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Regesten der Landgrafen von Hessen

1421 Juli 16

Zunftbrief für die Fleischhauer in Kassel

Regest-Nr. 16619

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Stadtarchiv Kassel, Urkunden, 1943 verbrannt.
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, Urk. 12, Nr. 10, gleichzeitig, Papier.
Drucke: Salow, Das Zunftwesen in Kassel, S. 254-257 (mit falschen Angaben zur Überlieferung in Kassel).
Regesten: Brunner, Urkunden des Stadtarchivs zu Cassel, S. 31.
Regest
Landgraf Ludwig I. von Hessen gibt den Fleischhauern in Kassel einen Zunftbrief.

Wortlaut der Datierung

Datum anno Domini millesimo quadringentesimo vicesimo primo feria quart[a] post diem Divisionis Apostolorum.

Originaltext
Wiir Ludewig von Gots gnaden lantgrave zu Hessen bekennen vor uns und unser erben uffintlich in dieszem brieffe umb besundern gunst und dienstes willen unser lieben getruwen der fleyschhauwer gemeynlich zu Cassel so han wir yn die gnade gethaen und thun sie yn mit crafft disses briefes mit rahte unszer rethe und han yn eyne innunge und bruderschafft gegeben in aller der wisze als hernach geschrieben steht.
1. Also wer sich yres hantwerks und bruderschafft gebruchen wil, der sal ein ingesessen burger zu Cassel siin ader zu stund burger daselbst werden und sal eyn recht ehekint sein und syne ere wol bewaret han, siin hantwerk wol kunnen und sal die bruderschafft und innunge kauffen vor acht gulden ader were davor als zu Cassel genge un[d] gebe ist, die uns und unsern erbin halb, der egnanten unser stadt zu dem buwe ein verteil, dem hantwerk egnant das ander verteil fallen sael, und sal darzu gebben eyn zobber biersz dem hantwerk, eyn pfund wasses zu yren lichten und den meistern ein stubgin weins.
2. Wer sich auch der innunge gebruchen wil, der ader sine husfrauwe ader ire tochtere sollen kein schmere uff yrem lidde verschniden ader ensollen keyne sultzen ader soyme verkeuffen n[o]ch feyl haben, dan die sone, knechte ader meide mogen das wol thun alsz lange das die sone in der macht sein das sie das hantwerk uben wollen. Und wan die sone das hantwerk uben wollen, so sollen sie staedtrecht thun als yre elderen und als vorgeschrieben steht. Were das verbreche es were frauwe ader man, als decke als er das thet so sal er verbrochen han ein pfund heschir pfennige, die uns und unsern erbin, unser staet Cassel zu dem buwe un[d] dem hantwerk gefallen sollen als vorgerurt ist.
3. Were es auch das eyn ader mehe in dem hantwerk were, der von kummers ader von armudes wegen das hantwerk nicht geuben enmochte, der mag die soltzen und die soyme wol feile han alsze lange das ime Got gehilfet das er das nit bedarf, so sal er dan seyne hantwerk widder angriffen und uben als vorgeschrieben steht.
4. Auch ensollen sie keyn fynnechtig ader suwen fleisch feyle han ader zu bank houwen. Wer es dapobir wil verkeuffen, der sal es uszwendig den fleyschschirnen feyle haben un[d] sal ein lynen tuch darunder legen als von alder gewonheit gewest ist. Were es aber darpobin anders hilde dan als vorgeschrieben steht, der sulde es verbussen mit funf schillingen phennigen uns, der staedt und dem hantwerge iglichem als vorgerurt ist.
5. Es ensal auch keyn fleuschhauwer zu Cassel keynerley fleusch anders verkeuffen dan umb sollich gelt als das uff die zeit zu geben gesatzt were. Wer das verbruche, der sal das verbussen mit funf schillinge pfennige uns, der staedt und dem hantwerg iglichem als vorgerurt ist.
6. Es ensal auch keyn fleuschheuwers frauwe fleusch zu den benken feile haben ader verkauffen. Wer es dapoben thede, der sal es verbussen mit driien pfennigen casselscher were uns und unsern erbin, unser stadt vorgeschrieben und dem hantwerke iglichem als vorgeschrieben steht.
