in Biebesheim sein und bis in Ewigkeit mit Lichtern bestickt werden. Neujahr im Jahr 5578 (= 1818 n. u. Z)”10.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit befand sich diese zweite Synagoge auf dem gleichen Grundstück wie die dritte. Sie bestand aus einem Schulhaus mit Lehrerwohnung und einem Bad, der Mikwe. 1862 plante der Gemeindevorstand, die Scheune auszubauen und einige bauliche Veränderungen vorzunehmen, die Pläne dazu erhielten auch die grundsätzliche obrigkeitliche Genehmigung. Quasi in einem Nebensatz seiner Stellungnahme bemerkte allerdings der Bürgermeister Biebesheims, dass er zwar nichts gegen das Vorhaben einzuwenden hätte, es „aber nach unserer Ansicht erwünschter, und auch für die Zukunft zweckmäßiger sei, wenn die vorhandenen Bauten entweder auf den Abbruch versteigert, oder an den Neubau verwendet, und eine ihrem Zweck entsprechende Synagoge nach einem von hohem Kreisamt genehmigten Bau- und Situations-Plan, in die Ortsstraßenlinie erbaut werde.“11 Vermutlich daraufhin weigerte sich das Kreisbauamt, die Bauaufsicht zu übernehmen, weshalb Mitte 1864 der Gemeindebaumeister Blänkle damit beauftragt wurde. Dieser berichtete, dass in der Scheune auf dem Grundstück bereits eine Synagoge eingerichtet war. Es war geplant, diese in eine Lehrerwohnung, die Schule, das Frauenbad und die Frauenschule umzubauen. Zudem sollten ein Keller, eine Küche, eine Verlängerung der Empore und möglichst ein Dachzimmer eingerichtet werden. Dies alles aber könne in der bestehenden Scheune nicht realisiert werden. Daher schlug auch er einen Neubau vor, für den Scheune und Schule auf Abbruch versteigert werden sollten. Dazu konnte sich der Vorstand der jüdischen Gemeinde allerdings nicht entschließen. Blänkle führte weiter aus, dass die bereitgestellten Mittel kein befriedigendes Resultat erwarten ließen. Er berechnete, dass ein Neubau rund 1.000 bis 1.200 Gulden mehr kosten würde.12

Daraufhin zog die Gemeinde den Bauaufseher Wolf zu Rate. Auch Wolf hatte versucht, den Gemeindevorstand von der Unzweckmäßig des Bauvorhabens zu überzeugen. Da die Gemeinde aber zu klein und unbemittelt für einen Neubau war, setzte er sich schließlich dafür ein, das Baumaterial anzuweisen und die Arbeiten auszuschreiben. Wenig später ließ er aber das alte Wohnhaus, das als Schule und Wohnung für Arme diente, wegen Baufälligkeit räumen. Noch im Frühsommer 1865 sprach sich die Gemeinde gegen einen Neubau aus. Gleichwohl wurde die Schule im Juni 1865 versteigert und abgebrochen. In der zweiten Jahreshälfte beschloss die Gemeinde dann, einen Neubau in die Bauflucht der Straße zu stellen. Am 20 Februar 1866 erhielt Wolf von der jüdischen Gemeinde Biebesheim den Auftrag, Bauplan und Kostenverzeichnisse aufzustellen. Beides legte er am 27. März des gleichen Jahres dem Kreisbauamt zur Genehmigung vor. Die Gemeinde erklärte sich am 17. April damit einverstanden, die offizielle Baugenehmigung wurde am 19. April erteilt. Durch den Krieg 1866/67 verzögerten sich allerdings die Arbeiten, zu denen das Haus Rothschild in Frankfurt 50 Gulden und das in Paris 100 Gulden gespendet hatte. Einen weiteren Teil der Baukosten deckte eine 1867 durchgeführte landesweite Kollekte.

Am 22. November 1867 wurde die neue Synagoge durch den Landesrabbiner Dr. Landsberger eingeweiht. Die Kirchenchronik vermerkt zu diesem Ereignis: „Am 22. November 1867 wurde die in der Odenwaldgasse erbaute Synagoge durch den Rabbiner Dr. Landsberger unter Anwohnern einer großen Einwohnerzahl von hier und vieler auswärtiger Israeliten im Beisein des Großherzoglichen Kirchenrats Dr. Böckmann Groß-Gerau und des hiesigen Kirchenvorstands eingeweiht. Die Israeliten zogen in einem geschlossenen Zuge, voran der erwähnte Großherzogliche Kirchenrat, der Ortsvorstand, der Rabbiner etc. etc. vom Hause des israelitischen Vorstehers Salomon Wachenheimer nach der Synagoge, worauf die Einweihung stattfand. Darauf fand ein Festessen beim Metzger Wirthwein statt, an dem sich viele Ortseinwohner betheiligten, am folgenden Tag ein sogenannter Ball von Seiten der Israeliten.”13 Die damalige Odenwaldstraße entspricht der heutigen Bahnhofstraße.

