Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Nach der Zerstörung der Edertalsperre durch britische Bomber stehen Teile der Kasseler Innenstadt unter Wasser, 17. Mai 1943
Nach einem Angriff britischer Lancaster-Bomber auf die Edertalsperre werden die an der Fulda liegenden Stadtteile Kassels von einem starken Hochwasser betroffen. Rund 160 Millionen km³ Wasser ergießen sich nach der Zerstörung der Staumauer durch das Eder- und Fuldatal über Kassel nach Norden in die Weser. Die Fluten erreichen das Stadtgebiet bereits ab 10 Uhr, der Pegel wächst an der Messstelle Guntershausen bis nachmittags auf einen Höchststand von 8,29 Meter, der gegen 15 Uhr erreicht wird. Zahllose große Treibgutstücke – darunter Tierkadaver, Baumstämme und Hausteile – werden durch die niedrig liegenden Stadtviertel geschwemmt und verursachen zusätzliche zur Flut- und Schlammwelle große Schäden. Besonders betroffen sind vor allem die Stadtteile Unterneustadt und Bettenhausen sowie die Karlsaue mit der Orangerie.
Der ohnehin stark vom Talsperrenbetrieb am Edersee beeinflusste Pegel und Wasserabfluss der Fulda erreicht dabei einen nie zuvor (und auch nie wieder danach) erreichten Rekordwert. Die hydrologische Abflussmessung (Messung der Fließgeschwindigkeit) wird bei Kassel (Pegel Guntershausen) anhand der Wasserstände an diesem Tag auf 2.800 m³/s geschätzt.1 Der bis dahin höchste gemessene Hochwasser-Abflusswert („HHQ“) nach dem Bau der Staumauer am Edersee hatte in der Silvesternacht auf den 1. Januar 1926 in Kassel 1.336 m³/s (Guntershausen 968 m³/s bei einem Pegel von 5,54 m) betragen, der durchschnittliche Abfluss der Fulda an der Messstelle Guntershausen beträgt im Mittelwert etwa 58 m³/s. Allerdings erreichten mehrere historische Hochwasserereignisse in den Jahren 1342, 1552, 1643 und 1841 dort geschätzte Abflusswerte zwischen 1.700 und 2.000 m³/s.2
(KU)
- Zum Vergleich: der durchschnittliche mittlere Abfluss an der Mündung des Rheins beträgt im langjährigen Mittel ungefähr 2.330 m³/s, an der Mündung des Nils etwa 2.660 m³/s. ↑
- Vgl. Regierungspräsidium Kassel, Abteilung III, Umwelt- und Arbeitsschutz (hrsg. Körperschaft): Hochwasserrisikomanagementplan für das hessische Einzugsgebiet der Fulda, Stand: 15. Dezember 2010. Bearb. durch die Universität Kassel, Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft und das Regierungspräsidium Kassel, Dezernat Oberirdische Gewässer und Hochwasserschutz, Kassel 2010, S. 28-29 (Stand: 27.7.2012); Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz (hrsg. Körperschaft): Landesaktionsplan Hochwasserschutz Hessen, Wiesbaden/Mainz-Kastel 2007, S. 15 f. (eingesehen am 27.7.2012). ↑
- Belege
- Heinz Gerlach (Hrsg.) / Heimat- und Geschichtsverein Dennhausen/Dittershausen (hrsg. Körperschaft): Als die große Flut kam: Zerstörung der Edertalsperre am 17. Mai 1943; d. Auswirkung d. Katastrophe zwischen Guntershausen u. Kassel; Bilder, Dokumente, Zeitzeugenberichte. Zusammengest. von Heinz Gerlach, Fuldabrück 1993
- Oliver Köhler, „Die Nacht des 17. Mai 1943“. Die Zerstörung der Edertal-Sperrmauer; Museumsführer zum Sperrmauer-Museum Edersee, [Kassel] 2003
- Weiterführende Informationen
- Stadtteilzentrum Agathof e.V.: Erinnerungen im Netz: Erlebtes aus dem Osten Kassels: Zeitleiste: 1943 (6) (eingesehen am 27.7.2012) [Fotoaufnahme des Hochwassers am 17. Mai 1943 im Stadtteil Salzmannshausen].
- Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie: Messwerte: Wasser: Wasserstand: Fuldagebiet: Messstation Guntershausen, Nr.42900100 (eingesehen am 27.7.2012)
- Hebis-Klassifikation
- 263460, Zweiter Weltkrieg
- Hebis-Schlagwort
- Nordhessen ; Edersee ; Edertalsperre ; Bombenkrieg ; Zweiter Weltkrieg
- Empfohlene Zitierweise
- „Nach der Zerstörung der Edertalsperre durch britische Bomber stehen Teile der Kasseler Innenstadt unter Wasser, 17. Mai 1943“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4638> (Stand: 17.5.2022)