Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg
Inhalt
- Keine Fastnacht in Dieburg, Hirtenbrief, Siegesnachrichten
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- Goldsammlung in Dieburg, französische Kriegsgefangene
- Gefangene Franzosen im Gottesdienst, Volksverein
- Unterstützung bedürftiger Dieburger, Lazarett
- Dieburger Bauernverein, Fleischrationen im Feld
- Verwahrlosung der Jugend, polnische Arbeiterinnen
- Hoffnung auf baldiges Ende des Krieges
- Erstkommunion, Hilfskomitee erbittet Spenden
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- Sauerkrautausgabe, Kriegsanleihe, Hungertote
↑ Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917
Abschnitt 32: Dieburger Bauernverein, Fleischrationen im Feld
◀ [Nr. 32] Feldbrief vom 13. Februar 1916
[...]
Unser Bauernverein scheint einer neuen, schönen Zukunft entgegenzugehen. Die einzelnen Mitglieder zeigen reges Interesse für ihre gemeinsame Sache. Die Versammlungen werden gut besucht. Bei der letzten Zusammenkunft im weißen Roß war das Versammlungslokal bis auf den letzten Platz besetzt. Es wurde beschlossen. Düngemittel, Saatgut, Kohlen und Mehl gemeinsam zu beziehen. Alle Beschlüsse wurden einstimmig gefaßt. Es ist erfreulich, daß die Mitglieder eines so wichtigen Vereins treu Zusammenhalten, zumal da die Landwirtschaft in Dieburg während der letzten Jahrzehnte bedeutend zurückgegangen ist.
Bezüglich der Fleischrationen beim Militär habe ich schon eine ganze Reihe von Zuschriften bekommen. Einer schrieb mir, er erhielte noch nicht 250 gr, ein anderer, man müsse die Brille aufsetzen, um die Portion überhaupt zu sehen, ein dritter, wer der „Gulaschkanone" am nächsten sei, bekomme die besten Bissen u. s. w. Andere wieder teilten mir mit, sie könnten über die Kost nicht klagen, noch andere, ihre Verpflegung sei gut. Zuletzt schrieb einer, man könnte zufrieden sein, wenn man nur zufrieden sein wolle; aber manche Krakehler seien nie zufrieden zu stellen. Alle diese Zuschriften interessierten mich lebhaft. Sie bewiesen, wie verschieden die Verhältnisse und die Auffassungen einzelner sind. Meine Ansicht geht dahin, daß jeder Krieger wenigstens so viel erhalten muß, daß er den hohen Anforderungen, die das Leben im Feld an ihn stellt, auch gewachsen bleibt. Zwei Krieger hielten es für nötig, mir wegen der Fleischfrage Grobheiten zu schreiben. Zu Eurer Ehre jedoch will ich bemerken, daß sie nicht von Dieburg waren. ▶
Personen: | Ebersmann, Jakob |
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Orte: | Dieburg |
Sachbegriffe: | Bauernverein · Landwirtschaft · Fleischversorgung · Rationierungen |
Empfohlene Zitierweise: | „Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917, Abschnitt 8: Dieburger Bauernverein, Fleischrationen im Feld“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/19-32> (aufgerufen am 27.04.2024) |