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Vorentwurf der Flügelbombe V 1 in Kassel, 22. Januar 1942

Gerhard Fieseler (1896–1987), Eigentümer der Flugzeugfabrik Gerhard-Fieseler-Werke GmbH in Kassel, führt ein Gespräch mit dem Ingenieur Robert Lusser (1899–1969), in dessen Verlauf der Industrielle Fieseler Lusser den Vorschlag macht, in das Fieseler-Flugzeugwerk in Kassel als Entwicklungs-Direktor einzutreten. Lusser war Fieseler durch einen langjährigen Bekannten im Reichsluftfahrtministerium in Berlin, Genralstabs- bzw. Flieger-Chefingenieur Roluf Lucht, Mitte Januar als Nachfolger für den bisherigen Technischen Direktor des Unternehmens, Erich Bachem (1906–1960) vorgeschlagen worden, nachdem Bachem den Entschluss gefasst hat, das Fieseler-Flugzeugwerk zu verlassen, um im württembergischen Waldsee ein eigenes Luftfahrt-Unternehmen, die Bachem-Werke GmbH, zu gründen. Robert Lusser akzeptiert den Vorschlag Fieselers und nimmt die Stellung an. Mit der Einstellung Lussers schafft Gerhard Fieseler eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung der Fernbombe Fieseler Fi 103, die später als „V 1“ („Vergeltungswaffe 1“) bekannt wird. Die Konstruktion des Flugkörpers der Fi 103, von der ab Mitte 1944 bis gegen Kriegsende schätzungsweise 12.000 Exemplare hauptsächlich gegen Ziele in England (London) und Belgien (Hafen von Antwerpen) eingesetzt werden, beruht auf Lussers Ideen, die er als Mitarbeiter der Fieseler-Flugzeugfabrik gemeinsam mit dem Fieseler-Ingenieur Willy A. Fiedler (1908–1998) umsetzt. Das Triebwerk der Fi 103, die 1942 im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums als „Ferngeschoß in Flugzeugform“ entwickelt wird und später in der nationalsozialistischen Kriegspropaganda als „Wunderwaffe“ zur Erlangung des „Endsiegs“ gepriesen wird, stammt von der Firma Argus Motoren Gesellschaft in Berlin, mit deren Unterstützung Lusser die Waffe – den weltweit ersten militärisch eingesetzten Marschflugkörper – zur Serienreife bringt. Der erste Testflug der Fi 103 erfolgt am 24. Dezember 1942 in der Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemünde-West auf der Insel Usedom.
(KU)

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„Vorentwurf der Flügelbombe V 1 in Kassel, 22. Januar 1942“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/840> (Stand: 26.11.2022)
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