Historisches Ortslexikon
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- Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 7. Allendorf
Lumda
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Stadtteil · 271 m über NN
Gemeinde Grünberg, Landkreis Gießen - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
5 km nördlich von Grünberg
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Lage und Verkehrslage:
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriß in Talmündungslage. Hauptbestandteil der Siedlung (Ober-Lumda) in Niederterrassenlage am linken Lumdaufer. Ein weiterer Siedlungskomplex (Klein-Lumda) erstreckt sich am rechten Flußufer entlang der überörtl. Straße ('Neuer Weg') sowie hangaufwärts in ein Seitentälchen. Eine jüngere Wachstumsspitze zieht von der Ortsmitte in südwestlich Richtung zum ehem. Bahnhof.
Am Südwest-Rand der Gemarkung Auffahrt zur Bundesautobahn. Straßenverbindung nach Atzenborn.
Bahnhof der Eisenbahnlinie Grünberg – Lollar ("Lumdatalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.8.1896) bis zur Stilllegung der Strecke am 26.5.1963.
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Ersterwähnung:
1227
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Vorbemerkung Historische Namensformen:
Lumda hieß zeitweilig Ober-Lumda im Unterschied zu dem bachabwärts gelegenen Nieder- bzw. Klein-Lumda. Aufgrund der engen Verknüpfung und Nähe der Ortsteile sind sie hier gemeinsam behandelt.
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Historische Namensformen:
- Lunhane marche, in (780/802) [XII Jh. Codex Eberhardi 1 S. 267, fol. 154va = Urkundenbuch des Klosters Fulda 1, Nr. 423, jedoch unspezifische Nennung und daher als Ersterwähnung zweifelhaft]
- Lumbe (1227) [Kop. Klosterarchive 6: Kloster Haina, Bd. 2,2, S. 88, Nr. N I/41a]
- Lunam, juxta (1267) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, Nr. 240]
- Lumme (um 1300) [Anfang XV, Würdtwein, Dioecesis Moguntina 3 S. 285]
- nydirlumbe, obuirllume (14. Jahrhundert, Lomme. Nydderlomme 14. Jahrhundert) [UB Gießen Hs. 556/60, S. 5, 31]
- dy zwey Lume (1377) [Landgrafen-Regesten online Nr. 12011]
- Lumme, zcu (1502) [Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 1, Nr. 740]
- Nydirlumbe; Obirlumme; Nydder Lomme (um 1430 bis 1536) [ Klosterarchive 8: Die oberhessischen Klöster 3,2, S. 87, Text VII, S. 5]
- Lumb; Klein Lumb (1589) [Becker, Salbücher des Kreises Alsfeld, S. 324]
- Groß-Lumda; Klein-Lumda (1787)
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Bezeichnung der Siedlung:
- Dorf (1227)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Älteste Gemarkungskarte:
1922
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3496020, 5611003
UTM: 32 U 495947 5609198
WGS84: 50.634641° N, 8.942691° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
531006080
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Flächennutzungsstatistik:
- 1854 (Morgen): 3078, davon 1049 Acker, 499 Wiesen, 1414 Wald (hier zusammen mit Klein-Lumda)
- 1961 (Hektar): 757, davon 352 Wald
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Einwohnerstatistik:
- 1577: 22 Hausgesesse
- 1630: 12 zweispänn., 6 einspänn. Ackerl.,7 Einläufige
- 1669 (Groß-L-): 98; Klein-Lumda: 48 Seelen
- 1742 (Groß-Lumda): 2 Geistl./Beamte, 57 Untert., 12 Junge Mannschaften, kein Beisasse/Jude; Klein-Lumda: 13 Untert., 4 Junge Mannschaften, kein Beisasse/Jude
- 1804 (Groß-Lumda): 268; Klein-Lumda: 62
- 1834: 370 Einwohner
- 1885: 346 Einwohner
- 1925: 446 Einwohner
- 1939: 432 Einwohner
- 1950: 638 Einwohner
- 1961: 638 Einwohner
- 1830: 283 evangelische Einwohner (Großlumda), 90 evangelische Einwohner (Klein-Lumda)
- 1961: 515 evangelische, 120 römisch-katholische Einwohner
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 780/802: Londorfer Mark
- 1370: Landgrafschaft Hessen, Amt Grünberg, Gericht Nieder-Ohmen (Nieder-Lumda) [Würdtwein, Dioecesis Moguntina 3 Nr. 196, S. 293 ff.]
