Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1423 März 27

Regelung von Hochzeiten, Taufen und Verlobungen in Kassel

Regest-Nr. 8895

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, 17e Kassel, Nr. 453, 1, Bl. 16r-18r, 18. Jahrhundert, Papier, Überschrift: Verschreibunge uber hochzeit und kynbette [!], desgleichen über vertrauen der kinder; Staatsarchiv Marburg, K 50, Bl. 29r-30r, 16. Jahrhundert. Verschreybung uber hochzeitten und kyntbette, deßgleichen uber vertrauen der kinder. Schreibweise vereinfacht.
Drucke: Sammlung fürstlich-hessischer Landes-Ordnungen 1, S. 9 f. Nr. V.
Regest
Landgraf Ludwig I. von Hessen gibt der Stadt Kassel eine Hochzeits- und Taufordnung.

Wortlaut der Datierung

Datum Cassell, in Vigilia Palmarum sub Anno Dni Millesimo quadringentesimo vicesimo tertio.

Originaltext
Wir Ludwig von Gots Gnaden Landgraffe zu Hessen Bekennen offintlichen in diesem Briue und thun kunt allen, die ine ansehen, horen oder lesen, daß wir redlicher Ordenunge willen, unsern lieben getrewen Burgern Burgerschin und Inwonern zu Cassel zu gute und ihn dem besten, ehlicher Geseze u^eberkommen sein gesazt und gebotten haben. Sezen und gebieten die auch gegenwertiglich in und mit Crafft dieses Brieffs stette und veste zu halten also daß sich niemand were der sey mit iren Kindern mundig odder unmundig, die sie unter irer Gewalt han, vertrawen noch zur heyligen Ehe greiffen sall hinder derselben Kinder Eltern oder Formunde als sie keine Eltern hetten, Wissen und Willen, wer das verbreche der adder die, sollen uns und unsern Erben das verbussen und verfallen sein mit dreyen Lottingen Marken Silbers und darzu unser Stadt Cassel verloben und verschweren drey gantze Jahre darein nicht zu kommen, und wer das kindt das sich also sonder Wissen und Willen seiner Eltern adder der Formunde vertrawet hette, ganz und wollmundig, So solt eß mit derselben Busse nemlich dreyen Lottingen Marken Silbers auch verfallen sein, und darzu unser Stadt Cassel auch verloben und verschweren drey Jahre darein nicht zu kommen, und sollen die Elter demselben irem Kinde das sich also hinder ine vertrawet hette, kein Erbteil noch keinerley mit schuldig sein zu geben dieweil sie leben, sie wollen es dan mit Willen thun, Ausgeschieden To^echter die poben ire vier und zwentzig Jahre kommen weren unberatten die sollen damit, so sie sich hinder iren Eltern vertrawten ungebrochen han ane Geverde. Geschee auch daß sich sonst zwey vertrawen und zur heyligen Ehe griffen die unter irer Eltern oder Formunder Gewalt nicht weren, wer die weren, die sollen das thun kuntlich in Gegenwertigkeit und mit Beywissen irer Nehisten und Freunde, damit man solche Ehe geweysen muge Wer das verbreche, der adder die wer die weren sollten uns das verbusen irer iglich mit freyen Marcken Loddiges Silbers und darzu unser Stadt Cassel verloben und verschweren drey gantze Jahre darein nicht zu komen.
Item als man ein kind tewffen lest, da sollen darmit nicht mehr dan zwolf Frawen zu der Kirchen gehen, und wider in das Hawse, mit dem Man koste haben mag noch Kind-Bette mehr halten. Und wer daruber mehr Frawen hette odder Kost hette, der sollte fur die ubrigen Frawen ye vor eine Fraw geben und bussen zehen sChillinge Pfenge Hescher Were.
Und were das Kindt aus der Tawffe hebe, der sall dem Kinde nicht mehr geben dan zehen Schillinge Pfenge, und der Hebe-Mutter achtzehen Pfenge, und in das Hawß zu Tranckgelde zwene Schilling Pfenge, alles Hescher Were wer das verbreche, der sollte verbussen mit einem Pfunde Pfenge der vorgeschrieben Were.
Item were Hochzeit adder Wirtschaft in unser Stad Cassel haben ader machen will, Es sey Pfaff Leien adder Hoffgesinde, die sollen das halten, als hernach geschrieben stehet. Zum Ersten sollen der Frawen die zu der Hochzeit bitten gehen und nicht mehr sein dan Sechs und eine Magd mit Ine, und wan der Priester adder Breutigam darnach, umbgeht und bittet, der soll nicht mehr sein dan Zwelffe, und wan die Braut zu der Kirche geht, sollen der Jungfrawen und Megde auch nicht mehr sein dan Zwolffe.
Fortmehr, zu der Hochzeit an dem erste Abende mag man haben funffzehen Schusseln und nicht mehr and am andern Dage zu der Braut Soppen auch funffzehen Schusseln, und zu dem rechten Imbs funffzig Schusseln, und die Diener zehen Schusseln, und an dem Abende mag man auch haben funffzehen Schusseln, ye zwey Menschen vor ein Schussel zu rechnen, und das alles forgeschrieben steht, soll man halten ohne Geverde, und wer das verbreche und anders hielte dan vorgeschrieben steht, der soll das verbussen ye vor den u^ebrigen Menschen zehen Schillinge Pfenge Hescher Were.
Auch soll niemand zu den Kindbetten Hochzeiten oder Wirtschaften gehen, er werde dan sonderlich darzu geheyschen und gebeten. Wer das anders thette, und so von Ime selbs zuginge, der sollte das verbussen mit einem Pfunde Pfenge der vorgeschrieben were.
Und sollen alle forgeschrieben Busse uns und Erben zweyteils, und unsir Stad Cassel ein drittenteyle gefallen.
Wir behalten uns auch Macht diese vorgeschriebene Sazunge und Gebotte Einteyle odder zumal apzuthun, wan uns das gelustet und eben ist. Des zu Urkunt haben wir unser Ingesigill an diessen Brieff thun hencken, Datum Cassell, in Vigilia Palmarum sub Anno Dni Millesimo quadringentesimo vicesimo tertio.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Ausstellungsort

Kassel (Stadt Kassel)

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Empfänger

Kassel, Stadt

Siegler

Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Sachbegriffe

Landesordnungen · Aufwandsbeschränkungen · Hochzeiten, Ablauf von · Hochzeitslader · Winkelehen, Verbot von · Töchter, Heiratsalter von · Vormünder · Taufen, Pflichten des Paten · Taufpaten · Kindbettfeiern, Teilnehmer an · Mahlzeiten, bei Hochzeiten · Kirchgänge, der Braut · Bräutigame · Bräute · Hochzeiten, uneingeladenes Erscheinen · Brautsuppen · Diener · Mägde · Hochzeiten, Mägde zur Begleitung der Braut · Ehrenjungfrauen, bei Hochzeiten · Hochzeitsordnungen

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Original

Hessische Landesordnungen 1

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 8895 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/8895> (Stand: 28.04.2024)