Historisches Ortslexikon
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 35. Eschwege
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- Anger in Völkershausen
Weitere Informationen
Völkershausen
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Stadtteil · 170 m über NN
Gemeinde Wanfried, Werra-Meißner-Kreis - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
7,5 km ostsüdöstlich von Eschwege gelegen
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Lage und Verkehrslage:
Straßendorf zwischen linkem Ufer der Werra und dem Nordostrand der Schlierbachwaldes. Die in N-S Richtung verlaufende Dorfstraße ist auf das Rittergut am Südostrand ausgerichtet.
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Ersterwähnung:
876
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Siedlungsentwicklung:
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Völkershausen.
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Historische Namensformen:
- Folcgereshusun (876) [Fälschung 11. Jahrhundert MGH DD LdD, S. 267-271, Nr. 185; HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 40; Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, Bl. 37v, S. 61]
- Volcricheshusin, de (1261) [HStAM Bestand Urk. 57 Nr. 450]
- Volkershusen (1276) [Schreibweise nach Archivregest Sächsisches Staatsarchiv, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 00874]
- Volkerischeshusen, de (1278) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 11, Nr. 16]
- Volckerßhusen (1365) [HStAM Bestand Urk. 100 Nr. 1902; Landgrafen-Regesten online Nr. 11613]
- Folkershusen, die von (Mitte 14. Jahrhundert) [G. Landau, Weisthümer, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 2 (1840), S. 240-241]
- Folkershusen (1425) [HStAM Bestand Urk. 76 Nr. 1202]
- Volckershußen (1490) [Abschrift 16. Jahrhundert HStAM Bestand Urk. 100 Nr. 5347]
- Volckerßhusen; Volckerßhußen (1506) [Bünz, Mainzer Subsidienregister 1506, S. 217, Nr. 1894]
- Volckershausen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 79]
- Folckershausen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 12]
- Volkershausen (1729) [HStAM Bestand Karten Nr. B 58 i]
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Bezeichnung der Siedlung:
- Dorf (1365)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Burgen und Befestigungen:
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Umlegung der Flur:
1932-1935
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Älteste Gemarkungskarte:
1794
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3581313, 5670339
UTM: 32 U 581207 5668510
WGS84: 51.162261° N, 10.161365° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
636013040
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 317, davon 130 Acker (= 41.01 %), 16 Wiesen (= 5.05 %), 148 Holzungen (= 46.69 %)
- 1961 (Hektar): 870, davon 552 Wald (= 63.45 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1585: 51 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 53 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 360, davon 347 evangelisch (= 96.39 %), 13 katholisch (= 3.61 %)
- 1961: 411, davon 369 evangelisch (= 89.78 %), 35 katholisch (= 8.52 %)
- 1970: 360
- 1987: 298
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Herrschaft Völkershausen
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen, Amt Eschwege, Dorf derer von Eschwege ("adelige Quart")
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Wanfried
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wanfried
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Aue
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
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Altkreis:
Eschwege
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Gericht:
- 1822: Kurfürstliches Justizamt Eschwege
- 1834: Justizamt Eschwege II
- 1837: Kurfürstliches Justizamt Wanfried
- 1867: Amtsgericht Wanfried
- 1879: Amtsgericht Wanfried
- 1932: Amtsgericht Eschwege
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Herrschaft:
Die herrschaftlichen Verhältnisse in Völkershausen sind insofern kompliziert, als das Dorf und das Rittergut (sog. Kemnate) lange Zeit getrennt vergeben wurden.
Das Dorf gehört 1365 den von Völkershausen und wird bei der Veräußerung durch die von Völkershausen an die Landgrafschaft Hessen ausdrücklich ausgenommen. 1395 sowie 1414 ist es jedoch Lehen von Hessen (Rev.), also vermutlich aufgetragen.
1416 bekundet Landgraf Ludwig [I.], dass Apel Appe, landgräflicher Amtmann zu Bilstein, dem Hans von Völkershausen Dörfer, Güter und Rechte abgekauft hat, die Hans vom Landgrafen zu Lehen trug, darunter das Dorf Völkershausen mit Gerichten und Rechten jenseits von Wanfried.
Seit 1425-1568 haben von Eschwege zu Völkershausen das Rittergut Völkershausen (Kemnate genand Folkershusen mit ihren Frieheiden und Zugehorungen) vom Abt von Fulda als Lehen inne. 1490 verleihen der Dechant Johannes Fockelund der gesamte Konvent an St. Bonifatius in Großburschla das Dorf Völkershausen an die Brüder Urban und Hans von Eschwege.
