Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

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Herzogtum Nassau 1819 – 17. Cubach

Laubuseschbach

Gemeinde Weilmünster, Landkreis Limburg-Weilburg — Von Carina Schmidt
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

Anfang 18. Jahrhundert

Location

35789 Weilmünster, Ortsteil Laubuseschbach, Mittelgasse

preserved

nein

Jahr des Verlusts

1911

Art des Verlusts

Brand

Gedenktafel vorhanden

nein

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Laubuseschbach findet 897 als „Ascabahc“ erstmals in einer Schenkungsurkunde zugunsten des Klosters St. Maximin in Trier Erwähnung. Das Dorf gelangte zunächst in den Besitz der Herren von Molsberg, 1390 ging es im Territorium von Kurtrier auf. Laubuseschbach wurde als Lehnsgut von wechselnden Herrschern regiert, darunter die Grafen von Diez und die Herren von Runkel. 1806 wurde die Ortschaft dem Herzogtum Nassau einverleibt, 1866 dem Königreich Preußen. Heute ist Laubuseschbach Teil der hessischen Großgemeinde Weilmünster im Landkreis Limburg-Weilburg.1

Der früheste Hinweis auf eine Jüdin, die vor Ort aufgewachsen sein soll, Träubgen Loeb, stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert. Weitere Belege für die Ansässigkeit von Juden finden sich danach erst wieder ab 1796. Die Entstehung der Kultusgemeinde dürfte in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgehen. 1843 lebten in Laubuseschbach 64 Juden, in den Filialgemeinden Wolfenhausen2 waren es 29, in Blessenbach 16 jüdische Einwohner. Im gleichen Jahr wurden zudem die 32 Juden aus Hasselbach im Amt Usingen, die bis dahin der jüdischen Gemeinde Camberg angehört hatten, Laubuseschbach zugeteilt. Die Kultusgemeinde umfasste insgesamt also über 140 Mitglieder und war damit 1843 eine der größten jüdischen Gemeinden im Amt Runkel.3

Auch in den 1860er Jahren waren weiterhin über 100 Juden in Laubuseschbach und den Filialorten ansässig. 1873 schlossen sich zudem die wenigen jüdischen Einwohner von Weilmünster der Kultusgemeinde an. Bis 1905 sank die Zahl der Mitglieder auf 50 Personen. In den folgenden Jahren wanderten weitere jüdische Familien ab, so dass es in der Gemeinde, deren Vorsteher damals Isidor Seligmann aus Blessenbach war, 1910 nur noch sechs religionsmündige Männer gab. Daraus lässt sich schließen, dass es bloß etwa 20 jüdische Einwohner im Kultusbezirk gab. Und obwohl ein Minjan nicht mehr ohne Zuziehung von auswärtigen Juden gebildet werden konnte, weigerte sich die Gemeinde, ihre Selbstständigkeit aufzugeben und bestand formal bis um 1930 fort. Es ist jedoch anzunehmen, dass die verbliebenen jüdischen Einwohner die Synagoge in Weilburg besuchten.4

Betsaal / Synagoge

Die einzige nachweisbare Synagoge der Kultusgemeinde stand in der Mittelgasse (ursprünglich Langgasse) in Laubuseschbach und war mindestens seit 1830 im Besitz der jüdischen Gemeinde. Sie war 9,3 m lang, 6 m tief und hatte eine Grundfläche von etwa 55 qm. 1911 fiel das Gebäude einem Brand zum Opfer, die Überreste wurden abgetragen. Über Bauart oder Inneneinrichtung der Synagoge ist nichts Näheres bekannt.5

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Bis um 1839 existierte ein Tauchbad im Wohnhaus der Witwe des Herz Joseph. Dieses war aus Stein gemauert und mit einem Deckel versehen. Vor der Benutzung wurde das Wasser erwärmt, deshalb durften die jüdischen Frauen dieses Bad zunächst weiterbenutzen. Anfang der 1840er Jahre ließ die Kultusgemeinde Laubuseschbach in der Mittelgasse gegenüber der Synagoge ein eigenes Badhaus errichten. Das Gebäude, in dem später auch die Religionsschule eingerichtet wurde, war 5,7 m lang und 3,9 m tief. Die Wasserleitung für die Mikwe im Untergeschoss des Hauses wurde unter Leitung von Brunnenbaumeister Georg Brühl aus Holzappel, der 1939 auch die Brunnenleitung von Laubuseschbach konstruiert hatte, verlegt. Die Baukosten für das Bad beliefen sich auf über 1.000 Gulden. 1911 wurde das Haus bei einem Brand schwer beschädigt und 1915 an den Landwirt Adam Kramer II. verkauft; er ließ das Gebäude 1930 abreißen.6

Schule

Als Schullokal diente den Juden von Laubuseschbach das Obergeschoss des kleinen Badhauses in der Mittelgasse. Seit 1953 bestand mit Unterbrechungen ein Schulverband zwischen Laubuseschbach und Weilmünster, wobei die Schulstunden stets im jeweiligen Kultuszentrum erteilt wurden. 1871/1872 unterrichtete Lehrer L. Blum 19 jüdische Kinder u.a. in biblischer Geschichte und hebräischer Sprache. 1880 wurde Bernhard Glücksmann aus Konin in Polen angestellt. Doch seit den 1890er Jahren konnte sich die Kultusgemeinde die Besoldung eines eigenen Religionslehrers nicht mehr leisten. In der Folge versah Lehrer Blum, der hauptamtlich in Villmar angestellt war, den Unterricht der wenigen Schüler in Laubuseschbach.7

