Contemporary History in Hessen - Data · Facts · Backgrounds

Privatsender RTL 2 geht auf Sendung, 23. Dezember 1992

Der neue Privatsender RTL 2 geht um 6:05 Uhr mit der Ausstrahlung des Spielfilms „Ein reizender Fratz“ (1980) von Walter Bernstein auf Sendung („On-Air“). Betreibergesellschaft ist die in der oberbayerischen Gemeinde Grünwald (Landkreis München) ansässige RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG.

Ursprünglich war der Sendestart für den neuen Privatsender bereits für den 26. September 1992 vorgesehen, jedoch verweigerte die für die Zulassung des Veranstalters zuständige Hessische Landesanstalt für Privaten Rundfunk in Kassel die Erteilung der Sendelizenz. Gemeinsam mit der Konferenz der Direktoren aller Landesmedienanstalten für privaten Rundfunk hatte man den (mutmaßlich) zu großen Einfluss der Gesellschafter des als Ableger des deutschsprachigen Radioprogramms Radio Luxemburg gestarteten Kölner Privatsenders RTL plus (ab 31. Oktober 1992: RTL)¹ auf das neue Unternehmen. Konkret wurde die Forderung erhoben, die Machtverteilung der beteiligten Anteilseigner aus dem Hause RTL plus effektiv an beiden Sendern so zu verändern, dass die Anteile der RTL plus-Gesellschafter an RTL 2 unter 25 Prozent lägen.

Nach längerem internen Tauziehen zwischen den Gesellschaftern und insgesamt vier mal verschobener Ankündigung des Sendebeginns konnten die entsprechenden vertraglichen Vereinbarungen am 9. Februar 1993 bei der Landesbehörde vorgelegt werden, was die Landesanstalt für Privaten Rundfunk zu einer Neuentscheidung über die zuvor bereits am 17. Dezember 1992 erteilte Sendelizenz veranlasste. Mit der Erteilung der für den Sendebetrieb erforderlichen Lizenz am 1. März 1993 wird erstmals das bundesweit empfangbare Vollprogramm eines privaten Fernsehsenders unter den verschärften Bedingungen des am 1. Januar 1992 in Kraft getretenen „Staatsvertrags über den Rundfunk im vereinten Deutschland“ (RStV) zugelassen.
(KU)

1. Die Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion S.A. (CLT; größter Anteilseigentümer aus dem Kreis der RTL plus-Gesellschafter mit 24 %), die Ufa Film- und Fernsehen GmbH (17,5 %) sowie der Burda-Konzern (Burda GmbH) und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (jeweils 1 %). ↑