7. Es ensal auch niemant keyn fleusch uff synen fenstern feyl haben oder verkeuffen, das er wolle hauwen, er hab dan die innunge. Wer es darpober thede, der sal es verbussen mit driien pfunden pfennigen der egnanten were als dig als er das thede uns und unsern erbin, unser egnanten staedt zu irem buwe und dem hantwerk igklichem als vorgerurt ist.
8. Wer auch disse innunge had, der mag fleusch hauwen uswennig huszes uff den benken in der nuwenstad a[d]er uff der friiheit als es von alder gewest ist, also das es die meistere besehin und das mit fynnechte und suwenfleusch hal[d]en als vorgeschrieben stedt.
9. Doch umb gemeynes nutzesz willen allermenlichs so erlauben wiir und wollen gehabt han das ye in der wochen uff den sonabent vormittage eyn iglich uszman er hab die innung ader nicht zu Cassel redelich gut reyne gerecht fleusch, das davor uff den fritag ader uff denselben sonabent geschlagen were, das kuntlich were den meistern die das lebende besehen hetten, w[o]l hauwen und verkauffen mag, des er rechte wagen und gewichte habe.
10. Wer auch das hantwerk lernen will, der sal geben eyn pfund hescher pfennigen uns, unser staedt und dem hantwerk iglichem als vorgeschrieben steht und einen zobber beres dem hantwerk und ein pfund wasses zu iren kirtzen, und wolde er das hantwerke vortme triben, so solde er die innunge kouffen umb als vil als vorgeschrieben staedt, das gelt man alsdan an drii teilen solde alse vorgerurt ist und sal alle statrecht thun.
11. Wan auch die zcit kommet das es noet ist iren kauff zu setzende, so sal unser amptman von unszer wegen und die driie gemeyn burgermeister von der stadt und gemeynde wegen vorbodden die zwene fleuschhouwers meistere und lernen, wie es umb den kauff in irem hantwerke gelegen sie, und sollen die zwene meister von dem jare die alden meister zu en nemen und soln eyntrechtlich mit unserm amptman und mit egnanten burgermeistern yne den fleuschkouff setzen nach mogelichen dingen, darnach es in der jarezcit gelegen ist.
12. Auch han wir en die gnade gethan, das sie macht sollen haben ir meister zu kiesen.Wurden sie des zweitrechtig, so sal unser amptman des ein ubermann siin, und weme der bistedt dem sollen sie volgen.
13. Was sie auch guter gewonheite und geboddes under eynander setzen, die widder uns, unser erben, unser staedt egnant nicht ensiin, die sollen sie undereinander halden. Und wilcher sich dawidder seste, der sulde das verbussen mit sollicher bosz als sie daruff sesten, und die busse sulde uns und unsern erbin, unser egnanten staedt und dem hantwerke gefallen iglichem als vorgerurt ist und davor solde en unser amptman und raet zu Cassel helfen pfenden als decke des noet geschehe.
14. Diese bruderschafft und innunge sollen alls yre soen die ehekinder sein zumale mit en gebruchen gleicher weisz als sie, das sie auch staetrecht davon thun.
15. Neme auch einer wer der were eyns meisters tochter von dem fleischhantwerk und wolde sich des hantwerks gebruchen und antriiben, der solle die bruderschafft und innunge halb keuffen als vorgeschrieben stehet un[d] das ander halb teil haben von der thochter.
16. Storbe auch der meister eyn vorgnanter und neme sein frau[w]e einen andern der in der bruderschafft nicht enwere der das hantwerk uben wolle, der sal auch die bruderschafft und inninge halb keuffen als vorgeschrieben ist un[d] das ander halb teyl sael er haben von der frauwen.
17. Were es auch das des hantwerks einer vertorbe von armuths wegen, das er sich zu Cassel nicht erneren kunde und anderswo queme, so sulde er syne innunge zu eim bekenthnis yedes jares mit sex pfennigen losen und behalten siin rechte daran, also das er seine burgerrecht jerlich gelost hette, das yme des der raedt daselbst bekentlich were und das er sich usz uns, unsern landen und furstenthumen nicht getzogen noch gewant hette.