Die Synagoge war zweigeschossig und stand mit einem Satteldach gedeckt giebelständig zur Straße. Zwei gekoppelte Fenster im Giebeldreieck werden gerne als Symbol der Gesetzestafeln der Bibel interpretiert. Die Gebäudeecken waren durch Lisenen betont, deren Kapitelle den Stichbogenfries des Ortgangs trugen. Das Gebäude war über eine in der hofseitigen Traufwand gelegene Eingangstür erschlossen.

Im Inneren lag rechts zur Straße der sich über beide Geschosse erstreckende Synagogensaal, der durch drei hohe, aus buntem Glas bestehende Rundbogenfenster in der Giebelwand belichtet wurde. Links lagen zwei Räume, deren hinterer zunächst für die Mikwe vorgesehen war, später aber als Schulstube genutzt wurde. Eine genauere Lagebezeichnung liegt dafür nicht vor. „Die Mikwe befand sich in einem der hinteren Räume”14, heißt es nur. Der Synagogensaal bot Platz für 60 Personen. An den Lehnen der Bänke waren kleine Kästchen zur Unterbringung von Tallit und Gebetbuch angebracht. Die Inneneinrichtung war ausnahmslos aus Massivholz. Die Stände (Bänke) in geschwungener Form mit hoher Rückenlehne und Armstütze, der Thora-Schrein und das Emporengeländer geschnitzt und mit eingesetzten profilierten Füllungen.15 Ein Mittelgang führte zu dem in einer Nische der östlichen Außenwand stehenden Thoraschrein, der ebenso wie das Emporengeländer eingesetzte profilierte Füllungen besaß. Ein über dem Thoraschrein befindliches rundes Fenster existiert heute nicht mehr. Eine Bima hat es wohl nicht gegeben, dafür einen etwas erhöhten Vorbeterstuhl vor dem Thoraschrein. Links des Thoraschreins soll sich ein Standleuchter befunden haben.16 Die Frauenempore erstreckte sich über zwei Seiten und bot Raum für weitere 20 Personen. Sie war über eine halbgewendelte Treppe im Flur zu erreichen. Auf der anderen Gebäudeseite lag die Wohnung des Lehrers. Das Dachgeschoss barg weitere Zimmer, die gelegentlich als Gästezimmer, zumeist als Stauraum und später von der christlichen Hausmeisterfamilie als Wohnung genutzt wurden.

1933 lebten fünf jüdische Familien mit insgesamt 21 Personen in Biebesheim. Vorsteher der Gemeinde war Hermann Goldstein, der 1937 beim Rabbinat Darmstadt II den Verkauf der Synagoge beantragte. Mit Kaufvertrag vom 2. Mai 1938 ging die Synagoge in den Besitz der Eheleute Philipp Riehl V über. Durch Einziehen einer Decke in den Synagogenraum wurde ein zweites Vollgeschoss geschaffen. Die wohl eingreifendste bauliche Veränderung war der Einbau eines Ladengeschäfts. Die hochrechteckigen Rundbogenfenster wurden gegen Schaufenster im Erdgeschoss und drei Fenster im Obergeschoss ausgetauscht. Gleichzeitig wurden im Obergeschoss der westlichen Traufwand neue Fenster eingebaut. Auch der Stichbogenfries besteht in seiner ursprünglichen Form heute nicht mehr. Erhalten haben sich dagegen das rundbogige bundverglaste Fenster in der östlichen Traufwand, das Licht auf die innenliegende Treppe ließ sowie ein darüber liegendes kleines Fenster und ein weiteres Rundbogenfenster im Obergeschoss.

Der Kaufpreis für das Gebäude betrug 4.000 Mark. 1.900 davon wurden an das Rabbinat II zur Weiterleitung an den Hessischen Landesverband gesetzestreuer Synagogengemeinden in Darmstadt, an die Landjudenschaftskasse des Rabbinates und an deren entsprechende religiöse Institutionen überweisen. Die andere Hälfte ging zu gleichen Teilen an den Vorsitzenden der Gemeinde Biebesheim und den Rabbiner Merzbach vom Rabbinat für wohltätige Zwecke. Ein Rest in Höhe von 200 Mark verblieb zur Deckung eventuell anfallender Kosten bei der Gemeinde Biebesheim.17

Einrichtungsgegenstände und Kultgegenstände wurden ausgeräumt und einige Objekte zunächst nach Groß-Gerau, später nach London gebracht. Obwohl sich das Gebäude in der Pogromnacht in christlichen Händen befand, wurden einige Scheiben eingeworfen. Auf dem Hof entstanden noch 1939 eine Halle mit Abortanlage, ein Schuppen und eine Garage.18

Unter den erhaltenen Objekten befanden sich zwei Wandleuchter, ein Deckenleuchter, zwei Bücher und zwei gut erhaltenen Thoraschreinvorhänge.

