Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Goddelsheim

Ortsteil · 390 m über NN
Gemeinde Lichtenfels, Landkreis Waldeck-Frankenberg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

9 km südwestlich von Korbach

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf am Heimbach mit einfachem Grundriss und geringer Siedlungsdichte. Kirche auf einer Anhöhe am Ostrand. Moderne Besiedlung vor allem im Westen, aber auch im Osten. Durch den Ort führt die L 3076 (Frankenberg-Korbach), Verbindungsstraße gehen nach Hillershausen im Nordwesten und Immighausen im Nordosten

Ersterwähnung:

888

Siedlungsentwicklung:

Frühmittelalterliches Gräberfeld am nördlichen Rand des Dorfes (zunächst frühes 6. Jahrhundert, dann dichte Belegung 2. Hälfte 8. und 1. Hälfte 9. Jahrhundert).

Ein vor 1189 von Abt Widukind von Corvey bei Goddelsheim gegründetes Benediktinerinnenkloster wird vor 1223 nach Schaaken verlegt.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Zur Unterscheidung von Godelheim (Stadt Höxter) vgl. den Artikel Godelheim, in: Ortsnamen Hochsauerlandkreis, S. 160-161

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • curtis (1028)
  • curia (1223-1254)
  • Dorf (1336)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Älteste Gemarkungskarte:

1854

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3486528, 5674009
UTM: 32 U 486459 5672180
WGS84: 51.20086° N, 8.806191° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

635016030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 2970, davon 1367 Acker (= 46.03 %), 221 Wiesen (= 7.44 %), 1041 Holzungen (= 35.05 %)
  • 1961 (Hektar): 2963, davon 1242 Wald (= 41.92 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1541: 44 Häuser
  • 1620: 85 Häuser
  • 1650: 63 Häuser
  • 1738: 100 Häuser
  • 1770: 109 Häuser, 872 Einwohner
  • 1885: 921, davon 886 evangelisch (= 96.20 %), 11 katholisch (= 1.19 %), 5 andere Christen (= 0.54 %), 19 Juden (= 2.06 %)
  • 1895: 930, davon 906 evangelisch (= 97.42 %), 0 katholisch, 12 andere Christen (= 1.29 %), 12 Juden (= 1.29 %)
  • 1961: 1174, davon 1089 evangelisch (= 92.76 %), 74 katholisch (= 6.30 %)

Diagramme:

Goddelsheim: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 888: Ittergau (in pago qui dicitur Nihthersi)
  • 1336: Grafschaft Waldeck, Amt Lichtenfels
  • 1473: Grafschaft Waldeck, Amt Lichtenfels, waldeckisches Lehen der Herren von Dalwigk
  • 1755/57: Fürstentum Waldeck, Amt Eisenberg
  • bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Eisenberg
  • 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt des Eisenbergs (Sitz in Korbach)
  • 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt Eisenberg (Sitz in Korbach)
  • 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis des Eisenbergs
  • 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis des Eisenbergs
  • 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis des Eisenbergs
  • 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Altkreis:

Waldeck

Gericht:

  • 1579: erhalten die Herren von Dalwigk die peinliche Gerichtsbarkeit
  • 1814: Oberjustizamt des Eisenbergs in Korbach
  • 1850: Kreisgericht Korbach
  • 1868/69: Amtsgericht Korbach

Herrschaft:

Unter dem Abt Hermann von Corvey (1223-1254) wird das Amt des Schultheißen in Goddelsheim (officium sculteti in G.) genannt.

1336 setzt Graf Heinrich IV. von Waldeck dem Grafen Joahnn von Nassau für den Brautschatz seiner Tochter Else u.a. das Dorf Goddelsheim als Pfand. Dem Geschlecht der Gogreben aus Medebach gelingt es zunächst über den Erwerb des Zehnten und zwei Lehnshöfe von Kloster Corvey, sich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts hier festzusetzen. Schließlich wird ihnen das Dorf verpfändet. Ihren Pfandbesitz trugen sie seit 1423 den Landgrafen von Hessen zu Lehen auf. Erst 1530 bzw. 1546 kann das Dorf von den Grafen von Waldeck eingelöst werden.

1537 gehört das Dorf mit dem Zehnten den Grafen von Waldeck. 1548 erhebt Kurfürst Adolf von Köln Ansprüche auf das Dorf. 1663 verzichtet Kurfürst Ferdinand in einem Vergleich mit den Grafen von Waldeck auf seine Ansprüche an Goddelsheim, Rhadern, Münden und Neukirchen.