Das fuldische Lehen erben 1568 die von Wehren als sogenanntes Weiberlehen: Von der Schwester des letzten Besitzers Urban von Eschwege fällt es an ihre Söhne Friedrich und Wilhelm von Wehren. Von 1572 an werden das Dorff Volckershaußen sampt der Kemnathen daselbst verlehnt, die Benediktinerpropstei tritt nicht mehr als Lehnsherr in Erscheinung. Die Hochgerichtsbarkeit ist Ende des 16. Jahrhunderts zwischen den Landgrafen von Hessen und den adligen Besitzern strittig: Die Landgrafen gestehen sie diesen nicht zu und verlangen die Beseitigung des Galgens.
In zwei Schritten verkaufen die von Wehren es an die von Eschwege zu Aue, so dass diese es ab 1593 zur Hälfte, 1612 ganz besitzen. Nach dem Erwerb werden 1652 bis 1701 die von Geyso von Fulda mit Völkershausen belehnt. Auf die von Geyso folgen im Lehenbesitz von 1722 bis 1740 die von Verschuer und von 1750 bis 1789 die von Hattorf (Rev.). Im 19. Jh. gehörte es erst den Hanau, dann Gilsa, im 20. schließlich Röder v. Diersburg.
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Gemeindeentwicklung:
Am 1.10.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Wanfried eingegliedert.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Vgl. auch Herrschaft
- Das Kloster Fulda stattet das Kollegiatstift Großburschla aus, zu dessen Grundherrschaft Völkershausen gehört. Das Stift kann seinen Besitzstand im Hoch- und Spätmittelalter vergrößern. 1276 verkauft Heinrich von Treffurt an Dekan und Kapitel zu Großburschla für 30 Mark folgende Güter: Die Hofstätten in Großburschla, die er von dem Kapitel zu Erbrecht besitzt, die Vogtei in Groß- und Altburschla (Aldenburslon) und Völkershausen (Volkershusen), die sein Vater und er vom Landgrafen in Thüringen zu Lehen hatten.
- Friedrich und Wilhelm von Wehren nehmen das Gut Völkershausen 1569 in Besitz und teilen es untereinander auf.
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Zehntverhältnisse:
Im Streit zwischen Erzbischof Liutbert von Mainz und Abt Sigihard von Fulda über die Zehnten in Thüringen weist König Ludwig der Deutsche 876 u.a. den zu Völkershausen dem Kloster zu.
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- Kapelle (1361)
- Pleban (1506)
- Guts- oder Patronatskirche im Gebäudekomplex des Rittergutes 1720 errichtet, 1859 restauriert
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Pfarrzugehörigkeit:
Bis zur Reformation untersteht Völkershausen dem Kollegiatstift Großburschla als Filiale. Von 1569 bis 1585 existiert eine eigene Pfarrei, die von Wehren sind 1585 im Besitz des Kirchsatzes.
Im 17. Jahrhundert ist es meist mit Wabern verbunden. Von 1684 bis 1730 besitzt es wieder eine eigene Pfarrei. Seitdem ist es wechselnd mit Rambach,Altenburschla und Wanfried verknüpft, bis man 1847 eine neue Pfarrei begründet. Sie zählte zur Klasse Eschwege und hatte Aue als Filial. Nach der Aufhebung der Pfarrstelle 1971 als Vikariatsgemeinde mit Altenburschla verbunden,
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Johann Zimmermann 1569-1584
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Kirchliche Mittelbehörden:
1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Erzpriestersprengel von Falken
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 einklassige Volksschule
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
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Wirtschaft:
1604 gründet die Gutsherrin Ermgard von Wehren, verwitwete Huhn zu Ellershausen, auf ihrem Gut Völkershausen ein Stahlunternehmen.
- Nachweise ↑
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Literatur:
- D. Wunder, Die Unternehmerin Ermgard von Wehren (1566/67–1626), in: Cremer, Annette C., Jendorff, Alexander (Hrsg.): Decorum und Mammon im Widerstreit? Adeliges Wirtschaftshandeln zwischen Standes profilen, Profitstreben und ökonomischer Notwendigkeit, Heidelberg: Heidelberg University Publishing, 2022 (Höfische Kultur interdisziplinär, Bd. 4), S. 183–231 Digitalisat
- D. Wunder, Die Adelsherrschaft Völkershausen im Amt Eschwege, Gut und Gemeinde im Amt Eschwege, in: Schwebda - ein Adelsdorf im 17. und 18. Jahrhundert, S. 287-364
- G. Kohlstedt, Benediktinerpropstei und das spätere Kollegiatstift Grossburschla an der Werra
- Eckhardt, Ersterwähnungen, S. 15-23
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 70
- Karl G. Bruchmann, Kreis Eschwege, S. 74-75
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 484
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 580-591
- Fundberichte aus Hessen, 1986, S. 623 (Sippel) > Ausgrabung in Kirche
- Wunder, Adelsherrschaft Völkershausen
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 546
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 315-316
- Zitierweise ↑
- „Völkershausen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/7167> (Stand: 29.4.2024)