Historisches Ortslexikon
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- Herzogtum Nassau 1819 – 39. Kemel
Herzogtum Nassau 1819 – 40. Wehen
Bad Schwalbach
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Stadtteil · 319 m über NN
Gemeinde Bad Schwalbach, Rheingau-Taunus-Kreis - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Stadt
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Lage und Verkehrslage:
Stadt mit komplexem Grundriß im hohen westlichen Hintertaunus in einem Seitental der nach N zur Lahn fließenden Aar
Die alte vorgeschichtliche Fernstraße von Wiesbaden zur Lahn (Hohe Straße) lief westlich an Bad Schwalbach vorbei, jedoch führte eine andere alte Straße von Wiesbaden über die Hohe Wurzel nach Bad Schwalbach.
Bahnhof der Eisenbahnlinie Diez – Wiesbaden ("Aartalbahn";"Langenschwalbacher Bahn") seit 1889 (bis Stilllegung der Strecke 1983). Die Teilstrecke Burgschwalbach/Zollhaus - Bad Schwalbach wurde am 1.5.1894 eröffnet und die Teilstrecke Bad Schwalbach - Wiesbaden schon am 29. Juni 1889 in Betrieb genommen.
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Ersterwähnung:
1326
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Siedlungsentwicklung:
Bad Schwalbach übertrifft schon im Mittelalter die benachbarten Dörfer erheblich an Große. Es besitzt altes gewerbliches Leben. Als Badeort und daneben als Sitz von staatlichen Behörden steigt es zur Stadt auf. Schon um 1600 als Flecken und 1536 Einwohner als Bürger bezeichnet. 1643 verlieh der Landgraf dem Ort die Freiheit des Burgfriedens und kleidete dies des Kurpublikums wegen in die Form einer Bestätigung uralter Rechte. Seit 1818 amtlich als Stadt ohne besondere Stadtrechtsverleihung.
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Vorbemerkung Historische Namensformen:
Bei älteren Belegen ohne präzisierenden Zusatz sind Verwechslungen mit Burgschwalbach, Ketternschwalbach und Schwalbach am Taunus möglich.
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Historische Namensformen:
- Swalebach, in (1326) [Nassauisches Urkundenbuch 1,3, Nr. 1825]
- Langinswalbach (1352) [Nassauisches Urkundenbuch 1,3, S. 270, Nr. 2646]
- Swalbach (1360)
- Langenschwalbach (Anfang 16. Jahrhundert)
- Bad Schwalbach [mit Wirkung vom 21.4.1927. Ein erster Antrag auf Änderung des Namens in Bad Schwalbach wurde 1867 vom Ministerium abgelehnt]
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1326)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
- Emserstraße
- Golfhaus
- Haus Diedrichs
- Haus Köhr-Walter
- Hessisches Mineralmahlwerk
- Hoffmannsmühle
- Loof
- Ohlenmühle
- Paulinenberg
- Platte (Café)
- Villa Opel
- Arme Dienstmägde Jesu Christi in Bad Schwalbach (→ Klöster)
- Franziskanerniederlassung Bad Schwalbach (→ Klöster)
- St. Marienkloster der Schwestern von den christlichen Schulen der Barmherzigkeit in Bad Schwalbach (→ Klöster)
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3433554, 5556494
UTM: 32 U 433506 5554712
WGS84: 50.140902° N, 8.069447° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
439002020
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 1043, davon 351 Acker (= 33.65 %), 78 Wiesen (= 7.48 %), 522 Holzungen (= 50.05 %)
- 1961 (Hektar): 1044, davon 580 Wald (= 55.56 %)
- Grenzbeschreibung von 1499, 1570 und 1614. Umfang 1828: 4045 Morgen (Gebäude 30, Gärten 27, Äcker 1161, Wiesen 355, Wald 1850, Driesch 527, Wege und steriles Land 87 Morgen). 1925: 1044 ha.
