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Regesten der Landgrafen von Hessen

1403 Januar 7

Genehmigung einer Bruderschaft und Innung der Kasseler Bäcker

Regest-Nr. 2013

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Stadtarchiv Kassel.
Stückbeschreibung: Pergament.
Siegel: Mit angehängtem kleinem Wachssiegel des Landgrafen.
Drucke: Eckhardt, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen, S. 41-47 Nr. 43; Hartmann, Bäckerhandwerk, S. 101 f.
Regesten: Brunner, Urkunden des Stadtarchivs zu Cassel.
Regest
Landgraf Hermann [II.] erteilt den Bäckern zu Kassel eine Bruderschaft und Innung.

Wortlaut der Datierung

dominica die post Epiphaniam domini.

Originaltext
Wir Hermann von Gots gnaden lantgrave zu Hessen bekennen vor uns und unsern erben uffintlich in diesem briefe, daz wir dem hantwergke den beckirn zu Cassel unsern lieben getruwen gebin und gegebin han mit crafft dieses briefs eyne bruderscahfft und innunge in allermazen, als her nach geschrebin steht.
1. Zum ersten, willich bickir vortme ire ynunge habin wel, der sal geben achtczehen gulden, zcwene zcobir biers und zcwey phund wassis; und daz gelt sal uns zcweyteil und den beckern eyn dritteil, daz byer den beckern und daz waß zu iren lichten.
Willich beckir auch die innunge hat zu Cassel, des sone waz der ist, sollen sie auch habin, alzo daz sie daz hantwerg mugen angrifen, wilche cziit sie des gelusted, doch also daz sie ire hantwerg kunnen. Und willich son daz also ancgrifet, der sal iren meistern zcweyen gebin iglichen eyn gud halbis wyns und eyn phund waßis den beckern zu iren liechten.
3. Vortme willich beckir die innunge hat, waz er tochter hat, ire igliche sal sie halp habin; und nymed sie eynen elichen man, der der inunge nicht enhat, der sal die inunge halb habin von der tochter wegen und sal daz ander halbeteil kouffen mit nun gulden, der uns zweiteil sollen gefallen und dem hantwerg eyn dritteil, und sal datzu gebin eynen zcobir byers in ire geselleschaft und eyn phund waßis zu iren liechten.
4. Ouch ensal diese inunge nymand habin, er ensii dann eyn ingesessen burger adir eyns ingesessen burgers son zu Cassel und eyn recht ekind geboren von elichen eldern.
Ouch ensal kein beckir dem andern sinen teyg schießen dann eyn vader syme kinde und eyn broder dem andern; wer ez dapebin tede, der sulde ez verbußen mit eyme phunde phennynge Kessilscher wer, daz sal uns zcweyteil und dem hantwerg eyn drittel gefallen.
6. Ouch wer daz backwerg lernnen will und der inunge nicht enhat, der sal gebin drißig schillinge phenninge, der soln uns zcweitteil und den beckern eyn dritteil und eyn phund wasses zu iren liechten.
7. Ouch ensal man dieser inunge nymande lyhen, er ensii ire dann wirdig und kenne sin hantwerg, daz ire meister daz besegen uff ire bescheidenheid.
8. Vortme wellich beckir zu cleyne brod beckit, der sal gebin zcwentzig phennige, und zcweiteil und dem hantwerg eyn dritteil und die broche sal man nicht mynnern.
9. Ouch wers, ab ein beckir queme und seste sich in die Garthuße zu wonende, adir wer ymand hier umb Cassel, der den marg alle tage zu Cassel gesuchen muchte und phlege in zu suchen, wulde der backen uff den marckt adir anders in der stat feyle habin, der sulde ire inunge gewynnen. Ez enwere dann, daz wir solichen krieg hetten, daz uns duchte, daz ez uns und unserm sloze nod were, so muchten die, die der inunge nicht enhetten, brod feyle habin und brengen als lange, biß daz wir erkenten, daz man das zu der cziit nicht me bedorffte. So sulde ez widder abe sin, und daz dann halden, als vorgeschriben sted.
10. Vortme willich becker die inunge hat, beckit der eyns in dem jare, der sol sin beckirgeschoß gebin, als eyn ander der alle wochen beckit; und darumb daz uns daz beckirgeschoß wirdet, so soln wir sie behalden bii iren rechten und allen gewonheiden, also ab in ir brod, eyn adir me, gestolen wurde, daz muchten sie widder nehmen und slahin den mit fusten und rouffen in bii sinen haren und zcuchtigen in, und soln in adir nymand darumb nichtis schuldig sin.
