Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

(nach 1404 September 11)

Meister Heinrich von Grünberg bittet um günstigere Zinsbedingungen

Regest-Nr. 11264

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Staatsarchiv Darmstadt, A 3 Grünberg. Papier. Provinienz und Signatur: Hessen. Rückvermerk (2. Hälfte 16. Jahrhundert): 1389 oder 1390 ungeverlich.
Drucke: Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 1, Text Nr. II.
Regesten: Wagner, Die geistlichen Stifte 1, S. 13; Eckhardt, Almosensammlungen, S. 131 f.; Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 1, S. 226 f. Nr. 316.
Regest
Memorial des Präzeptors Heinrich von Grünberg an den Landgrafen über den mit Bruder Tronet geschlossenen Vertrag wegen der Präzeptorei.
Herrn Heinrich Meister des Hauses St. Antonii zu Grünberg ist zu viel und zu schwer, Herrn Tronet von Bergus (Berginß) eine jährliche Gült von 480 Gulden zu geben, und zwar wegen folgender Artikel:
Die Lande sind zerstört und verderbt, so daß ihm und dem Haus nicht so viel zufällt, wie das zuvor bekannt war. Der meiste Teil seines Viehs ist gestorben, seine Höfe und Güter auf dem Land ringsum sind wüst. Wegen der großen Schuld, die Herr Tronet und Herr Johann (von Holzhausen), seine Vorgänger, gemacht haben und er selbst Tronets wegen machen mußte, die sich auf 3000 Gulden belaufen, wovon er Gült gibt, und auf 1240 Gulden zu geben, wovon er nicht Gült gibt. Deswegen vermag er nicht die obige Gült zu geben, weil er es nicht an Gütern und Gefällen hat.
Zum anderen ist es unziemlich und nicht redlich, daß Herr Tronet solche Gült aufnehmen soll, wegen folgender Artikel: Erstens deswegen, weil das Haus es aus obigen Gründen nicht vermag. Darum, daß Herr Heinrich einen Teil der Schuld, wozu Tronet kein recht hatte, seinetwegen verzinst hat, um große Schande für den Orden und Schaden für sein Haus zu vermeiden, die wegen ihrer Zwietracht wohl noch größer geworden seien. Darum, daß er ohne Gehorsam gegen alle seine Obersten unordentlich außerhalb aller Konvente und ordentlichen Stätten gegen seine Regel und die Satzungen des Ordens ohne Messe als ein richtiger Abtrünniger zum Ärgernis für das Volk und Schmach für den Orden lebt. Darum, daß er ohne Notwendigkeit Almosen einnimmt und die nicht für den Zweck, für den sie gegeben werden, verwendet, sondern sie mit großem, unnützen Gesinde, mit großer täglicher Gesellschaft und Fülle verzehrt. Darum, daß er mit solcher Gült "vermehrt" ist und es täglich wird und das Volk davon redet und seine Almosen zurückhält, da sie erkennen, daß die Almosen verzehrt werden. Darum, daß Heinrich meint, Tronet sei ein gehorsamer Bruder des Hauses zu Grünberg und solle nach Recht sich dort unter ihm und seinem Gehorsam aufhalten und ihm seinen eigenen Willen "auflassen" nach Ausweis der Satzung des Gehorsams, was er aber nicht tut. Darum, daß Tronet weder Heinrich noch einen anderen Meister als seinen Obersten anerkennt und er ohne des Obersten Willen nicht Eigenes haben soll nach Ausweis der gen. Regeln seines Gehorsams, und darum ist zu beweisen, daß er die Gült unbillig nach dem Vorgeschriebenen nimmt.
Und darum, weil Heinrich das nicht vermag, meint er, Herrn Tronet von der Gült nicht mehr zu geben als eine mögliche, bequeme Gült zu seiner Person, und bezieht sich deswegen auf Erzbischof Johann zu Mainz, der ihm diese und mehr Sachen mit beider Zustimmung und Willen "behalten" hat, sie zu strafen, zu mindern und mehren, und bittet den Erzbischof, die Gült zu mindern.
Heinrich bittet auch den Landgrafen zu Hessen, diese Sache dem Erzbischof gnädig vorzuhalten, dem er, Heinrich, auch sein Memorial auf Latein in derselben oder einer besseren Form geschrieben hat.
(Ohne Datum und Siegelankündigung).
Originaltext
Memoriale ad illustrissimum domicellum lantgravium fratris Heinrici preceptoris in Grunenberg super contractu habito inter ipsum et fratrum Tronetum racione preceptorie ibidem.
Es ist czů wißen, daz her Heinrich, meister des huses sand Anthonies czu^e Grunenberg, czu^eviel ist und czu^e swere, hern tronede von Berginß czu^e geben czu^e ierlicher gu^elde vierhu^endirt unde achczig gulden, umme soliche artickel, hernach geschriben stend:
