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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 46. Netra
Gerichtsstätten
Linde in Lüderbach
Lüderbach, Anger

Weitere Informationen

Lüderbach

Ortsteil · 320 m über NN
Gemeinde Ringgau, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

13,5 südsüdwestlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit einfachem, im Kern ovalem Grundriss und geringer Siedlungsdichte am gleichnamigen Bach unmittelbar an der heutigen Grenze zum Freistaat Thüringen. Kirche an exponierter Stelle im Norden, südwestlich davon am Ortsrand Herrenhaus. Durch den Ort führt die K 17 als Verbindungstraße zur nördlich in Richtung Eisenach verlaufenden B 7 und zur L 3247 im Süden Richtung Herleshausen.

Ersterwähnung:

1195

Siedlungsentwicklung:

Die von Capellan erbauten um 1560 am westlichen Ortsrand ein großzügiges Herrenhaus, zudem noch eine Mausoleumspyramide auf einem Hügel östlich außerhalb des Dorfes (nach dreijähriger Bauzeit 1779 vollendet).

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1930-1952

Älteste Gemarkungskarte:

1729

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3579413, 5660403
UTM: 32 U 579307 5658578
WGS84: 51.073233° N, 10.132023° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636010030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 762, davon 569 Acker (= 74.67 %), 67 Wiesen (= 8.79 %), 59 Holzungen (= 7.74 %)
  • 1961 (Hektar): 762, davon 58 Wald (= 7.61 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 53 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 36 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
  • 1885: 270, davon 270 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1895: 233(88?) Einwohner
  • 1961: 283, davon 252 evangelisch (= 89.05 %), 29 katholisch (= 10.25 %)
  • 1970: 260
  • 1987: 250
  • Laut P. Zietz zählte man 1896 in Lüderbach 57 Wohnhäuser mit 288 Einwohnern, 24 Pferde, 182 Rinder, 254 Schafe, 158 Schweine und 70 Ziegen

Diagramme:

Lüderbach: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1445: Amt Brandenfels
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra, Gericht der Treusch von Buttlar
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sontra
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Netra
  • 1814-1818: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
  • 1818-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Netra
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • 1822: Justizamt Netra
  • 1867: Amtsgericht Netra
  • 1879: Amtsgericht Netra
  • 1932: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft:

1329 gestattet der Abt von Hersfeld Ludwig von Boyneburg, seine Güter im Dorf und in der Gemarkung von Lüderbach, die er vom Kloster zu Lehen trägt, an Konrad genannt Sengelberg erblich zu verkaufen. 1344 geben die Brüder von Boyneburg ihre hersfeldischen Lehngüter an die Augustinermönche in Eschwege ab.

1445 liegt Lüderbach als hersfeldisches Lehen des Augustinerklosters Eschwege im Amt bzw. Gericht der der Treusche, frei von Bede und Dienst.

1416 verkauft Apel Appe, landgräflicher Amtmann zu Bilstein, dem Hans von Völkershausen u.a. sein hessisches Lehnsgut zu Lüderbach. Landgraf Ludwig von Hessen belehnt 1458 die Brüder Apel und Hans Appe u.a. mit einem Gut zu Lüderbach (HStAM Bestand Urk. 115 Nr. 128).

Seit 1550 sind die Treusch von Buttlar als hessisch-sächsische Lehnsträger faktisch Alleineigentümer der Burg Brandenfels. In dieser Eigenschaft üben sie die Gerichtsbarkeit über die zum Gericht Brandenfels gehörenden Dörfer Markershausen, Renda, Lüderbach, Willershausen, Archfeld, Frauenborn, Holzhausen, Nesselröden, Breitzbach, Unhausen sowie die Höfe Altefeld, Berlitzgrube, Heidelberg, Rittersberg, Hohenhaus, Lüstefeld und die spätere Wüstung Woffenbach (östl. von Wommen) aus.

Die Treusche verkaufen Lüderbach 1619 und 1627 an die Familien Scheffer und von Capella(n). Diese trugen es von Hessen zu Lehen (Ockershäuser Akten 21, Lehenrev. 1627-1827).

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Ringgau zusammengeschlossen, deren Ortsteil Lüderbach wurde.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1355 verpflichten sich die Augustiner zu Eschwege dem Kloster Hersfeld jährlich am Michaelistag [September 29] ein Pfund Wachs als Zins für die Befreiung ihrer Güter in Lüderbach zu zahlen. 1445 wird dem Kloster der hersfeldische Lehnsbesitz durch Kurt Treusch, Amtmann von Creuzburg, bestätigt. Im Zinsregister des Augustinerklosters von 1437 ist der Besitz aufgeführt. 1469 wird ein Vorwerk genannt.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pfarrer (1365)
  • Langgestreckter Saalbau mit dreiseitigem Schluss. Im Westen des Gebäudes romanisches Mauerwerk des niedergelegten Westturms. 1837/38 völlig erneuert einschließlich des Turmes

Pfarrzugehörigkeit:

1872 Patronatspfarrei mit dem zum Rittergut gehörenden Hof Lüstefeld

1994 ist die lutherische Vikariatsgemeinde Lüberbach nach Aufhebung ihrer Pfarrstelle in das Kirchspiel Netra eingegliedert

Patronat:

Das Patronat ist 1569 zwischen Sachsen-Eisenach und Hessen strittig: Sachsen erhält die Kollatur, Hessen aber das ius episcopale

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Lesser bis nach 1549

1648 wird die adlige Patronatsgemeinde Lüderbach als lutherisch anerkannt.

Kirchliche Mittelbehörden:

1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Renda (wenn auch nicht explizit genannt)

Die protestantische Pfarrei gehörte 1872 zur Klasse Eschwege.

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Hospitäler:

1437 Ersterwähnung, Lage des Hospitals an der Fernstraße "Lange Hessen", besteht noch 1661

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mühlen:

Vgl. Wiesenmühle

In der Dorfgemarkung Obermühle, Mittelmühle und Schlossmühle, zeitweise auch Pulvermühle, alle im Register der den Treusch von Buttlar zu Lüderbach fälligen Einkünfte erwähnt (1626-34) [HStAM Bestand S Nr. 590]. Die drei Mahlmühlen wurden über oberschlächtige Wasserräder mit dem Wasser des Lüderbaches betrieben.

Die Obermühle am Südwestrand des Ortes stellte ihren Betrieb schon vor 1932 ein. Die Mittelmühle wurde seit 1932 nicht mehr betrieben, das Gebäude Ende der 1990er Jahre abgebrochen. Die Schlossmühle an der südwestlichen Ecke des Rittergutes stellte um 1900 ihren Betrieb ein. Die Pulvermühle fand ihr Ende vermutlich noch im 17. Jahrhundert

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Lüderbach, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/6337> (Stand: 29.4.2024)