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Einwohnerstatistik:
- 1587: 107 Hausgesessene
- 1809: 1455 Einwohner (darunter 80 Juden)
- 1827: 1766
- 1885: 2658, davon 1637 evangelisch (= 61.59 %), 826 katholisch (= 31.08 %), 5 andere Christen (= 0.19 %), 190 Juden (= 7.15 %)
- 1961: 5789, davon 3362 evangelisch (= 58.08 %), 2210 katholisch (= 38.18 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1530 und 1629: Hessische Niedergrafschaft, Amt Hohenstein (seit 1729 war Langenschwalbach Sitz des Amtes)
- 1806-1813: Kaiserreich Frankreich, Niedergrafschaft Katzenelnbogen (sog. pays reservés unter dem vom Departement Donnersberg beauftragten Präfekten Balthasar Pietsch; Verwaltung weiterhin in Langenschwalbach)
- 1816: Herzogtum Nassau, Amt Langenschwalbach
- 1849: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Verwaltungsbezirk VI (Amtssitz in Langenschwalbach)
- 1854: Herzogtum Nassau, Amt Langenschwalbach
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden,Untertaunuskreis (Sitz der Kreisverwaltung in Langenschwalbach)
- 1968: Regierungsbezirk Darmstadt, Untertaunuskreis
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingau-Taunus-Kreis
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Altkreis:
Untertaunuskreis
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Gericht:
- 1816: Amt Hohenstein
- 1817: Amt Langenschwalbach
- 1849: Justizamt Langenschwalbach
- 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Langenschwalbach
- 1867: Amtsgericht Langenschwalbach
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Gemeindeentwicklung:
Seit 1818 amtlich Stadt ohne Stadtrechtsverleihung.
Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Bad Schwalbach, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Bad Schwalbach.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1326 nimmt Graf Gerlach von Nassau den Verzicht des Ritters Gerhard von Bleidenstadt und seines Sohnes Thilemann auf ihre Lehen in Schwalbach an und verleiht diese auf Bitten Gerhards und Thilemanns dem Boemund von Hohenstein.
- 1352 war Langenschwalbach an die Adligen von Erlen verpfändet,1364 nach Idstein zinspflichtig. Die Nassauische Grundherrschaft ist noch im 17. Jahrhundert nachweisbar. 1415 wird ein Schultheiß der Grafen von Katzenelnbogen genannt. Als Teil der Grafschaft gelangt es 1479 an die Landgrafschaft Hessen.
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- 1364 Pfarrer
- Evangelische Martin-Luther-Kirche (urspr. St. Maria) 1471-1512 errichteter einschiffiger Bau mit Westturm und eingezogenem Chor. Das Schiff wurde 1826-29 stark umgestaltet.
- Kath. Pfarrkirche St. Elisabeth zwischen 1914-16 errichtet.
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Pfarrzugehörigkeit:
Um 1380 Filial von Bärstadt, 1364 eigener Pfarrer bezeugt. Zum Kirchspiel gehörten Lindschied und Heimbach
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Patronat:
Das Patronat besaßen (nachweisbar im 16. Jahrhundert) die Landgrafen von Hessen, seit 1803 Nassau
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Diakonische Einrichtung:
Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954eine Schwesternstation mit zwei Kräften
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Sebastian Ligarius 1534-1542
Reformierter Bekenntniswechsel: 1605, 1624 wieder lutherisch.
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Kirchliche Mittelbehörden:
Mainzer Archidiakonat St. Moritz in Mainz
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Juden:
Bereits 1627 leben Juden im Ort. Schon vor 1710 gibt es eine Synagoge. 1715 erfolgt der Synagogenneubau in der Höhbergstraße. Im 18. Jahrhundert hatten die jüdischen Kurgäste einen besonderen Platz an dem Brunnen. 1809: 80 Juden, 1858: 136, 1871: 165, 1895: 184, 1901: 160, 1911: 123, 1925: 106, 1933: 94, 1937: 44
- Kultur ↑
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Schulen:
Schulmeister: Johannes Flaccus bis 1560
Bad Schwalbach hatte schon Mitte 16. Jahrhundert eine Schule (Kirchspielschule) mit einem studierten Schulmeister, später eine lutherische, reformierte und katholische Schule. Seit 1817 eine Simultanschule als städtische Volksschule. Seit 1838 eine städtische Realschule, seit 1926 als Mittelschule. Berufsschule seit 1845, bis 1922 vom nassauischen Gewerbeverein getragen, dann bis 1946 von der Stadt, seitdem vom Kreis, Neubau 1951/52.
Seit 1921 eine landwirtschaftliche Schule.
