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Regesten der Landgrafen von Hessen

1421 Juli 18

Zunftordnung für die Leinenweber in Kassel

Regest-Nr. 16622

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg, Urk. 12, Nr. 18.
Stückbeschreibung: Pergament.
Siegel: Siegel verloren.
Abschriften: Stadtarchiv Kassel, Urkunden, gleichzeitig, Pergament, 1943 verbrannt; Staatsarchiv Marburg, Transsumpt in Urk. 12, Nr. 53.
Drucke: Salow, Das Zunftwesen in Kassel, S. 166-169 (nach B 1).
Regesten: Brunner, Urkunden des Stadtarchivs zu Cassel, S. 31.
Regest
Landgraf Ludwig I. von Hessen gibt den Leinewebern in Kassel einen Zunftbrief.

Wortlaut der Datierung

Datum anno Domini millesimo quadringentesimo vicesimo primo ipsa die beati Arnolfi confessoris.

Originaltext
Wir Ludewig von Gots gnaden lantgrave czu Hessen bekennen vor uns und unser erben uffintlich in diesem briefe, das wir dem hantwerke den lynwebern czu Cassil unsern lieben getruwen burgern geben und gegebin han mit crafft diess briefs eyne bruderschafft und innuge in aller wiise als hiernach geschrebin sted.
1. Also wer sich ires hantwerks und bruderschafft gebruchen wel, der sal eyn ingesessen burger czu Cassel sin adir sal czu stund da burger werden und sal eyn recht ekynt sin und sine ere wol bewaret han, sin hantwerk wol konnen und sal die bruderschafft und innuge kouffen umbe vier golden, solich gelt uns und unsern erben halb, unser stad Cassil czu irem buwe eyn vierteil und dem hantwerke eyn vierteil werden und gefallen sal, und darczu gebin eynen czober biers dem hantwerke, eyn phund wasses czu irem geluchte und den meistern eyn stobechen wyns und irem knechte seß phennige und sal die innuge kouffen czu den hantwerkesmeistern wann sie bii eynander sin und czu nymande me.
2. Auch was die meistere die lynenweber fremedes werks arbeyten, da sullen sie ane haben dy funften elen, abir yedoch sollen die der daz werk eygen ist neher sin die funftin elen zcu losende umbe eyn nehir gelt dann eyn fremeder ab siie es gelustet.
3. Auch was die linenweber czu Cassil selbir lynenwand gemacht hetten,die mogen siie verkouffen adir verfuren wo adir weme sie des gelusted und mugen dieselbin lynenwand die sie selbir gemacht hetten in iren husen snyden in allen zciiten und uff allen fryhen jarmarketen, dann es ensal keyn lynenweber von dem andern nicht lynwand kouffen in dheyne wiies. Wer daz verbreche, der sulde daz verbußen mit nun phunden hescher phennige, die uns, unser stad egenant und dem hantwerke gefallen soln als vor underscheiden ist.
4. Auch als dicke als eyn knecht der umbe lon arbeit von eyme meister kommet czu eyme andern als dicke sal er geben czwene phennige dem hantwerke.
5. Me wer daz hantwerk des lynenwerks lernen wel er siie knecht adir mayt adir wer er siie, der sal von frommen luten sin und wert sin des hantwerkes und sal geben zcwey phund phennige Cassilscher were deme meister der en lernen sal und dem hantwerke gemeynlich eyne[n] zcober biers und eyn phund waz czu iren lichten, den meistern eyn stobechen wynes und irem knechte seß phennige. Und wer von den lynenwebern von eyme adir eyner mynner neme czu lernen wann zcwey phund phennige, der sulde es virbußen mit zcwelf schillingen phennigen heschir were uns, unser stad Cassil und dem hantwerke iglichem als vor underscheiden ist.
6. Auch wer eynen knecht seste, der des hantwerkes nicht wirdig were, der sal daz verbußen mit zcwelf schillinge phennigen der vorgenanten were uns, unser stad obgenant und dem hantwerke als vor underscheiden ist.
7. Auch so ensal keyn lynenweber adir nymand von dem hantwerke gehin in die huse und bitden das man mit ime arbeite, sundern eyn iglicher sal lassen arbeiten wen er wel. Wer daz tede under yn, der sulte es verbußen mit eyme phunde wasses czu iren lichten als digke er daz tede.
8. Auch gesynde daz da stele, abetruge und nicht gewere were, daz sal nymand halten under yn. Und wer daz hylde uffentlich, der sulte es verbußen mit zcwel[f] schillingen phennigen uns, unser egenanten stad und dem hantwerke iglichem als vorgeschrebin sted.
9. Auch sal keyn lynenweber me haben dann vier geczauw adir gestelle daruff erb arbeite. Wer da wurde funden von den meistern wann sie umbegingen daz er me hette, der sulte das verbußen ye von eyme gestelle zcwelf schillinge phennige, die sulten uns, unser egenanten stad und dem hantwerke vorgenant gefallen eimb iglichem als vor undirscheiden ist.
10. Auch sal nymand eynen fremeden laßen arbeiten uff siner geczauw der in der innuge nicht enwere sin werk. Wer dawidder tede, der sulte es verbußen mit zcwelf schillingen phennigen uns, unser stad egenant und dem hantwerke iglichem als vorgeschrebin sted als digke er daz tede.
11. Auch soln sye verbieden under yn, daz nymand tuch machen sal daz wandelber siie und umbestendiig [!]. Wer von den meistern daruber funden wurde, der sulte es verbußen ye von zcwencziig elen funf schillinge hescher pennige uns, unser egenanten stad und dem hantwerke als vorgeschrebin stehit.
