Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Höchst a.d. Nidder Karten-Symbol

Gemeinde Altenstadt, Wetteraukreis — Von Susanne Gerschlauer
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

Ende 17. Jahrhundert

Location

63674 Altenstadt, Ortsteil Höchst a.d. Nidder, Gäßchen 3 | → Lage anzeigen

preserved

ja

Gedenktafel vorhanden

nein

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Die Ortsherren des Ortes war bis etwa zur Mitte des 16. Jahrhunderts die Ganerbschaft von Buches und von Carben bis etwa zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Danach wechselten die Besitzer immer wieder. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts waren Friedrich Wilhelm von Mansbach, 1756 dann die Herren von Günderrode Ortsherren. 1806 ging Höchst a. d. Nidder an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt über.

Bereits gegen Ende des 17. Jahrhunderts lebten Juden in Höchst a. d. Nidder.1 Wahrscheinlich vor 1806 wurde eine Synagogengemeinde gegründet, denn schon 1771 ist ein David Simon als Vorsteher der jüdischen Gemeinde belegt; 1823 war dies Herz Kahn. Der Vorsänger Jacob Seligmann wohnte um 1867 in einer der beiden Wohnungen im Erdgeschoss der Synagoge.2 Um 1830 lebten 67 und 1905 13 Juden in Höchst a. d. Nidder.3 Die Juden waren überwiegend als Viehhändler tätig.

Die Gemeinde löste sich offenbar vor 1938 auf. Die letzten in Höchst an der Nidder lebenden Juden zogen nach Frankfurt am Main, Großbritannien und Belgien.4

Betsaal / Synagoge

Zwischen 1741 und 1756 wird der Ankauf eines Hauses zur Einrichtung eines Betraumes bzw. einer Synagoge erwähnt.5 Das Gebäude, im „Gäßchen“ 3 (ehem. Nr. 5, um 1808 Nr. 41), steht in einer schmalen Gasse am alten Ortsrand des Straßendorfes. Der Betraum war ein einfacher Saal im Obergeschoss des zweigeschossigen unverputzten Fachwerkhauses, das auf niedrigem massiven Sockel giebelseitig zur Straße steht und in der Nutzungszeit ein mit Biberschwanzziegeln gedecktes Satteldach besaß.6 Im Untergeschoss lagen zwei etwa gleich große Wohnungen, in denen auch nichtjüdische Mieter lebten. Im Hof gab es laut Brandkataster seit spätestens 1867 ein Stallgebäude.

Es bestand je ein separater Eingang für Frauen und Männer, die nicht nebeneinander gelegen haben.

In den Brandkatastern von 1808, 1844, 1867, 1907, 1927 taucht immer wieder dieses Gebäude auf. Solange die jüdische Gemeinde bestand, fand die Synagoge jedes Mal Erwähnung.7

Im Laufe der Jahre seit dem Erwerb des Hauses fanden verschiedene, teilweise wohl sehr umfangreiche Instandsetzungsarbeiten an unterschiedlichen Teilen des Gebäudes statt. Noch im 19. Jahrhundert wurden Keller, verschiedene Balken, einige Türen und Fenster sowie die Treppe ins Obergeschoss saniert bzw. erneuert. 1906 erfolgte der Einbau eines Schornsteines, 1912 weitere größere Reparaturen am Gebäude.8

Im Jahr 1937 wurde das Gebäude durch Vertreter der jüdischen Gemeinde an einen Nichtjuden verkauft und entkam dadurch einer Zerstörung durch die Nationalsozialisten. Reste der ehemaligen Nutzung sind nicht mehr vorhanden. Ein Hinweis auf die Synagoge in der Nähe oder am Gebäude gibt es nicht.

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Die Mikwe der jüdischen Gemeinde befand sich nachweisbar seit 1814 im Keller der Synagoge. In den 1860er Jahren wurde – wohl wegen des Betriebs der Mikwe – eine Kellersanierung nötig.9

Schule

Vermutlich wurde den jüdischen Kindern Religionsunterricht im Untergeschoss der Synagoge erteilt.10

Cemetery

Ein Friedhof bestand spätestens seit 1867. Er liegt nur etwa 100 Meter Luftlinie von der Synagoge entfernt im Norden des Ortes, fast am Ortsrand, auf einer Parzelle von etwa 400 Quadratmetern. Der jüngste Stein datiert von 1925.11

Höchst an der Nidder, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Illustrations

Indices

Persons

Buches, Herren von · Carben, Herren von · Mansbach, Friedrich Wilhelm von · Günderrode, Herren von · David Simon · Kahn, Herz · Seligmann, Jacob

Places

Frankfurt am Main · Großbritannien · Belgien

Sachbegriffe Geschichte

Ganerbschaft · Hessen, Großherzogtum

Sachbegriffe Architektur

Fachwerkbauten · Biberschwänze · Satteldächer

Fußnoten
  1. HStAD, R 21 J, 3587
  2. Johann, Nachbarn, S. 203
  3. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 375
  4. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 375
  5. Etwa zur gleichen Zeit, in der die jüdische Gemeinde das Haus kaufte, um einen Gottesdienstraum einzurichten, ließ die örtliche evangelisch-lutherische Gemeinde ihre Kirche neu bauen. (vgl.: Ellwardt, K., in Wetterauer Geschichtsblätter Nr. 53, S. 423)
  6. Johann, Nachbarn, S. 202
  7. Johann, Nachbarn, S. 202 ff.
  8. Johann, Nachbarn, S. 206
  9. Johann, Nachbarn, S. 206 f.
  10. Johann, Nachbarn, S. 203
  11. Denkmaltopografie Wetteraukreis 1
Recommended Citation
„Höchst a.d. Nidder (Wetteraukreis)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/708> (Stand: 22.7.2022)