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Rekord der Frankfurter 4 x 100 m-Staffel, 10. Juni 1928

Mit einer neuartigen Technik beim Stabwechsel zwischen den Staffelläufern, die fortan als „Frankfurter Wechsel“ bekannt wird, läuft die 4 x 100-Meter-Staffel der Frankfurter Sportgemeinde Eintracht (Eintracht Frankfurt) beim Olympiatest in Halle/Saale in 41,0 sec. deutschen Rekord und stellt zugleich die seit 1924 von der US-Olympia-Staffel gehaltene Weltbestzeit ein. Die ausführende Staffelbesetzung wird durch die Athleten Ernst Geerling (1909–1971), Arthur Metzger (geb. 1902), Hans Salz (1905–1972) und Friedrich-Wilhelm Wichmann (1901–1974) gebildet.

Beim „Frankfurter Wechsel“, der eine Kombination aus Außen- und Innenwechsel, den beiden anderen in dieser Disziplin üblichen Wechseltechniken darstellt, wird der Stab vom gerade laufenden Staffelmitglied während seines Laufabschnittes nicht in die andere Hand gewechselt. Ablauftechnisch ist beim „Frankfurter Wechsel“ der erste und dritte Wechsel ein Innenwechsel, der zweite Wechsel ein Außenwechsel.1 Oder mit anderen Worten: Beim „Frankfurter Wechsel“ bleibt der Staffelstab bei Übernahme und Weitergabe in ein und derselben Hand des sich auf dem Streckenabschnitt befindlichen Läufers. Bis 1925 hatte jedes Staffelmitglied den Staffelstab mit der einen Hand angenommen und mit der anderen Hand weitergereicht. Der Vorteil der neuen Technik: ein Handwechsel wird vermieden und die Kurvenläufer haben kürzere Laufwege.
Erdacht worden ist die neue, rationelle Wechseltechnik bereits in den Jahren 1925/26 von Otto Boer (1887–1934), dem Konditionstrainer und Sportwart der Leichtathletikabteilung der Eintracht.2

Die in Halle erfolgreiche Weltrekord-Formation der Eintracht-Leichtathletik-Abteilung wird in leicht veränderter Besetzung 1928 auch Deutscher Meister in der 4-mal-100-Meter-Staffel (wiederum mit Ernst Geerling, Arthur Metzger und Hans Salz, aber Eugen Eldracher (1907–vermutl. 1942) an Stelle von Friedrich-Wilhelm Wichmann).
(OV/KU)


  1. Innenwechsel: der übergebende Läufer trägt den Staffelstab in der rechten Hand („stabtragende Hand“), läuft von links an den übernehmenden Läufer heran und übergibt den Staffelstab in dessen linke (übernehmende) Hand; Außenwechsel: der übergebende Läufer trägt den Staffelstab in der linken Hand, läuft von rechts an den übernehmenden Läufer heran und übergibt den Staffelstab in dessen rechte – äußere – (übernehmende) Hand. Beide Wechselformen haben den Nachteil, dass vom übernehmenden Abläufer ein Handwechsel durchgeführt werden muss. Dieser entfällt bei der Übergabetechnik des „Frankfurter Wechsels“.
  2. Neben seinen sportlichen Erfolgen als Trainer machte Otto Boer allerdings durch eine ausgesprochen judenfeindliche Einstellung auf sich aufmerksam. Ein Zeitungsartikel, in welchem der gelernte Kaufmann und Leichtathletik-Fachjournalist sich gegen jüdische „Schädlinge im Sport“ wendet, trägt ihm 1928 eine Strafanzeige des amtierenden Präsidenten des FSV Frankfurt, Alfred J. Meyers, ein. Bereits 1921 hatten führende Vereinsfunktionäre Boers gedrängt, die Eintracht wegen „antijüdischer Propaganda“ zu verlassen. Vgl. HeBIS Wolfgang Benz (Hrsg.), Handbuch des Antisemitismus: Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Bd. 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen, Berlin [u. a.] 2012, Artikel „Sportvereine bis 1933“, S. 577-582, hier S. 579.
Belege
Weiterführende Informationen
Hebis-Klassifikation
736010 ,Sport
Hebis-Schlagwort
Frankfurt ; Frankfurt, Frankfurter Sportgemeinde Eintracht ; Sportverein ;
Empfohlene Zitierweise
„Rekord der Frankfurter 4 x 100 m-Staffel, 10. Juni 1928“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/650> (Stand: 10.6.2023)
Ereignisse im Mai 1928 | Juni 1928 | Juli 1928
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