11. Vortme sal keyn molnner innewendig adir uzwendig der stat keyn knecht habin, dann als viele er zu siner arbeyd bedarff; queme dapobin eyn fremde knecht, den muchte er herbergen eyne nacht und eynen tag und nicht me. Willich molnner das nicht tedte, und als dicke er daz verbreche, sulde er uns daz verbußen mit zcwelff schillinge phennigen.
12. Ouch ensal keyn beckir, der uff daz marckit beckit, malderbrod den luden backen, sundern er mag eyn jar an eynander malderbrod backen und dann widder uff das marckt backen, ab in des gelusted.
13. wer ouch daz die molnner zu Cassil ire molen nicht reddelich enhielden und sede adir gewonheide dar inn hetten, die den luden gemeynlich schedelich weren und nicht mugelich, und daz die becker gewar wurden, so sulden die becker daz unsern amptluden und schultheizen, die zu den getzieten zu Cassil, segen und kund tun, und die amptlude und schultheizen soln die molner verboten und mit den redden, da die beckirmeister biisin, daz daz abe getan werde.
14. Ouch ensal nymand becken uff sinen rechten backistag dann eynen gebag brodes und eynen gebag wegke.
15. Ouch so mugen die becker alle jare uff sendte Clauwes tag zcwene eister kiesen, die daz brod besehin, di selben unßer schultheiße, wer der ist ,von unser wegen eyden sal.
16. Ouch mugen die becker in selbs zu gecwange gebod under in machen, die widder uns unsere erben nicht ensin, und von den, die die broche verbrechen, die sal man nehmen, die sie daruff setzen, und sollin des follen macht habin, und soln dieselben broche uns zcweiteil und dem hantwergk ein dritteil gefallen.
17. Ouch wann sie verbodit werden des abindes, wilcher dann des morgens nicht enkomed, der sal verbrochen han seß phennynge, die soln den beckern zu iren liechten.
18. Ouch wann ire meister iren knecht heißen phenden vor ire broche, wilcher becker die phande weret, der sal als viele datz geben, daz sal uns zcweyteil und dem hantwergke eyn dritteil.
19. Ouch soln ire meister, wer die zu der zciit sin, macht habin eynen uffhalt zu machen, also ab sie sich uberbacken hetten und nicht verkouffen kunden. So muchten sie machen, ab ez nod were, daz nymand kein frisch brod an daz marckt druge, daz alde were dann verkoufft.
20. Ouch ensal nymandin der molen klien adir aiß verkouffen ane alleyne der molnner selbs, der muchte verkouffen, daz im von syme multer worden were. Wer ez dapobin tede, als maniche metzen der verkouffte, also manichen schilling phenige sulde er uns geben.
21. Ouch mugen ire meister zcweene vire zu ire gesellen kiesen, die in helffen zusehin, daz alle ding deste reddelicher gehalden werden in irme hantwergke uff dem marckede und in der molen.
22. Wers ouch daz eyme becker, die diese inunge hette, sine hußfrauwe storbe, sine kinder ader er selbs, so sulden die andern becker und ire hußfrauwen alle zu der grafft und zu den oppern komen, wer daz nicht enthede, der sulde seß phenninge verbrochen habin, die sulden zu iren lichten.
23. Ouch soln sie ire hantwergk halten, als sie daz von alden wegen gehalden han.
24. Ouch willichen der becker eyner abgehit von todis wegen, des frauwe mag daz jar follen backen, ab sie des gelusted.
25. Ouch ensoln sie sich widder uns, unsere erben nicht setzen ader tun, eyner adir me, in keyne wiz; wer daz tede, der ader die ensoln der inunge nimme habin.
Dieses zu orkunde han wir unser ingesiegel vestlich an diesen brief gehangen. Datum anno domini millesimo quadringentesimo tertio dominica die post Epiphaniam domini.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Hermann II.

Empfänger

Kassel, Bäcker

Siegler

Hessen, Landgrafen, Hermann II.

Weitere Orte

Kassel (Stadt Kassel)

Sachbegriffe

Handwerker, Bäcker · Bier · Wachs · Zünfte, Aufnahme in · Söhne · Bürger · Währungen, Kasseler · Zünfte, Lehrlinge · Märkte · Brote, Normvorschriften für · Müller · Knechte · Amtmänner · Schultheiße · Witwen, zünftige Arbeitserlaubnis für · Beerdigungen, Teilnahmepflicht bei

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Brunner, Urkunden Stadtarchiv Kassel

Original

Eckhardt, Rechtsquellen Witzenhausen

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 2013 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/2013> (Stand: 30.04.2024)