- 1391 und später: Landgrafschaft Hessen, Amt Grünberg, Landgericht Grünberg (Ober-Lumda)
- 1567-1604: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Grünberg
- 1604: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Grünberg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Grünberg, Landgericht Grünberg (Ober-Lumda)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Grünberg, Gericht Nieder-Ohmen (Nieder-Lumda)
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Grünberg
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Grünberg
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- 1979: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
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Altkreis:
Gießen
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Gericht:
- 1821: Landgericht, seit 1879: Amtsgericht Grünberg
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Herrschaft:
1377 versetzt der Landgraf beide Lumda an Gerlach von Rumershusen. 1489 bekundet Landgraf Wilhelm [III.], dass er u.a. den Fronhof zu Nieder-Ohmen und allen Gefällen vom Stift St. Stephan zu Mainz zu Lehen trägt.
Die beiden Ortsteile gehören bis zum Ende des Alten Reiches zu unterschiedlichen Gerichten: Während Ober-Lumda zum Landgericht Grünberg gehört, ist Klein-Lumda Nieder-Ohmen zugeordnet.
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Gemeindeentwicklung:
1830 erfolgt die Zusammenlegung der beiden Lumda im Bezirk Grünberg.
Am 31.12.1970 erfolgt im Zuge der Gebietsreform die Eingemeindung von Lumda nach Grünberg
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1227 kommt es zwischen dem Stiftes St. Stephan in Mainz und Grünberger Bürgern zu einem Streit über das Rodungsrecht für Bauzwecke im Wald in Lumda. Die Bürger können das Holz über den Wald verwenden, der abgeholzte Grund verbleibt jedoch dem Stift.
- Mitte 14. Jahrhundert hat das Mainzer St. Johannstift Einkünfte in Lumda (Böckmann, St. Johannes Baptista, Anhang, S. 70).
- 1495 erhebt das Kloster Wirberg das sog. Königsgeld zu Wirberg und den Dörfern Reinhardshain, Beltershain, Lumda und Göbelnrod (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 1 Nr. 1264). Das Kloster hatte nach dem Pachtbuch (um 1430 bis 1536) Besitzungen in Nieder- und Oberlumda.
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- 1847/1848 wird die evangelische Pfarrkirche anstelle einer Kapelle errichtet.
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Pfarrzugehörigkeit:
1577 gehört Kleinlumda zur Pfarrei Niederohmen im gleichnamigen Sendbezirk.
Bis zur Reformation ist Groß-Lumda bei Veitsberg-Saasen eingepfarrt und wird dann der neugebildeten Pfarrei Wirberg zugeschlagen. 1843 erfolgt die kirchenrechtliche Zusammenführung.
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Bekenntniswechsel:
Da Filial von Wirberg, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Wirberger Pfarrer Johannes Wagner ab 1527.
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 einklassige Volksschule, Schulhaus von 1893
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Reichardt, Siedlungsnamen, S. 242-243
- Kunstdenkmäler Gießen 1, S. 289-291
- Gerlich, St. Stephan zu Mainz, S. 83, 106f.
- Diehl, Hessen-darmstädtisches Pfarrer- und Schulmeisterbuch, S. 433
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 137
- Zitierweise ↑
- „Lumda, Landkreis Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10387> (Stand: 7.3.2022)