Gemeindeentwicklung:

Seit dem 1. Oktober 1971 zur Stadt Lichtenfels gehörig.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 888 beurkundet König Arnolf einen von ihm zwischen Abt Bovo von Neu-Korvey und Graf Oddo vermittelten Tausch, durch welchen er das an Oddo geliehene Krongut zu Goddelsheim im Ittergau an das Kloster Corvey zu Eigen gibt und dafür Klosterbesitz zu Salzdahlen und in genannten orten östlich des Flusses Ocker empfängt und an Oddo zu Lehen gibt. 1028 beurkundet König Kaiser Konrad II. auf die Klage des Abtes Druthmar von Corvey über die unrechtmäßige Entfremdung des Hofes Goddelsheim, den das Kloster laut vorgelegter Urkunde Kaiser Arnulfs von letzterem unter Abt Bovo durch Tausch erworben hatte, einen Ausgleich zwischen Abt Druthmar und der Frau Alvered.
  • 1198 bestätigt Abt Widukind von Corvey, dass Props Conrad von Goddelsheim Güter im Umfang von vier Mansen und vier Hofstellen in Goddelsheim und einen Betrag von 50 Mark gegen Güter in Schaaken eingetauscht hat.
  • 1223 bestätigte Papst Honrorius III. dem Kloster Schaaken den Besitz der Kirchen von Immighausen und Goddelsheim nebst deren Zubehör. Unter dem Abt Hermann von Corvey (1223-1254) heißt es, dass der Hof Goddelsheim zum Bau der Burgen Lichtenfels und Marsberg verpfändet worden sei, nun aber wieder dem Kloster Schaaken zustehe.
  • Vom Kloster Corvey haben Mitte des 14. Jahrhunderts die von Gogrebe zwei Höfe, die von Eppe einen Hof, Johann Meyngers zwei Höfe und Johann Zalentin eine Mühle zu Lehen.
  • 1537 haben die Gogreben die von Viermünden, von Grasfchaft, von Eppe sowie das Kloster Schaaken Besitz in Goddelsheim.

Zehntverhältnisse:

1189 erwerben die Schwalenberger den Zehnten in Goddelsheim von Widekind III. von Waldeck als Pfand. Die Grafen von Waldeck bringen den Zehnten jedoch wieder an sich.

1356 erwirbt Heinemann Gogrebe den halben Zehnten käuflich, 1357 ein weiteres Viertel und 1374 das letzte Viertel.

Ortsadel:

1147

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1223: ecclesia
  • 1283: plebanus (HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 9271)
  • Ursprünglich dreischiffige Basilika mit quadratischem Chor und Westturm aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Nach Brand 1773 als Saalkirche wiedererrichtet

Patrozinien:

  • Maria; Vitus

Pfarrzugehörigkeit:

1223 bestätigt Papst Honrorius III. dem Kloster Schaaken den Besitz der Kirchen von Immighausen und Goddelsheim. 1236 werden die Kirchen dem Kloster von Bischof Bernhard von Paderborn inkorporiert. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts zeitweise Fürstenberg von Goddelsheim aus versehen. 1950 und 1966 ist Rhadern Filialgemeinde von Goddelsheim. Mit der Aufhebung der Pfarrstelle Fürstenberg 1973 wird dieses als Vikariatsgemeinde in das neu gebildete Kirchspiel Lichtenfels-Goddelsheim eingegliedert, zu dem auch Rhadern als Filialgemeinde gehört.

Patronat:

1223 im Besitz des Klosters Schaaken.

Klöster:

  • Gegründet von Abt Widukind von Corvey bei Goddelsheim vor 1189 (congregatio), 1195 novella familia, nach Schaaken verlegt vor 1223 (siehe Schaaken, Benediktinerinnenkloster).

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Adrian, auch Johann Henckemann bis 1554

1628 scheiterte der Versuch, das katholische Bekenntnis wieder einzuführen.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Bistum Paderborn, Archidiakonat Horhausen (Niedermarsberg)

Juden:

In Goddelsheim bestand keine eigene jüdische Gemeinde; der Ort gehört zur Gemeinde Korbach.

1802: 2 Familien; 1847: 3 Familien (25 Personen); 1847: 4 Familien (27 Personen)

1905 leben 12 Juden im Ort, 1926 verzog die letzte jüdische Familie nach Holland.

Friedhof im Ort vorhanden, die älteste erkennbare Grabinschrift stammt aus dem Jahr 1867, die letzte aus dem Jahr 1918. Er liegt südwestlich Goddelsheim auf freiem Feld. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

1904 Neubau der Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

1548 und 1627 wird das Dorf von kurkölnischen Truppen überfallen

Wirtschaft

Wirtschaft:

Seit Ende des 16. Jahrhunderts Abbau und Verhüttung von Kupferschiefer. Das Kupferschieferbergwerk befand sich südlich von Goddelsheim im Bereich des Heimbachs, die Kupferhütte südlich der Fuchsmühle. Einstellung des Betriebs 1790, die Kupferhütte wurde aber zunächst noch weiterbetrieben (Jürgen Dunkelmann, Kupferbergbau in Goddelsheim).

Mühlen:

Mitte des 14. Jahrhunderts ist Johann, genannt Zalentin, von der Abtei Corvey mit der Mühle (mola) in Goddelsheim belehnt. Um welche es sich hierbei handelt, ist nicht bekannt.

Zu den Mühlen s. Siedlungsplätze in der Gemarkung

Markt:

1682 erhält Goddelsheim vom Grafen das Recht zur Abhaltung von drei Jahrmärkten

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Goddelsheim, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1548> (Stand: 22.3.2024)