Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Erster Angriff der britischen Luftwaffe auf Frankfurt, 4. Juni 1940
Der in der Nacht auf den 4. Juni, morgens zwischen 1:20 Uhr und 2:30 Uhr stattfindende erste Angriff der britischen Luftwaffe (Royal Air Force) auf die hessische Großstadt Frankfurt am Main1 fordert mehrere Todesopfer. Die britischen Flugzeuge attackieren den Osthafen, um die dort befindlichen Öllager zu zerstören. Zwei Bomber werfen ihre tödliche Fracht über dem dicht besiedelten Stadtgebiet ab und treffen den Stadtteil Nied (dort in der Schmidtbomstraße) und Wohnhäuser an der Schloßborner und der Rebstöcker Straße im Gallusviertel (Häuser der Hellerhof-Siedlung). Dabei kommen insgesamt elf Menschen ums Leben. Die Flugzeuge, insgesamt zwei Dutzend leichte, zweimotorige Bomber vom Typ Handley Page Hampden der 44., 50. und 83. Squadron, waren zwischen 21:10 Uhr und 23:32 Uhr aufgestiegen. Die Kampfflugzeuge sind mit 500- und 250-Pfund-Sprengbomben bestückt, ein Teil der Maschinen trägt außerdem Schüttbehälter mit Stabbrandbomben.2
Zahlreiche Ausquartierungen wegen Blindgängern
Eine Reihe der gefallenen Bomben bleiben bei dem Angriff als Blindgänger im Pflaster stecken. Am 6. Juni müssen deshalb in Nied etwa 500 Anwohner zwischen 9:30 Uhr und 18.30 Uhr ihre Häuser und Wohnungen, meist für die Dauer mehrerer Tage, räumen und werden vorübergehend in der Niddaschule (Oeserstraße) untergebracht oder quartieren sich bei Freunden und Verwandten ein. Im Gebiet am Rebstock müssen die Bewohner von Häusern in der Nähe des Bahndamms der Taunus-Eisenbahn ihre Unterkünfte räumen. Dort wird ein Blindgänger vermutet, der späteren Berichten nach mit einem Langzeit-Zünder versehen ist.3 Mehr als 2.500 Menschen finden zunächst in der Turnhalle der Rebstöcker Schule ein Dach über dem Kopf. Rund 300 Personen kommen in Sammelunterkünften im Saal des Turnvereins „Vorwärts“ in der Schloßstraße und im Saal der Rhein-Main-Bühne am Mozartplatz unter.
Zwei Tage nachdem die ersten Bomben auf Frankfurt am Main gefallen sind, am 6. Juni 1940, ist die Stadt Offenbach am Main Ziel britischer Bomber.
(KU)
- Bereits vor dem Bombardement am 4. Juni 1940 waren in Frankfurt am Main Luftschutzübungen durchgeführt worden und es war zu Überflügen alliierter (englischer) Flugzeuge gekommen, ohne das die Maschinen Bomben abgeworfen hatten. ↑
- Nach den Aufzeichnungen der britischen Luftwaffe erreicht die Hälfte der entsandten Bomber Frankfurt am Main. ↑
- Vgl. Helmensdorfer (1982), S. 279. ↑
- Belege
- Evelyn Brockhoff/Tobias Picard, Frankfurt am Main im Bombenkrieg: März 1944, 2. Aufl., Gudensberg-Gleichen 2004, S. 24
- Helmut Herth (Hrsg.), Mer grinde e Feuerwehr! 150 Jahre Höchster Feuerwehr, Frankfurt am Main 2002, S. 94
- Frankfurter Neue Presse (Online): Luftangriffe auf Frankfurt: Vor 75 Jahren: Als der Bombenkrieg begann, Beitrag vom 03.06.2015/von Holger Vonhof, URL: http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Vor-75-Jahren-Als-der-Bombenkrieg-begann;art675,1429099 (abgerufen am 4.6.2016).
- HeBIS Helmensdorfer, Erich: Frankfurt – Metropole am Main: Geschichte und Zukunft, Düsseldorf [u.a.] 1982, S. 279.
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 386.
- Weiterführende Informationen
- Wikipedia: Luftangriffe auf Frankfurt am Main (eingesehen am 4.6.2016)
- Wikipedia: Luftkrieg (abgerufen am 4.6.2016).
- Wikipedia (en): Handley Page Hampden (abgerufen am 4.6.2016).
- Hebis-Klassifikation
- 263460, Zweiter Weltkrieg · 2405, Ortsgeschichte
- Hebis-Schlagwort
- Frankfurt am Main; Luftangriff;
- Empfohlene Zitierweise
- „Erster Angriff der britischen Luftwaffe auf Frankfurt, 4. Juni 1940“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/817> (Stand: 9.12.2022)