Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Hohenkirchen

Ortsteil · 271 m über NN
Gemeinde Espenau, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

12,5 km südöstlich von Hofgeismar

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit ursprünglich ovalem Grundriss im flachen Gelände südwestlich des Reinhardwaldes nordöstlich der in die Fulda mündenden Espe. Kirche in exponierter Lage auf steilem Hügel als Kern der ringförmig ausgebauten Siedlung. Einschneidende Veränderungen in der Gemarkung erfolgen im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Siedlungs-, Rüstungs- und Kriegspolitik durch die Anlage eines Lagers im Westen Schäferberg, „Henschel-Wohnlager XI Schäferberg“, Henschel & Sohn und Schäferberg, „Henschel-Betriebskrankenhaus“, Lager Schäferberg. Moderne Ausdehnung vor allem nach Süden und Südwesten Richtung Mönchehof, mit dem es zusammenwächst.

Durch den Ort führt in Nord-Süd-Richtung die L3386 von Immenhausen nach Kassel

Ersterwähnung:

1285

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1308)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1873

Älteste Gemarkungskarte:

1710

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3533014, 5696147
UTM: 32 U 532927 5694308
WGS84: 51.399048° N, 9.473322° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633007010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 965, davon 681 Acker (= 70.57 %), 98 Wiesen (= 10.16 %), 78 Holzungen (= 8.08 %)
  • 1961 (Hektar): 957, davon 63 Wald (= 6.58 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 54 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 102 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1787: 563, davon 34 Ackerleute, 63 Köther, 17 Beisitzer, 3 Schneider, 1 Schumacher, 9 Leinweber, 1 Brandtweinbrenner, 3 Wirte, 1 Wagner, 2 Zimmerleute, 3 Schmiede, 2 Maurer
  • 1885: 789, davon 786 evangelisch (= 99.62 %), 3 katholisch (= 0.38 %)
  • 1961: 2016, davon 1396 evangelisch (= 69.25 %), 575 katholisch (= 28.52 %)
  • 1970: 2186

Diagramme:

Hohenkirchen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1458/59: Landgrafschaft Hessen, Amt Kassel
  • 1483: Landgrafschaft Hessen, Gericht, später Amt Ahna
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Grebenstein
  • 1614: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Grebenstein
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Grebenstein
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Grebenstein
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1970: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Ortsteil von Espenau (s. Gemeindeentwicklung)

Altkreis:

Hofgeismar

Gericht:

  • Amt Grebenstein, aber mit Gerichtsbarkeit und Hoheit beim Amt Ahna (Engelhard 1778)
  • 1821: Justizamt Grebenstein
  • 1822: Justizamt Grebenstein
  • 1867: Amtsgericht Grebenstein
  • 1879: Amtsgericht Grebenstein
  • 1945: Amtsgericht Hofgeismar
  • 1968: Amtsgericht Hofgeismar

Herrschaft:

Die Landgrafen von Hessen haben sich hier vermutlich schon vor 1285 durch den Kauf von Rechten und Gütern festgesetzt (vgl. Zehnt). 1298 geben sie dem Kloster Hasungen in Tausch für 4 Huben zu Ramershusen 4 Huben in Hohenkirchen, aus denen Hasungen denselben Zins geniessen solle, wie die Landgrafen aus den ihrigen zu Hohenkirchen. 1308 tauschen Landgraf Heinrich und sein Sohn Johann mit Abt und Konvent des Zisterzienserklosters Hardehausen das Gehölz Espe im (intra) Dorf Hohenkirchen und den Hof Hadebrachtshausen nebst zwei Äckern bei dem Hegerloh und erhalten dafür von ihnen eine halbe Hufe auf einer Insel im Flusse Fulda bei Kassel. 1374 verkaufen die Landgrafen dem Kloster 26 Hufen. 1395 tätigen die Landgrafen Ausgaben aus ihrem Hof in Hohenkirchen. Die Güter des Klostes werden bis 1603 von der Hebestelle in Mönchehof verwaltet und dann an die von Cornberg verkauft. Von diesen kommt das Adelsgut Mönchehof im Erbgang bzw. über Verkauf in unterschiedliche Hände, zuletzt an die Familie zu Gudenberg, von der es die Landgrafen von Hessen 1767 erwerben und in der Folge verpachten.

1778 Dorf des Amts Grebenstein, doch gehörte es mit Gerichtsbarkeit und Hoheit zum Amt Ahna (Engelhard, Erdbeschreibung der hessischen Lande casselischen Antheiles 1: Niederfürstentum)

Gemeindeentwicklung:

Am 1.12.1970 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil der Gemeinde Espenau eingegliedert, deren Sitz der Gemeindeverwaltung Hohenkirchen wurde.

Besitz

Zehntverhältnisse:

1285 erklärt Burghard, Edler Herr genannt von Ziegenberg, dass er den Zehnten von 7 Hufen zu Hohenkirchen, welcher der Kirche zu Kaufungen gehöre, keineswegs an den Landgrafen von Hessen verkauft habe.

1434 und 1501 hat das Kloster Walshausen Anteil am Zehnten

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pfarrer (1338)
  • Chorturmkirche mit romanischem Portal und ursprünglich fast quadratischem Schiff

Pfarrzugehörigkeit:

Nach der Reformation Protestantische Pfarrei der Klasse Grebenstein, vor 1724 zur Klasse Ahna, 1884 wieder zu Grebenstein, 1929 zum Kirchenkreis Hofgeismar.

1611 ist Rothwesten vorübergehend eingepfarrt, 1761-1796 gehört Obervellmar als Vikariat dazu.

Von 1816 bis 1848 ist Hohenkirchen selbst Vikariat von Immenhausen, dann aber wieder Pfarrei, der von 1907 bis 1978 Mönchehof von 1907 bis 1978 eingepfarrt ist

Patronat:

im Mittelalter wahrscheinlich im Besitz des Klosters Wahlshausen (Wilhelmshausen)

1527 und 1585 wird der Landgraf als Patron genannt.

Diakonische Einrichtung:

1938 - 1971 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Hohenkirchen Pfarrarchiv Hohenkirchen), 1954 - 1959 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Pancratius Reshausen ca. 1527

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar.

Klasse Grebenstein

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Landwirtschaft und seit dem 16. Jahrhundert auch Bergbau

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Hohenkirchen, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2072> (Stand: 28.3.2022)