Czu^em ersten daz die lande virstorit unde virdarfft sint unde eme unde dem hu^eß da u^eß nit gefellit, als vor daz ku^entlichen ist.
Item darumme, daz sin fehe daz meister deil gestorben ist, syne hoffe unde gu^ede u^eff dem lande al umme wu^este ligent.
Item umme große schu^elt, die her Troned, her Iohan, syne vorfaren, gemacht hant unde he selber von hern Tronides wegen machen mu^este, die sich czu^ehit an dru^edu^esent gulden, davon he gulde gibbit, unde an czwilffhu^endirt unde vierczig gu^elden, da he nit gulde von gibt.
Umme soliche sache so virmag he nit der obgen(anten) gulde czu^e geben, want he yß nit enhat an den gude unde gefelle.
Anderwerbe so ist es unczemelichen unde nit redelichen, daz her Tronid soliche gulde u^eff sal nehmen umme soliche artickel, hernach geschriben:
Czu^em ersten darumme, want daz hu^eß des nit virmag nach dem, als vorgeschr(iben) sted.
Item darumme, daß eyn deil fyrte, daczu^e her Troned ny^e keyn recht hatte, her Heinrich umme en geczinseit hat czu^e virmyde schande des ordens unde schaden syns hu^eses, die großer worden mochten syn von er beider czweydracht.
Item darumme, daz he lebit widder ane gehorsam aller syner ubersten unordelichen u^eß allen conventen unde ordelichen steden widder syne regiln unde saczungen syns ordins ane messe als eyn recht apostota in ergerunge des folkes unde smchheit des ordins.
Item darumme, daz he czu^e eme nemit pu^ere lu^eter almu^ese ubir enczeliche ane noitdorfft unde die nit wendit unde kerit, daczu^e sie geheischen unde gegeben werdent, unde die virczerit mit grosßem, unnoczlichen gesynde, mit großer degelicher geselleschafft unde fu^elle.
Item darumme, daz her Tronid mit solicher gulde virmerit ist unde degelichen wu^erdit unde daz volg dovon redit unde syne almu^ese hinderczu^ehit, als sie erkennen, daz die almu^ese so virczerit wu^erdit, als vorgeru^erit ist.
Item darumme, daz her Heinrich meynit, her Troned sie eyn gehorsam bru^eder des hu^eß czu^e Grunenberg unde sulle von rechte sin wesen haben daselbes undir eme unde syner obedientien unde eme u^efflaßen synen eygen willen nach u^eßwisunge des saczunge der gehorsamkeit, des he dach nit endu^et.
Item darumme, daz her Troned hern Heinr(ichen) addir andirs keynen meister erkennit vu^er synen u^ebirsten, als man meynit, unde ane des unbirsten wiln he nicht eygens haben sal nach ußwisunge der vorgenanten regeln syner gehorsamkeit, unde herumme so ist czu^e pru^eben, daz he die gulde unbilichen nymet nach deme, als vorgeschriben sted.
Unde herumme, want her Heinrich des nit virmag so meynit he hern Tronede die gu^elde numme czu^e geben, dan eyne mogeliche bequemeliche gulde czu^e syner personen, unde czu^ehit sich des an den ersamen in gode vader unde hern, hern Iohan, irczbischoff czu^e Mencze, der eme dieselben sache unde auch me sache mit er beider virhengniße wißen und wiln behalden had, die czu^e straffen, czu^e mynnern unde czu^e meren, unde byddet syne gnade, die gu^elde mynnern.
Unde biddet her Heinr(ich) auch mynen gnedigen iunghern, den lantgraven czu^e Hessen, diesse sache gnedeclichen vu^erhalden dem ersamen hern Iohan, erczbischafft czu^e Mencze, want he eme auch darumme czu^e latine memorial geschriben hat in diesser selben forme adder beßern.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Krummbein, Heinrich, Meister der Antoniter in Grünberg · Torchfelon, Dronet, Meister der Antoniter in Grünberg · Holzhausen, Johann von, Meister der Antoniter in Grünberg · Mainz, Erzbischöfe, Johann II. von Nassau · Hessen, Landgrafen, Hermann II.

Weitere Orte

Grünberg, Antoniter · Mainz, Erzbischöfe

Sachbegriffe

Antoniter · Mönche, Antoniter · Klöster, Streitigkeiten · Eide, Lossagen von · Güter, verwahrloste · Wüstungen · Klöster, mit finanziellen Problemen · Klöster, Mißwirtschaft in · Vieh, Verlust von · Schulden · Mönche, liederliche Lebensweise · Almosen, unredliche Verwendung von · Ordensregeln, Mißachten von · Erzbischöfe

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Klosterarchive 7

Original

Eckhardt, Klosterarchive 7

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 11264 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/11264> (Stand: 29.04.2024)