12. Auch ensal nymand lynenwerk arbeiten er enhabe dann die innuge.
13. Bii weme auch die lynenwebermeister duch funden daz nicht breyd gnug were, der sulte daz virbußen ye von eyme rore mit eyme sware czu dem gelichte.
14. Auch ensal keyn lynenweber, die uff den dorfen sitczen in dem gerichte czu Cassil keyn lynenduch machen zcu kouffe adir umbe lon, er arbeite dann dieselbin breyde als czu Cassil. Wer daz verbreche, der sulte uns und unsern erben daz verbußen.
15. Auch wann die meister frageten in das hantwerk umbe bruche uff ire eyde ab ymand brochafftig were und dar ymand mit brochen besaged wurde, wer den straffete, der sal verbrechen eyn halb phund wasses czu iren lichten.
16. Auch sal nymand werken daz der ander geworfen had. Behulde der lynenweber das abir poben seß wochen so muchte daz darnach arbeiten wer da wulte.
17. Auch sal tuch und garn unbekommert bliiben bii eyme iglichen diewiele es die lynenweber in iren husen haben.
18. Wilche cziit auch die meister ire hantwerke verboden wissentlich, wer dann frevelich ußebliibet der sal es verbußen mit seß phennigen dem hantwerke.
19. Es ensal auch nymand wer der siie in unser stad Cassil lynengarn das eynen halben zcynthener halte adir dar enpoben kouffen adir virkouffen er siie dann eyn lynenweber czu Cassil und habe ire innuge, ußgescheiden uff fryhen jarmarketen. Wer daz virbreche, der sulte das verbußen ye von eyme halben zcenthener zcwelf schillinge hescher phennige uns, unser stad Cassil und dem lynenhantwerke als vor underscheiden ist.
20. Auch ensal nymand von diesem vorgenanten hantwerke gestolen adir roubgud wilcherley daz ist kouffen. Wer daz tede mit wissen, der sulte daz verbußen mit eyme phund phennige uns, unser stad egenant und dem hantwerke iglichem als vorgeschrebin sted. Kouffte er es abir wissens adir unwissens, quemen diejhenen der daz gewest were, den sulte er es widdergebin vor den phennig als er es gekoufft hette ane widderrede.
21. Auch soln die lynenweber ye des jars nuwe meister kiesen uff den sontag vor Phingisten uff ire eyde und der sollen die alden meister eynen kyesen und daz hantwerk gemeynlich eynen. Und wer dann so gekoren wurde und daz widderspreche, der sulte es verbußen mit eyme zcober biers dem hantwerke. Und wann die nuwen meister gekorn sin, so sullen die alden meister andelogen den nuwen meistern des hantwerks briefe und gelt und waz siie schuldig sin beczalen czu stund ane vorczog.
22. Auch soln die meister des hantwerkes macht haben, wer bruche virbrichet als hirnach geschrebin stehit daz sie dann mugen phenden davor von unser, unser erbin, der egenanten stad und des hantwerkes wegen. Und wer phande weret der gebrochen hette, der sulte es verbußen mit funfczehen schillingen phennigen uns, der obgenanten unser stad und dem hantwerke iglichem als vorgeschrebin sted.
23. Waz sie auch guter gewonheid und gebodes under eynander sesten, die widder uns, unser erbin, die obgenante unser stad nicht ensin, die sullen sie under eynander halten. Und welcher sich dawidder seste, das sulte er verbußen mit solicher buße als sie daruff sesten und die busze sulte dann uns, unsern erbin, unser stad Cassel und dem hantwerke gefallen iglichem als vor underscheiden ist und davor sulte yn unser amptman helfen phenden als dicke des noit geschee.
24. Auch ensal keyn geistlich persone eynen lynenweber adir me mit gelde virlegen adir auch nicht mit ime anstehin. Welch lynenweber daruber funden, der sulte keyn burger czu Cassil sin und sine innuge verbrochen han.
25. Diese bruderschafft und innuge sollen alle ire sone die ekynder sin czumal mit yn gebruchen glicher wiies als siie, also daz sie burgerrecht davon thun.
26. Neme auch eyner wer der were eyns meystirs tochtir von dem hantwerke egenant und wulte sich des hantwerkes gebruchen und antryben, der sulte die bruderschafft und innuge halb kouffen als vorgeschrebin sted und das ander halbe teil haben von der tochter.
27. Storbe auch der meister eyner und neme sine frauwe eynen andern der in der bruderschafft nicht enwere der daz hantwerk uben wulte, so sulte der auch die bruderschafft und innuge halb kouffen als vorgeschrebin sted und daz ander halbe teil sulte er von der frauwen haben.
Diess czu urkunde han wir unser ingesigel an diesen brief thun henken. Datum anno Domini millesimo quadringentesimo vicesimo primo ipsa die beati Arnolfi confessoris.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Empfänger

Kassel, Leinenweber

Siegler

Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Weitere Orte

Kassel (Stadt Kassel)

Sachbegriffe

Handwerker, Leinenweber · Zunftbriefe · Zunftordnungen · Bürger · Zünfte, Aufnahme in · Märkte · Währungen, Hessische Pfennige · Währungen, Kasseler · Zünfte, Arbeitsbeschränkung für Meister · Gerichte · Handwerker, dörfliche · Zunftmeister · Hehlerei

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Original

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 16622 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/16622> (Stand: 28.04.2024)