Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Karl Wilhelm von Meister, Zeitungsberichte des Regierungspräsidenten in Wiesbaden an den Kaiser, 1914-1918

Abschnitt 18: Bericht vom 27. Oktober 1917 (5)

◀ [1120] Kriegsfürsorge

Für die Nationalstiftung, die Kriegsbeschädigten- und die Kriegshinterbliebenenfürsorge wird mit fortgesetzt gutem Erfolge gearbeitet. Die Unterstützungen haben seither ausgereicht, um die Beteiligten vor wirklicher Not zu bewahren. In gleicher Weise lassen es sich große gewerbliche Unternehmungen und wohlhabende Private nach wie vor angelegen sein, die Krieger und ihre Angehörigen durch Geld und Lebensmittel zu unterstützen.

Sehr bewährt hat sich das Heraussenden von Stadtkindern auf das Land, wodurch - u. a. auch in unserem ostpreußischen Patenkreise Stallupönen - Tausende von unterernährten Stadtkindern wieder frisch und gesund geworden sind. Die Frankfurter Kriegsfürsorge hat neuerdings eine großzügige Organisation für einen Sammelhilfsdienst ins Werk gesetzt, der, hauptsächlich durch Schulkinder, Rohstoffe aus den einzelnen Haushaltungen, die sonst häufig ungenutzt zugrunde gehen würden, dem Verbrauch zuführen will. Die Sammlung erstreckt sich insbesondere auf Altpapier, Korke, Flaschen, Stanniol, abgetragene Filzhüte und Frauenhaare. Die Schulkinder werden für ihre nützliche Mitarbeit durch praktische Gegenstände und Lebensmittel entlohnt. Die Frankfurter Kriegsfürsorge erwartet aus diesen Sammlungen eine erstmalige Jahreseinnahme von etwa einer Million Mark.

Ich beabsichtige, einen ähnlichen Sammelhilfsdienst im ganzen Regierungsbezirk einzuführen, damit allenthalben auch die kleinsten Mengen von Rohstoffen erfaßt werden.

v. Meister
Regierungspräsident ▶