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Regesten der Landgrafen von Hessen

1402 November 4

Gildebrief für die Gewandschneider in Kassel

Regest-Nr. 16618

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, Urk. 12, Nr. 5, Konzept, Papier, unvollständig und ohne Datum.
Drucke: F. Ch. Schminke, Versuch, Beilagen S. 22-27 Nr. VII (Ex originali); A. Doren, Untersuchungen zur Geschichte der Kaufmannsgilden des Mittelalters, in: Schmollers Forschungen XII/2, Leipzig 1893, S. 216-219
Regest
Landgraf Hermann II. von Hessen gibt den Gewandschneidern und Kaufleuten in Kassel einen Gildebrief.

Wortlaut der Datierung

Datum anno Domini millesimo CCCCmo secundo sabbato proximo post festum Omnium Sanctorum.

Originaltext
Wir Hermann von Gotes gnaden lantgrave zu Hessen bekennen vor uns unde unße erbin uffintlichin in dussem brive, daz wir unsirn lieben getruwen unßirn burgirn den gewand­snydern unde kouffluden die in der ynnunge sin zu Cassel begnadiget habin unde begnadigen eyner innunge unde bruderschaff in aller maße als hernach geschrebin sted.
1. Zum ersten. Wer in der ynnunge sin sal ader wel, der sal sin eyn bidderbe man, sine ere wole beward han unde eyn recht ekinda unde sal nymandes eygen sin.
2. Ouch wer in der ynnunge sin wel unde koufen, sal unde kan er eyn hantwerk, daz sal er von stu;end vorloben, sweren unde nidderlegen diewile er sich der ynnunge unde gilde gebra[u]chen wel, usgenummen agkerlude unde muntzerb.
3. Wer auch den gewantsnid unde kouffgilde haid, der ensal keynen gesellen mit yme habin zu deme snidde er enhabe auch den gewandsnid unde gilde.
4. Wers auch daz eyner ader tzwene eynen kouff kouffeten die da in der gilde weren von gewande ader von lynwande unde quemen eyner ader tzwene dazu;e die ouch dieselbin gilde hetten die mochten den kouff midde behalden ab sie des geluste.
5. Ouch ensal nymand keyn gewand sniden uff fryhen jarmarkeden unde kirmißen, er enhabe dan den snid unde ynnunge darheime da er gesessen ist, usgescheiden die wullenweber uß unßirn sloßen, die zu den tziten snyden mogen und anders nicht. Wer daz virbreche unde man daz in warheide fu;ende, der sal virfallen sin mit czehin phunden hesscher phenge, cuns tzweyteil unde den gewandsnydern eyn dritteilc.
6. Unde auch ensal in der wochen vortme nymand keyn gewand snyden er enhabe die vorgenante ynnunge als vor unde nach geschrebin sted.
7. Ouch ensal keyn lynenweber keyn lynenwand virkauffen gesten ader anders ymande zu Cassell die da uß andern steten unde sloßen sin, sie enhabin sie dan erste geboden den kouffluden die in der innunge sin ab sie die kouffin wulden unde sollin auch keyn lynnenwand snyden nirgen in keine wiz dan uff frihen jahrmerkeden. Wilch lynenweber daz virbreche, der sulde dunßer und unser erbind gnade darumb erwerben.
8. Ouch wer den vorgenanten gewandschnid unde innunge habin sal der sal darumb gebin eachtzehin gu;ede gulden ader wer davor als zu;e Cassell genge unde geneme iste unde j[e] deme gildemeister eyn stobichen wins unde tzwey phu;end waßes zu iren lichten funde uns unde unßern erbin eyn halb f[e]rteil winsf, daz vorgerurte gelt gsal uns unde unßern erben tzweyteil unde den gewandsnidern dritteilg.
9. Ouch wilch gewandsnyder die gylde haid unde abe gehit von dodes wegen, des eldiste son sal die gilde losen unde kouffen hmit anderhalbin gulden ader werunge davor als zu Cassell genge und gneme ist unde uns unde unßern erbin eyn halb f[e]rteil wins,h iglichem gyldemeister eyn stobichen wins unde tzwey phu;end waßes zu iren lichten.
