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Regesten der Landgrafen von Hessen

1567

Feuerordnung für Kassel

Regest-Nr. 16636

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, 17e Kassel, Nr. 6, korrigierte Reinschrift oder Abschrift, 16. Jahrhundert. Rubrum: Feuerordnung zu Cassel uffgerichtet anno Domini 1567.
Regest
Kasseler Feuerordnung.
Originaltext
Feurordnung unser Wilhelms von Gotts gnaden landgraven zu Hessen, graven zu Catzenelnpogen etc., wie es in unser stadt Cassel gehalten werden soll.
1. Anfenglichs wollen wir, das nun hinfurter alweg tags und nachts zwen rechtschaffener tornhueter uffem Freyheiter torn stetigs sein, die ire wacht bje einerc umb den andern zum treulichsten halten und versehen . Wo auch sie beide oder je ir einer ein guter spilman uff pfeifen und trumpten sein kont, das wer gemeiner stadt desto rumlicher und uns angenehmer.
2. Wan ein feur in einem hauß angeht, da der liebe Gott mit gnaden lange zeit fur sey, so soll von stund an von dem deß daß hauß ist ein feurgeschrey gescheen, darmit das feur nicht zu grosß und uberschwenklich werde. Wer das verschweigt und in wilchem hauß das feur außkeme, der soll nach gnaden und ungnaden darumb gestraft werden.
3. Die tornhueter sollen alspald an die glocken schlagen und zum torn auß an dem tage mit einem roten fenlein und in der nacht mit einer latern darin ein brennend licht sey zeichen geben, darmit das volk wissen und sich darnach richten mo;ege, wilchs orts das feur sey, und daselbst hintzu laufen muge.
4. Wan aber an zweyen orten feur uffginge, darmit man des dan auch pald gewahr werden und wissens haben mocht, so sollen die tornhueter neben dem sturmen in die trometen stossen und gleicher gestalt mit dem fenlin oder leuchter zeichen geben, wo solch feur sey. Man soll auch nicht mehr dan an einem ort und uff der Freyheit mit der grossen glocken zu sturm schlagen, darmit das volk nicht irre gemacht werde und einer hie, der ander dort hinauß laufe.
5. Wurde aber geschrey feindschaft halben und wer kein feur vorhanden, so sollen die tornhueter uff zweyen glocken sturmen.
6. Eß soll sich auch sopald der sturm angehet ein igliche baurschaft uff nach bemelten pletzen in irem harnisch und wehren finden lassen, doch sollen die aus der baurschaft, darinnen das feur ist, kein harnisch, sondern allerley gezeug zur feurs wehr dienlich mit sich uff iren platz pringen, nemlich die oberbaurschaft uff dem pferdmarkte, die niderbaurschaft uff dem brinken, die Altestadt uff dem markte, die Neustadt uff der Fuldbrücken erscheinen und soll ein iglicher des rats sampt den gemeinen burgermeistern bei seiner baurschaft biß uff weitern bescheid pleiben.
7. Were sonst kein not vorhanden dan feurs halben und das feur wolt zu gewaltig werden, so soll der schultheis, burgermeister oder die bevelchaber die burger von den pletzen abfortern, die wehren abtzulegen und das feur leschen zu helfen.
8. Es sollen die weiber und kinder, so zum feurleschen alters halben oder sonst unbequemlich sein, in iren heusern pleiben, darmit sie andern leuten, so die arbeit zum feurleschen tun, nicht verhinderlich seien. Aber sonst, sopald das sturmen gehort wird, sollen von stund an bei iren treuen und pflichten schuldig sein, zum feur tzu laufen mit eimer, leitern und andern gerete zur wehr des feurs dinlich, alle zimmerleute, decker, wagener, schreiner, boddicker, steinmetzen, meurer, bader und alle diejenigen, so sich von wegen irer handwerke mit exten und beilen zu behelfen wissen, auch alle handwerksgesellen, taglohner, dinstknechte und megte das feur treulich helfen leschen und dasjenige außrichten, darumb sie von den bevelchabern angesprochen werden.
9. Item schmide und schumacher zunfte sollen leitern und feurhacken zum feur zu pringen verordnet sein.
10. Es soll auch ein jeder breuer und vermuglicher burger, hendler und kremer ein wassersprutzen und zwen lydern eimer und sonst ein ider gemeiner handwerksman zwen lidern eimer zwischen hie und ertzeugen und die in seinem hauß zur hand haben.
11. Ein jeder soll auch seinen lydern eimer mit einem sondern merk betzeichnen und solchs uffem rathauß notiren lassen, uff das wen in feursnot solch eimer verkeme, das alsdan im erstattung darfur bescheen muge.
12. Ein jeder so alhie burger wird, soll alspald wen er die burgerschaft gelobet einen lydern eimer uffs rathauß geben.
13. Item diejenigen, so an den ecken wohnen, da sich das wasser wechselt, sollen das wasser mit mist, stro oder anderm zuschutzen und also anrichten, das soviel muglich das wasser in der stadt allenthalben mocht geleitet werden an den ort oder in die gassen, da das feur ist.
14. Item niemant soll in feursnoten daheim pleiben, sondern erscheinen dahin er bescheiden ist bey vermeidung ungnediger straf, außgescheiden die, denen das feur biß uff oder heuser uff der seiten oder gegen inen uber genaht wer.
15. Ein iglicher, der zum feur oder an das ort dahin er bescheiden ist leuft, soll zuvor seinem gesinde, das er daheim lesset, eilend bevehlen, das sie ire feur außleschen und auf das flugfeur gut achtunge geben, auch wasser uff die boden tragen und sonst in ledige gefeß fullen.
16. Es soll sich auch niemand weigern oder sperren, im fall der hohen notturft sein dach oder hauß abwerfen oder abbrechen zu lassen.
17. Strodecher sollen , auch hinfurter keine von neuem mehr gemacht werden, sondern wilcher ein neues macht oder machen lesset, das sei gleich klein oder groß, der oder die sollen darvon zur straf geben alwege zehen gulden, so manch mal das verprochen wirdet, .
18. Wir lassen unß auch gefallen, das der rat ein leiterhauß alhie an die kirchhofs meuren uffer Freyheit gegen doctoris Volquini hauß uber machen lasse.
19. Betreffende den deich uff der hohen bunden, so Martin Bethen zugestanden, dieweil derselbige allein tag und nacht in feursno;eten wasser geben kont, auch also gebaut werden möcht, das er dieser vestnung unnachteylig were, so mag derselbige wider uffgerichtet werden.
20. Item uff frembde leute under der feursnot gut achtung zu geben und das alßdan ein iglicher frembder gast in der herbrige [pleiben] und zum feur zu laufen sich enthalten solte, es were dan ein landsaß oder bekanter, der soll helfen leschen.
21. Item wilcher zum feur leuft des vorsatzes underm schein der hulfe andern so feurs halben außtragen zu stelen, der soll am leibe und leben gestraft werden.
22. Wurden auch zimerleute, schuster, schmiede, schreiner, meurer, wagener, schifer- und ziegeldecker, bader oder andere person uber dem wehren und leschen des feurs an iren leiben schaden entpfangen, den soll nach eines ides genehmen schaden erstattung gescheen, , darmit die burger sampt andern so vil williger zum feur eilen und leschen helfen.
23. Diese unser ordnung soll alle jar under der glocken alhie publicirt und verlesen, auch darvon itzo alßpald copei durch den rat alhie jeder gilden zugestelt werden, darmit ein jede gilte, die des jarß etzlich mal under sich selbst zu lesen, in die kopf und gedechtnus zu fassen und also in diesem fall keiner sich mit unwissenheit dieser ordnung zu entschuldigen haben muge.
In urkund unserer handschrift und uffgedruckten secrets geben zu Cassel am.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Ausstellungsort