Bei der Auflösung der Gemeinde verteilten die Familien die in der Synagoge aufbewahrten Kultgegenstände. Max Wachenenheimer und seine Ehefrau Erna wanderten nach England aus und lebten in London, wo sie einige dieser Gegenstände 50 Jahre lang aufbewahrten. Neben den beiden bereits erwähnten Wandleuchtern und dem Kandelaber aus dem Jahre 1818 wurden zwei Bücher gerettet. Eines davon enthält die Propheten Jesaja, Jeremia und Hesekiel sowie das Buch der Chronik in Hebräisch mit Erläuterungen und Übersetzungen. Es wurde 5498 (= 1738 n. u. Z) in Sulzbach gedruckt. Das andere Buch enthält den zweiten Teil eines zweibändigen Machsors, ein Gebetbuch mit ausgesuchten Gebeten und Stellen aus dem Tanach. Es wurde 1737 in Bad Homburg gedruckt und 1997 durch den Heimat- und Geschichtsverein Biebesheim restauriert.

Daneben überstanden zwei Thoraschrein-Vorhänge den Holocaust. Der ältere besteht aus dunkelblauem Samt und ist mit Goldfäden bestickt. Er wurde mit der Thora 1867 gestiftet. Über dem eingerahmten Text befinden sich zwei eine Krone tragenden Löwen. Die Übersetzung des Textes lautet „Die Tora ist unsere Krone. Zur Ehre Gottes und der Tora gestiftet von Michael, Sohn des Meyer seligen Andenkens. Vorhang für die heilige Lade im Jahr 5627. Gedenke des Tages der Einweihung des Gotteshauses hier in Biebesheim”19. Dieser Vorhang befindet sich heute in der ehemaligen Synagoge zu Erfelden.

Der zweite Vorhang ist etwas prächtiger gestaltet und besteht aus braunem Samt. Auch er trägt eine eingerahmte hebräische Inschrift, über der sich eine Krone befindet. Die Inschrift lautet übersetzt „Die Tora ist unsere Krone. Dies wurde gestiftet von Jona, Sohn des Michael, und seiner Ehefrau Esther, Tochter des Chaim, aus Biebesheim im Jahr 5637 und wurde renoviert durch ihre Kinder, als der Vater starb im Jahr 5668.”20

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Sicher ist, dass die zweite, 1818 erbaute Synagoge auch eine Mikwe barg. Aus den Bauplänen der dritten von 1866 wird ersichtlich, dass dort ebenfalls eine solche Einrichtung vorgesehen war. Zuletzt bestand die Biebesheimer Mikwe aus einer auf den Fußboden aufgesetzten Wanne, zum Ein- und Ausstieg diente eine Leiter. Sie wurde schon in den frühen 1930er Jahren nicht mehr genutzt.21

Schule

Die älteste Schule wurde zwischen 1720 und 1730 erbaut. Die Einrichtung einer in den frühen 1860er Jahren geplanten Frauenschule wurde nicht realisiert. Von der zweiten, 1818 erbauten Synagoge ist bekannt, dass sie sowohl Schulraum als auch Lehrerwohnung barg. Der Schulraum lag links unmittelbar hinter dem Eingang.

Cemetery

Die Verstorbenen aus Biebesheim wurden auf den Friedhöfen in Alsbach und Groß-Gerau beigesetzt.

Alsbach, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen
Groß-Gerau, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

Grabstätten

Alsbach, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Illustrations

Fußnoten
  1. Kolb: Jüdisches Leben in Biebesheim, S. 13
  2. HStAD E 14 A, 135/1
  3. Kolb: Jüdisches Leben in Biebesheim, S. 14
  4. Kolb: Jüdisches Leben in Biebesheim, S. 15
  5. Joisten-Pruschke: Geschichte der Juden in Biebesheim, S. 69
  6. Kolb: Jüdisches Leben in Biebesheim, S. 62 f.
  7. Kolb: Jüdisches Leben in Biebesheim, S. 79
  8. Zitiert nach Joisten-Pruschke: Geschichte der Juden in Biebesheim, S. 57
  9. Zitiert nach Joisten-Pruschke: Geschichte der Juden in Biebesheim, S. 58
  10. Zitiert nach Joisten-Pruschke: Geschichte der Juden in Biebesheim, S. 58
  11. HStAD G 15 Groß-Gerau, L 18
  12. HStAD G 15 Groß-Gerau, L 18
  13. Kolb: Jüdisches Leben in Biebesheim, S. 39
  14. Kolb: Jüdisches Leben in Biebesheim, S. 41
  15. Altaras: Synagogen, S. 299
  16. Joisten-Pruschke: Geschichte der Juden in Biebesheim, S. 64
  17. HStAD G 15 Groß-Gerau, L 18
  18. HStAD C 6, 198
  19. Joisten-Pruschke: Geschichte der Juden in Biebesheim, S. 69
  20. Joisten-Pruschke: Geschichte der Juden in Biebesheim, S. 69
  21. Kolb: Jüdisches Leben in Biebesheim, S. 42
Recommended Citation
„Biebesheim (Landkreis Groß-Gerau)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/27> (Stand: 23.4.2022)