Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Arheilgen Karten-Symbol

Gemeinde Darmstadt, Stadt Darmstadt — Von Wolfgang Fritzsche
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

1536

Location

64291 Darmstadt, Stadtteil Arheiligen, Kleine Brückenstraße 14 | → Lage anzeigen

Rabbinat

Darmstadt II

religiöse Ausrichtung

orthodox

preserved

nein

Jahr des Verlusts

ca. 1944

Art des Verlusts

Zerstörung

Gedenktafel vorhanden

nein

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Ein erster Hinweis auf einen in Arheilgen lebenden Juden stammt aus dem Jahr 1536, als der namentlich nicht Genannte zwei Gulden Schirmgeld an die landgräfliche Kellerei in Darmstadt zu entrichten hatte. Vermutlich handelte es sich um Salomon, der noch 1541 einen Nachlass der Abgaben quittierte. Zur gleichen Zeit entrichteten Seligmann und Meyer, ebenfalls aus Arheilgen, die gleiche Summe.1 Ob es sich dabei um dauerhaften oder temporären Aufenthalt handelte, ist nicht geklärt. 1634 zahlten Hayum, Abrahm und Isaak aus Arheilgen Einzugsgeld.2

Ende des 17. Jahrhunderts, 1696, nennen die ältesten erhaltenen Bürgermeistereirechnungen mit den Namen Löw Simon, Simon Isaak, Moses Löw, Ruben Baruch, Ruben Süßkind und Ruben Löw sechs ansässige jüdische Familien.3 Bis 1776 stieg diese Zahl auf neun an. In diesem Jahr besaß Löb Simon ein Haus (Messeler Straße 39), ebenso wie Ruben Strauß (Schlachthaus in der Obergasse), Familie Kahn wohnte gegenüber dem Rathaus, Löw Strauß in der Darmstädter Straße 12, Simon Ruben Darmstädter Straße 18, Ruben Baruch Darmstädter Straße 32 neben Simon Adler, Löw Ruben hatte sein Haus in damaligen Hundsgasse 9; auf dem Gelände der Hofreite des Hayum Sanders steht heute ein Gebäude der Dresdner Bank.4 Vermutlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird sich auch eine Gemeinde gegründet haben. Im Jahr 1828 erreichte die Zahl jüdischer Einwohner mit 111 ihren höchsten Stand, um anschließend über 98 in 1861, 48 in 1880 auf 24 in 1910 zu sinken.

Nach der Pogromnacht drangen Nazischergen auch in Privatwohnungen ein, zerstörten Einrichtungen und misshandelten deren Bewohner.

Seit 2009 werden in Arheilgen Stolpersteine verlegt.

Betsaal / Synagoge

Die erste bekannt gewordene Synagoge entstand kurz nach 1800 in der heutigen Kleinen Brückenstraße 14. Sie wurde 1847 abgebrochen und durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt.5 Eine umfassende Sanierung fand 1903 statt, in deren Verlauf auch ein neuer Außenputz aufgebracht wurde.6 1912 beschloss die Gemeinde, abermals eine Renovierung durchzuführen und fragte bei dem zuständigen Rabbinat um einen Zuschuss nach. Zu dieser Zeit hatte die Gemeinde genau zehn Mitglieder, die älter als 13 Jahre alt waren. Minjan konnte also, wenn auch knapp, erreicht werden. Da Gottesdienst aber ganz sicher nur an Neujahr und am Versöhnungstag stattfand, darüber hinaus aber noch nicht einmal mehr zu allen Festtagen gesichert war, wurde ein Zuschuss zur Renovierung verweigert.7

Das Gebäude wurde in der Pogromnacht nicht in Mitleidenschaft gezogen, weil es sich zu dieser Zeit bereits in christlichem Besitz befand. Allerdings wurde es 1944 durch Brandstiftung beschädigt und später abgebrochen.

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Es gab eine Mikwe in Arheilgen, deren Standort heute nicht mehr bekannt ist.8

Schule

In der um 1800 eingerichteten Synagoge befand sich auch ein Schulraum.

Cemetery

Die Verstorbenen der Gemeinde wurden auf dem Friedhof in Groß-Gerau bestattet.

Groß-Gerau, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Indices

Persons

Salomon · Seligmannn · Meyer · Hayum · Abrahm · Isaak · Löw Simon · Simon Isaak · Moses Löw · Ruben Baruch · Ruben Süßkind · Ruben Löw · Löb Simon · Ruben Strauß · Kahn, Familie · Löw Strauß · Simon Ruben · Simon Adler · Löw Ruben · Hayum Sanders

Places

Darmstadt · Groß-Gerau

Sachbegriffe Geschichte

Pogromnacht · Stolpersteine · Minjan

Fußnoten
  1. HStAD O 61 Müller in 2
  2. HStAD O 61 Müller in 5
  3. Andres, 1978, S. 208
  4. Andres, 1978, S. 208
  5. Andres, 1978, S. 210
  6. Frankfurter Israelitisches Familienblatt vom 11. September 1903, zitiert nach http://www.alemannia-judaica.de/arheilgen_synagoge.htm
  7. HStAD Q 2, 37
  8. Andres, 1978, S. 210
Recommended Citation
„Arheilgen (Stadt Darmstadt)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/112> (Stand: 22.7.2022)