18. Auch wer disse vorgeschrieben inninge had, der sal eym iglichen menschen er sii arme ader riche fleusch verkeuffen, hauwen und wigen, ein halb pfund, eyn gancz pfund, zwey, drii pfund ader mehr wievil er des haben wil ane widdersprach un[d] es damidde halden als er es gein Gott, syner herschaff und dem raede zu Cassel getruwet zu verantwurthen. Als dicke als er das wegerth, so sal er funf schillinge hescher pfennige verl[o]ren haen, die sollen uns halb und das ander halb teyle unser egnanten stadt und dem hantwerk gefallen.
19. Es ensal auch keyn fleuschhauwer gest[o]len a[d]er raubgut keuffen. Were es aber thete mit wissen, der solle es verbussen mit eyme pfunde hescher pfennige, halb uns und unsern erben und das andere halb teile der obgnanten staedt und hantwerk. Keuffte er es aber wissens a[d]er unwissens und quemen die der es gewest were, den solde er es widdergeben vor sullich gelt als er es gekaufft hette an widderredde.
20. Auch soln die meister von dem hantwerk mit yrem fleisch das sie verkeuffen wollen zu fleischerne ziiten zu den schirnen stehin und das da verkeuffen und nicht in dem husze. Wer das verbreche, der soll es verbussen mit zwelf schillinge pfennigen, halb uns und das ander halb teyl unser staedt egnant und dem hantwerk. Es enwere dan ab ymant unser burger ader geste zu en in yre husz queme nach fleusch zu keuffen, den mochten sie es wol verkeuffen und sollen damidde nicht ve[r]brochen han.
21. Vortme (das Got verhalte) were sulche thurde adir orloyge in unsern landen, das die fleuschhauwer die fleuschschirne nicht genuglich mit fleusch gehalden konden, das die fleuschheuwermeister das besegeten uff yre bescheidenheit und unser amptman und raedt daselbst das irkenten, szo mochten die die der innunge nicht enhetten w[o]l in unser egnanten staedt fleusch hauwen und verkeuffen nach der gewicht als lange das unser amptman, raedt und fleischheuwermeistere zu Cassel erkennen, das man des zu der zcit nicht mehe bedorfte, so solde es widder abe siin und das dan aber halden in aller maesz als vorgeschrieben steht.
22. Doch ensal nyemant der disser gilde nicht enhette keyn fleusch hauwen, es ensie dan gut, reyne und gerecht und es die meister lebende besehen hetten als vorgeschrieben steht. Wer das verbreche, der sal das verbussen mit eyme pfunde pfennigen, halb uns und das ander halb teyle der egnanten stadt un[d] deme hantwerk und das fleusch den armen luden.
23. Auch wan die meyster das hantwerk liessen verbodden, were dan nit enqueme, der sulde eyn schilling pfennige dem hantwerk verbrochen han als dicke das noit ist.
Diess zu urkund han wiir unser ingesiegil an diessen brieff thun henken. Datum anno Domini millesimo quadringentesimo vicesimo primo feria quart[a] post diem Divisionis Apostolorum.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Empfänger

Kassel, Fleischhauer

Siegler

Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Weitere Orte

Kassel (Stadt Kassel) · Kassel (Stadt Kassel), Freiheit · Kassel (Stadt Kassel), Neustadt

Sachbegriffe

Handwerker, Fleischhauer · Zunftbriefe · Zünfte, Gründen von · Räte · Zunftordnungen · Bürger · Zünfte, Aufnahme in · Währungen, Hessische Pfennige · Märkte · Fleischbänke · Märkte, Fleischbank · Zünfte, Preisfestsetzung · Zünfte, Lehrlinge · Amtmänner · Bürgermeister · Zunftmeister · Zunftrechte · Hehlerei

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Original

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 16619 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/16619> (Stand: 27.04.2024)