Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

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↑ Briefwechsel des Roßdorfer Musketiers Joseph Preis mit seiner Mutter, 1914-1915

Abschnitt 20: Anf. Mai 1915: Brief der Mutter an Joseph Preis

◀ Mein lieber Josef!

Habe soeben Deine Karte erhalten vom 30ten Aprill, wofür ich Dir herzlich danke; Du glaubst gar nicht, wie man in Unruhe ist, wenn man so paar Tage nichts gehört hat, und ich lese immer die Kampfe in der Zeitung.

Mein lieber Josef! Im Gebet vergessen wir Dich nicht, wir beten jeden Abend 3 Litanein, zur göttlichen Vorsehung und zum heiligen Michael, die hat uns der Herr Pfarrer aufgegeben zu beten; die betet er auch jeden Tag; er betet auch noch jeden Tag einen extra für Dich und eine für Damm, das hat mir der Kaplan gesagt. Wir beten dann noch den einen Abend zum Hl. Josef, den andern Abend zu der immerwährenden Hilfe. Du sollst mal sehen, wie der Mutter Gottes Altar geschmückt ist; der Herr Kaplan hat Blumen im Park holen lasen, und ich stelle die Kerzen dazu; ach, wenn des Abends um 8 Uhr die Maiandacht ist, dann ist schon dunkel; dann leuchten die Kerzen; es ist eine Pracht. Da kann ja die liebe Mutter Gottes nicht anders; die muß Dir ja beistehen und Dich beschützen, das hat Sie ja versprochen.

Mein liebes Kind! Ich thue nichts und hob noch nichts gethan als für Dich gepackt, geschrieben und gebetet; so theile ich meine Zeit ein, und lese dann noch die Zeitung. Mein lieber Josef! Ich schicke Dir jetzt nicht mehr jeden Tag, aber heute und gestern hob ich je 2 abgeschickt; wenn Du die erst all hast, dann bekommst Du nachher wenüger. Butter, musst Du schreiben, ob ich die noch schicken kann.

Mein liebes Kind! Ich bin froh, daß Du doch Bekannte triffst; könnt doch mal von der Haimath sprechen und könnt auch schreiben, wenn dem einen oder andern war zustößt. Sei vielmal gegrüßt und geküßt von Deinem stets für Dich betenden Mütterchen. (Randschrift): Nächsten Freitag kommunizire ich wieder 5 Tage nacheinander; man kann viel Gutes thun, wenn man nur den guten Willen hat. Auf ein frohes Wiedersehn.

Der Brief ist nicht datiert. Er dürfte nach dem 5. Mai geschrieben worden sein. ▶