10. Unde wilcher in der gilde ist unde keyne libeserben had unde abegehit von todes wegen, des ehliche husfrauwe sal die vorgenante gilde halb habin von irs huswirtes wegen unde waz sie tochter haid die sollin ouch die gilde halb habin unde damidde virerbit sin iunde daz ander halbe teil kouffeni.
11. Ouch mogen die gewandsnider en selbis zu getwange kgu;ede gesettzek under en machen, ldie widder uns ader unßer erbin nicht ensinl unde von den die die broche brechen die sal man nemen die sie dan daruff settzen unde sollin des von uns machtm habin nunde soliche broche sollin uns und unßern erbin tzweyteil unde en daz dritteiln.
12. Ouch wan sie virboddet werden, wilche zied en des not ist under eynander, wer dan nicht kommed, der sal virbrochen habin seß phenge, die sollin gefallen zu iren lichten.
13. Ouch wan sie iren knecht heißen phenden vor ihre broche, wilcher die pande werte der sal noch eyns alse vele gebin zu den vorgenanten lichten.
14. Ouch sollen sie alle jar gildemeister kisen uff sente Claus abind, die da zusehin sollin daz alle ding deste baß gehalden werden.
15. Wers ouch daz eyme kouffmanne die dusse kouffgilde hette alse vorgeru;ert ist sine frauwe storbe, sine kinde ader er selbis, so sulden die andern koufflude unde ere frauwen alletzu;emale zu der grafft unde zu deme opper kommen. Wer des nicht enthede, der sulde seß phenge virbrochen han zu iren lichten.
16. Ouch ensal nymand keyn gewand snyden dan uffe frihen jarmerkeden die der gilde nicht enhan onoch dem als vorgeschrebin stedo. Wer daz virbreche unde nicht enhilde des man en uberkommen ku;ende, der sulde darumb virfallen sin unde virbrochen habin czehin phu;end, puns tzweyteil unde den koufflude eyn dritteilp.
17. Unde waz broche hirumb virbrochen werden, da sal man umb phenden als digke des not ist, da sal unßer amptman wer der ist zu Cassel zu der tzit zu helffen phenden ab des not ist. Und mochte man des amptmans nicht gehabin, so mogen unde sollin ire gildemeister unde ire gesellin von unßer wegen darumb phenden als vorgeschrebin sted.q
18. Ouch ensollin der die in dusser innunge sin nicht me sin dan seßtzig unde nicht daruber.
19. Were auch daz eyner ader me dusse innunge virbrechen und nicht enhilden als vorgerurt ist, der ader die sulden der innunge nicht me habin unde ir recht darane virwirked han.
20. Wer auch daz sie alle dusse innunge virbrechen, so sulden sie alle dusse vorgenante innunge virloren han unde sulde dusser briff dan auch keyne macht han.
21. Ouch ensal nymand keyn gewand sniden in unßerme gerichte zu Cassel anders dan als vorgeschrebin sted.
22. Ouch ensollin sie vorbaß me nymande in die innunge nemen, ez ensie dan mit unßin ader unßir erbin wissen unde willen.
Dißes tzu orku;ende han wir unßir ingesigel an dussen briff laßen henken. Datum anno Domini millesimo CCCCmo secundo sabbato proximo post festum Omnium Sanctorum.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Hermann II.

Empfänger

Kassel, Gewandschneider

Siegler

Hessen, Landgrafen, Hermann II.

Weitere Orte

Kassel (Stadt Kassel)

Sachbegriffe

Handwerker, Schneider · Zünfte, Gründen von · Bauern · Bürger · Gesellen · Lehrlinge · Handwerker, Wollweber · Handwerker, Gewandschneider · Handwerker, Leinenweber · Zunftmeister · Zünfte, Aufnahme in · Zunftordnungen · Zunftbriefe · Märkte · Amtmänner · Gerichte

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Original

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 16618 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/16618> (Stand: 28.04.2024)