Cemetery

Der jüdische Friedhof „Auf der Mühlhell“ in Laubuseschbach bestand schon 1806 und diente den ansässigen Juden sowie denjenigen aus Blessenbach und Wolfenhausen als Grablege. 1868 wurde der Totenhof begradigt und auf 3.000 qm vergrößert. Die Kosten für die Erweiterung sollten von den Juden aus Hasselbach, die auch zur Kultusgemeinde gehörten, mitfinanziert werden. Darüber beklagten sich die Hasselbacher, die einen eigenen Friedhof unterhielten, bei der Landesherrschaft; die Beschwerde blieb jedoch erfolglos. In den 1890er Jahren wurde der Totenhof, der damals noch nicht im Besitz der jüdischen Gemeinde und ohne Umfriedung war, wiederholt geschändet und als Weideplatz genutzt. Erst um 1911, nachdem die Juden das Grundstück 1897 von der Ortsgemeinde gekauft hatten, wurde der Friedhof umzäunt. Nach dem Ersten Weltkrieg versah die Kultusgemeinde das Gelände mit einer Hecke und einem eisernen Tor. Die letzte Beerdigung in Laubuseschbach erfolgte 1932. Heute gehört der Friedhof dem Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen und wird von der Zivilgemeinde Laubuseschbach gepflegt.8

Laubuseschbach, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Fußnoten
  1. May: Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, S. 34–39; Becker: Ascabahc 897–1997, S. 14–34
  2. In der Literatur finden sich widersprüchliche Angaben in Bezug auf die Zugehörigkeit der Juden aus Wolfenhausen. Die Angaben in den Quellen deuten darauf hin, dass Wolfenhausen im 18. Jahrhundert eine Filialgemeinde der Kultusgemeinde Laubuseschbach bildete und sich Anfang des 19. Jahrhunderts, wahrscheinlich weil in Laubuseschbach seit etwa 1910 aus Mangel an Mitgliedern kein Gottesdienst mehr stattfinden konnte, der Kultusgemeinde Weyer anschloss. Vgl. Arnsberg: Jüdische Gemeinden, Bd. 1, S. 479–480; Arnsberg: Jüdische Gemeinden, Bd. 2, S. 381–383; Becker: Ascabahc 897–1997, S. 138; Pullmann/Caspary: Die jüdischen Kultusgemeinden Weyer und Münster in Hessen, S. 14–19, 31; Kultusverhältnisse der Israeliten im Amt Runkel, 1841–1848, in: HHStAW 239, 216; Die israelitische Kultusgemeinde Weyer, 1896–1932, in: HHStAW 412, 108
  3. Becker: Ascabahc 897–1997, S. 138; Arnsberg: Jüdische Gemeinden, Bd. 1, S. 337, 480; Verhältnisse der Juden im Amt Idstein, 1840–1885, in: HHStAW 229, 430
  4. Becker: Ascabahc 897–1997, S. 138; Arnsberg: Jüdische Gemeinden, Bd. 1, S. 480; Aufstellung der Tabellen über die Volkszählung im Amt Runkel, 1853–1880, in: HHStAW 239, 20; Die israelitische Kultusgemeinde Laubuseschbach, 1864–1884 (fol. 48–51), in: HHStAW 405, 1537; Die Israelitische Kultusgemeinde Laubuseschbach, 1908–1912, in: HHStAW 412, 121; Abschnitt „Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde“, Absatz 4–5, im Artikel „Laubuseschbach – Jüdische Geschichte“ auf http://www.alemannia-judaica.de/laubuseschbach_synagoge.htm
  5. Immobilien der Kultusgemeinde Laubuseschbach, in: HHStAW 362/25, Stockbuch Laubuseschbach, Bd. A2, Artikel 45; Immobilien der Kultusgemeinde Laubuseschbach, in: HHStAW 362/25, Stockbuch Laubuseschbach, Bd. B3, Artikel 185; Becker: Ascabahc 897–1997, S. 142; Abschnitt „Zur Geschichte der Synagoge“ im Artikel „Laubuseschbach – Jüdische Geschichte“ auf http://www.alemannia-judaica.de/laubuseschbach_synagoge.htm
  6. Becker: Ascabahc 897–1997, S. 142–144; Judenbäder in Laubuseschbach und Schupbach, 1840–1843, in: HHStAW 239, 215; Immobilien der Kultusgemeinde Laubuseschbach, in: HHStAW 362/25, Stockbuch Laubuseschbach, Bd. B3, Artikel 185; Gebäudebuch zur Gemarkung Laubuseschbach, 1910–1959 (S. 54), in: HHStAW 433, 4909
  7. Becker: Ascabahc 897–1997, S. 142–143; Die israelitische Kultusgemeinde Weilmünster, 1843–1866, in: HHStAW 211, 11535; Vorlage der Inspektionsberichte über die Kultus- und Religionsschulzustände des Rabbinatsbezirks Weilburg: Band 2, 1872–1899 (fol. 16–18 und 270–272), in: HHStAW 405, 3418
  8. Becker: Ascabahc 897–1997, S. 144–145; Die Israelitische Kultusgemeinde Laubuseschbach, 1864–1884 (fol. 21–27), in: HHStAW 405, 1537; Vorlage der Inspektionsberichte über die Kultus- und Religionsschulzustände des Rabbinatsbezirks Weilburg: Band 2, 1872–1899 (fol. 263 und 297–298), in: HHStAW 405, 3418; Die Israelitische Kultusgemeinde Laubuseschbach, 1908–1912, in: HHStAW 412, 121; Immobilien der Kultusgemeinde Laubuseschbach, in: HHStAW 362/25, Stockbuch Laubuseschbach, Bd. B3, Artikel 185
Recommended Citation
„Laubuseschbach (Landkreis Limburg-Weilburg)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/14> (Stand: 22.7.2022)