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Millionen von DDR-Bürgern besuchen Berlin und die grenznahen Städte, 10.-12. November 1989

Die Grenzstellen an der ehemaligen Demarkationslinie zwischen der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik zählen etwa 3,5 Millionen Besucher, die zwischen dem 10. und dem 12. November nach Westdeutschland strömen. Die Grenze war in der Nacht von Donnerstag, den 9. November auf Freitag, den 10. November geöffnet worden. Der Ansturm der DDR-Bürger stellt eine Herausforderung für den Einzelhandel dar, der seine Öffnungszeiten ausdehnt. In grenznahen Städten kommt es zu starken Verkehrsbehinderungen, Parkplätze werden zur Mangelware. Engpässe entstehen vereinzelt besonders bei der Auszahlung des Begrüßungsgeldes, das jeder DDR-Bürger gegen Vorlage eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses erhält. Berlin erlebte mit schätzungsweise mehr als einer Million einströmender Menschen den mit Abstand größten Besucheransturm. Hier, aber auch in zahlreichen anderen bundesdeutschen Städten entschließen sich Banken, Sparkassen und die Bundespost kurzerhand, die Auszahlung des Begrüßungsgeldes zu übernehmen. Die Berliner Geldinstitute haben sich in enger Zusammenarbeit mit der Landeszentralbank ausreichend auf die Situation vorbereitet. Die Sparkasse der Stadt Berlin West, wo am Samstag und Sonntag zwischen 700 und 800 Mitarbeiter freiwillig Dienst tun, hat für das Begrüßungsgeld rund 90 Millionen DM zur Verfügung gestellt. Die Berliner Bank AG zahlt von Freitag bis Sonntagmittag mehr als 30 Millionen DM Begrüßungsgelder aus.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Entscheidung der DDR, die Grenze zu öffnen, ist ein Arbeitsstab im Hessischen Sozialministerium gebildet worden, der sich mit der Frage der Unterbringung von Übersiedlern befasst. Am hessischen Übergang Wartha/Herleshausen im Werra-Meißner-Kreis passieren allein bis zum Freitagnachmittag etwa 3.000 Menschen die Grenze nach Westen. Nach Mitteilung des Bundesgrenzschutzkommandos Mitte beabsichtigen rund 300 von ihnen, als Übersiedler dauerhaft in der Bundesrepublik zu bleiben. Die zentrale Aufnahmestelle in Gießen meldet nach Angabe des hessischen Sozialministers Karl-Heinrich Trageser (1932–2009; CDU) mit etwa 1.000 Übersiedlern einen neuen Rekord.
(KU)

Records
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.11.1989, S. 19: Banken und Einzelhandel erlebten einen Ansturm ohnegleichen: Mancher Bank ist das Geld ausgegangen / Vor allem Obst und Computer-Zubehör waren gefragt.
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.11.1989, S. 45: Hessen rüstet sich für den Strom der Übersiedler: In Bunkern und Schulen stehen insgesamt 8.500 Betten bereit.
Recommended Citation
„Millionen von DDR-Bürgern besuchen Berlin und die grenznahen Städte, 10.-12. November 1989“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/2766> (Stand: 27.11.2022)
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