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Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biophysik in Frankfurt, 5. Dezember 1939

In Frankfurt am Main wird das neue Kaiser-Wilhelm-Institut für Biophysik offiziell eröffnet, nachdem bereits seit einiger Zeit die dort angesiedelten Institutsangehörigen ihre Arbeit aufgenommen haben. Das von dem in der Ukraine geborenen deutschen Strahlenforscher Boris Rajewsky (1893–1974) geleitete Forschungsinstitut untersucht insbesondere die Wirkung (und medizinische Nutzbarkeit) von radioaktiver Strahlung (Radium) auf Menschen und Tiere sowie die Wirkung und Anwendungsmöglichkeiten von Aerosolen.

Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) hatte mit einem Senatsbeschluss vom 1. Dezember 1937 verfügt, das damals von Rajewsky geleitete „Institut für physikalische Grundlagen der Medizin“ an der Frankfurter Universität als „Kaiser-Wilhelm-Institut für Biophysik“ in die KWG einzugliedern und auszubauen, nachdem es an diesem Tag zu einem entsprechenden Vertragsabschluss zwischen der KWG, der Stadt Frankfurt, der Universität und der Stiftung des Instituts gekommen war. Demnach stellte die Stadt Frankfurt das dem Besitz der Familie des jüdischen Bankiers Eduard Beit von Speyer (1860–1933) entzogene, „arisierte“ Grundstück in der Forsthausstraße 62 (und die darauf Anfang des 20. Jahrhunderts nach Entwürfen des Frankfurter Architekten Alfred Günther in historisierendem Stil erbaute Villa) zur Verfügung und übernahm die Umbaukosten in einer Höhe bis zu 120.000 RM. Gleichzeitig verpflichtete sich die Stadt, für die jährlich anfallenden Betriebskosten des neuen Instituts für Biophysik bis zu einem Betrag von 25.000 RM aufzukommen. Die Gehälter der zugeordneten Stellen für einen ordentlichen Professor und zwei Assistenten sowie Beihilfen im Umfang von 6.000 RM pro Jahr sollten aus den Mitteln der Universität bestritten werden, die gleichzeitig ihre Bibliothek und Einrichtungen dem Institut zur Mitbenutzung zur Verfügung stellte. Renovierung und Umbau des enteigneten Gebäudes, das nunmehr u. a. über eine Licht-, Röntgen- und Radiumabteilung, eine Hochfrequenzabteilung und eine biologische Abteilung mit Bestrahlungs- und Züchtungskammern verfügt, werden mit der heutigen Eröffnung des Instituts für Biophysik abgeschlossen. Bereits im Sommer 1939 betrug die Anzahl der hier tätigen Mitarbeiter zweiundzwanzig.

Nach Ende des zweiten Weltkriegs wird das Kaiser-Wilhelm-Institut für Biophysik 1948 als Forschungseinrichtung der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. unter der Bezeichnung „Max-Planck-Institut für Biophysik“ (Abk. „MPIBP“) wiedereröffnet.
(KU)

Belege
Weiterführende Informationen
Hebis-Klassifikation
7982 ,Außeruniversitäre Forschungsstelle
Hebis-Schlagwort
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften ; Max-Planck-Institut für Biophysik ; Geschichte ; Deutschland ; Forschungsinstitut ; Biophysik;
Empfohlene Zitierweise
„Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biophysik in Frankfurt, 5. Dezember 1939“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2373> (Stand: 5.12.2021)
Ereignisse im November 1939 | Dezember 1939 | Januar 1940
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