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Hospitäler:
seit 1905 Städtisches Krankenhaus, seit 1946 Kreiskrankenhaus und Orthopädische Klinik, 1948 TBC-Krankenhaus Paulinenberg
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
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Historische Ereignisse:
Im 30jahrigen Kriege öfters größere Einquartierungen feindlicher Truppen. 1637 zog das ganze Fußvolk der Armee Jean de Werth nach Bad Schwalbach, 2 Regimenter nahmen dort Quartier. 1706 war der Reichsgeneral Markgraf Ludwig von Baden (der Türkenlouis) in Bad Schwalbach. 1745 klagt man über französische Einquartierung. 1792 und 1797 ständig große Einquartierung von kaiserlichen, preußischen, hessischen, fränkischen und französischen Truppen. Am 30. Dezember 1813 weilt Blücher vor dem Rheinübergang bei Kaub in Bad Schwalbach.
- Wirtschaft ↑
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Mittelpunktfunktion:
1729 wurde der Amtssitz des Amtes Hohenstein nach Langenschwalbach verlegt. 1867 wurde Langenschwalbach Sitz der Kreisverwaltung des Untertaunuskreises.
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Wirtschaft:
Mitte 16. Jahrhundert lebten die Einwohner meist vom Wollweberhandwerk. 1536 Polizeiverordnung für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen betreffend Gewinnung, Verarbeitung und Verkauf der Wolle; von 2 Bürgern damals Walkmühle angelegt. Ende 18. Jahrhundert verkaufen die Gerber und Hutmacher ihre Ware nach Frankfurt und im Lande. 1530 erhielt Bad Schwalbach das Recht, 1 Wochenmarkt abzuhalten, 1772/73 dazu 3 Jahrmärkte und 1 Wochenmarkt. Seit 1569 entwickelt sich Bad Schwalbach auf Grund seiner heilkräftigen Mineralquellen als Kur- und Badeort und erlangt bald europäische Berühmtheit. 1581 ließ Dr. Jakob Theodor, genannt Tabernaemontanus, die 1. Schrift über die Bad Schwalbacher Heilquellen erscheinen, der im 17./18. Jahrhundert viele Brunnenschriften folgten. Zahlreiche hohe Badgäste: unter anderem 1585 Kurfürst August von Sachsen, 1628 Feldmarschall Tilly, 1670 die Erzbischöfe von Trier und Mainz sowie Leibniz, 1711: 11 Fürsten, 15 Grafen. 1834 C. Gutzkow, 1864 Kaiserin Marie von Russland und Kaiserin Eugenie von Frankreich, 1897 Kaiserin Elisabeth von Osterreich. Durch das Aufkommen neuer Badeorte trat Ende 18. Jahrhundert vorübergehend ein Niedergang ein, Wiederaufblühen im 19. Jahrhundert durch staatliche Förderung. Kurgäste 1628: 439; 1787: 503; 1824: 664; 1834: 2514; 1844: 2256; 1848: 863; 1854: 2500; 1864: 4198 (davon 2127 Ausländer, aus Russland 889, England 534, Amerika 140, Holland 146, Frankreich 239); 1869: 5356; 1870: 2874; 1874: 4260; 1880: 4283. Versendung des Mineralwassers seit Ende 17. Jahrhundert. Bad Schwalbach hatte 1828 bei 422 Haushalten 266 Gewerbetreibende in 44 Berufen. Frühere Industriewerke haben nur kurze Lebensdauer gehabt. Neue kleinere Industrieanlagen.
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Markt:
1530 Verleihung eines Wochenmarktes. 1772-1773 Verleihung von drei Jahrmärkten
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Zoll:
1482 befand sich eine Zollstätte in Bad Schwalbach.
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Kehrein, Nassauisches Namenbuch, S. 227,
- Bach, Siedlungsnamen, S. 126,
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 87,
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 608-609,
- Denkmaltopographie Rheingau-Taunus-Kreis 2, S. 87-159,
- Sponheimer, Landesgeschichte, S. 224-225,
- Kocher/Struck, Artikel Bad Schwalbach, in: Hessisches Städtebuch, S. 390-392,
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 292f.
- Zitierweise ↑
- „Bad Schwalbach, Rheingau-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10821> (Stand: 15.8.2023)