Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Reichstagung der „Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde“, 18. April 1936
In Wiesbaden beginnt die bis zum 20. April dauernde erste Reichstagung der „Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde“. Nach einer nach Beendigung des Treffens veröffentlichten Meldung des Deutschen Ärzteblattes erfreut sich das Treffen einer „außerordentlich“ starken Beteiligung sowohl von Seiten der Alternativmediziner als auch von Seiten der Internisten und Allgemeinärzte.1 Am Montag, den 20. April 1936 verbindet die Reichsarbeitsgemeinschaft ihr Treffen mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin zu einer gemeinsamen Tagung.
Die „Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde“ war am 25. Mai 1935 in Nürnberg als ein Zusammenschluss von alternativmedizinisch orientierten Ärzteverbänden gegründet worden (darunter unter anderem die Vereinigung anthroposophischer Ärzte, der Deutsche Zentralverein Homöopathischer Ärzte und die Deutsche Allgemeine Gesellschaft für Psychotherapie). Leiter der Arbeitsgemeinschaft ist der deutsche Arzt und Homöopath Karl Kötschau (1892–1982). Ihre Ziele fußen auf Überlegungen des Chefarztes der Klinik für Naturheilkunde im Rudolf-Heß-Krankenhaus in Dresden, Alfred Brauchle (1898–1964). Die Reichsarbeitsgemeinschaft wird nach nur knapp zweijährigem Bestehen bereits zu Beginn des Jahres 1937 wieder aufgelöst. Zu ihrem Scheitern trägt bei, das mit den im 1936 verkündeten „Vierjahresplan“ angelaufenen Kriegsvorbereitungen die naturwissenschaftlich orientierte Medizin klaren Vorrang erhält und die weitgehende Unvereinbarkeit der durch die in der Arbeitsgemeinschaft verbundenen Ärztevereine vertretenen Anschauungen keinen durchschlagenden Einfluss auf die deutsche Ärzteschaft verspricht. Die Tagung im April 1936 in Wiesbaden bleibt das einzige reichsweit organisierte Verbandstreffen der Arbeitsgemeinschaft.
(KU)
- Vgl. Detlef Bothe, Neue deutsche Heilkunde 1933–1945. Dargestellt anhand der Zeitschrift „Hippokrates“ und der Entwicklung der volksheilkundlichen Laienbewegung (Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 62), Husum 1991, S. 108. ↑
- Belege
- Hans-Walter Schmuhl, Die Gesellschaft Deutscher Neurologen und Psychiater im Nationalsozialismus, Berlin/Heidelberg 2016, S. 176
- Doris Kratz/Hans-Michael Kratz, Die Heilkunde in der Zeit der Weimarer Republik – die „angepaßte“ Medizin in der Zeit der NS-Diktatur, Berlin 2004, S. 173
- Chronik deutscher Zeitgeschichte 2/I, Düsseldorf 1982, S. 276
- Weiterführende Informationen
- Alfred Haug, Die Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde: (1935/36); ein Beitrag zum Verhältnis von Schulmedizin, Naturheilkunde und Nationalsozialismus (Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 50), Husum 1985, S. 59-71.
- Wikipedia: Neue Deutsche Heilkunde (abgerufen am 18.4.2016).
- Wikipdia: Karl Kötschau (abgerufen am 18.4.2016).
- Wikipedia: Alfred Brauchle (abgerufen am 18.4.2016).
- Hebis-Schlagwort
- Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde;
- Empfohlene Zitierweise
- „Reichstagung der „Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde“, 18. April 1936“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2490> (Stand: 18.4.2023)