Kassel (Stadt Kassel)

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Wilhelm IV.

Empfänger

Kassel, Stadt

Siegler

Hessen, Landgrafen, Wilhelm IV.

Weitere Personen

Volquin, Doktor · Bethen, Martin

Weitere Orte

Kassel (Stadt Kassel), Freiheit · Kassel (Stadt Kassel), Pferdemarkt · Kassel (Stadt Kassel), Brinke · Kassel (Stadt Kassel), Altstadt · Kassel (Stadt Kassel), Neustadt · Kassel (Stadt Kassel), Rathaus

Sachbegriffe

Feuerordnungen · Ladnesordnungen · Turmhüter · Feuerwachen · Trompeter · Feuer, Bekämpfen von · Glockengeläut, als Feueralarm · Feuerzeichen · Sturmglocken · Bürgermeister · Bürger · Feuerwehren · Feuerleitern · Handwerker, Zimmerleute · Handwerker, Wagner · Handwerker, Schreiner · Handwerker, Böttcher · Handwerker, Steinmetze · Handwerker, Maurer · Handwerker, Bader · Tagelöhner · Zünfte · Handwerker, Schuhmacher · Handwerker, Schmiede · Kaufleute · Krämer · Feuerhacken · Feuer, Wasserspritzen · Rathäuser · Feuer, Löschwasser umleiten · Feuerschneisen · Strohdächer, Verbot von · Herbergen · Handwerker, Dachdecker

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Original

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 16636 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/16636> (Stand: 26.04.2024)