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Hessische Biografie

Portrait

Johann Christian Motz
(1604–1683)

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Motz, Johann Christian [ID = 7012]

* 11.3.1604 Witzenhausen, † 3.2.1683 Kassel, Begräbnisort: Kassel auf dem Friedhof bei der Stiftskirche St. Martin, am 15.2.1683, evangelisch-reformiert
Obrist, Kommandant, Kriegsrat
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • 1614 [laut Leichenpredigt. Eckhardt, Das gelehrte Witzenhausen, S. 73, datiert die Immatrikulation erst auf 1616] -1620 Besuch des Pädagogiums in Marburg
  • 1620-1631 als Soldat in venezianischen Diensten (unter anderem im Kampf um das Veltlin und im 3. Mantuanischen Erbfolgekrieg engagiert); Aufstieg vom einfachen Musketier über den Rang eines Fähnrichs (1624-1627) zum Kapitän-Leutnant
  • 1631 Rückkehr nach Hessen-Kassel; 15. Dezember Ernennung zum Kapitän (Hauptmann) einer Kompanie des hessischen Weißen Regiments
  • 1633 Beförderung zum Obristwachtmeister (Major)
  • 1634 Obristleutnant
  • seit 1646 [oder 1647] Oberbefehl über das Schwarze Regiment (= Beförderung zum Obristen)
  • 1646/47-1651 zunächst das Oberkommando in Ostfriesland; dann Kommandant in Neuss
  • 7.1651 Abdankung; Rückkehr nach Kassel
  • 1662-1666 Ernennung zum Oberamtmann an der Diemel und mit der Inspektion der „Ausnahms Compagnien“ beauftragt; danach mit der Musterung und Reformierung der hessischen Kompanien betraut; seitdem Kriegsrat
  • 1666 Ernennung zum Kommandanten der Residenz und Festung Kassel durch Landgräfin Hedwig Sophie
  • Wappen: Hefner, Otto Titan von (Bearb.), Die Wappen des hessischen und thüringischen Adels. J. Siebmacher’s großes Wappenbuch Band 20, Reprografischer Nachdruck von Siebmachers Wappenbuch, Neustadt an der Aisch 1977, [Hessischer Adel] S. 20 und Tafel 21
Familie

Vater:

Motz, Johann, 1566–1611, Bürgermeister zu Witzenhausen (seit 1598), errichtete dort mehrere wohltätige Stiftungen

Mutter:

Gudenus, Elisabeth, Tochter des Christian Gudenus, hessen-kasselischer Gerichtssekretär in Kassel

Partner:

  • Weigand, Margaretha, 1616–1652, Tochter des Doktors beider Rechte Bartholomäus Weigand, Kassel
  • Homberg zu Vach, Elisabeth, 1631–1674, Tochter des Philipp Homberg zu Vach, Hessen-Kasselischer Ober-Salzgraf

Verwandte:

  • Motz, Heinrich <Vorfahr>, 1357 als Burgmann zu Hanau belehnt
  • Motz, Hans <Vorfahr>, 1518–1593, von 1559 bis 1561 Ratsherr in Witzenhausen, 1564 und 1567 von Landgraf Philipp dem Großmütigen mit mehreren in und um Witzenhausen gelegenen Gütern belehnt worden, letzter Lehnsinhaber der dortigen landgräflichen Burg, 1565–1566 Kämmerer, dann Bürgermeister (1567-1570), seit 1570 Hessen-Kasselischer Amtsschultheiß [nach Petersdorff, Biographie, Bd. 1, S. 4 bereits seit 1564 Amtsschultheiß]
  • Motz, Justus <Bruder>, † 1637, verheiratet (12.5.1579) mit Sidonie Spangenberg, Tochter des Doktors beider Rechte Wilhelm Spangenberg, Braunschweig-Lüneburgischer Rat und Sekretär [nach Eckhardt, Das gelehrte Witzenhausen, S. 73 seit 1635 Bürgermeister in Allendorf-Werra und verheiratet mit Julia Krug, Tochter des Johann Krug zu Allendorf, Salzgraf]
  • Motz, Eckard <Bruder>, 1600–1623, Kornett (Fähnrich)
  • Motz, Justin Eckhard <Sohn>, 1643–1723, Sohn aus 1. Ehe, Regierungsrat (1689) und seit 1720 Vizekanzler in Kassel, verheiratet (25.2.1679) mit Marie Elisabeth Badenhausen, 1650–1684, Tochter des Regner Badenhausen, Kanzler in Kassel, in 2. Ehe verheiratet (1686) mit Catharine Lucie Duysing, 1663–1697, Tochter des Professor Duysing in Marburg
  • Vultejus, Catharine Elisabeth, geb. Motz <Enkelin>, * 1679, verheiratet (10.2.1701) mit Justus Hermann Vultejus, Regierungsrat und Kanzler
  • Duysing, Catharine Christine, geb. Motz <Enkelin>, verheiratet mit Gerhard Duysing, Oberamtmann in der Grafschaft Wittgenstein
  • Grusemann, Margrethe, geb. Motz <Enkelin>, verheiratet (18.9.1710) mit Wilhelm Grusemann, Oberschultheiß in Marburg
  • Koppen zu Koppenbrügge, Anne Elisabeth, geb. Motz <Enkelin>, verheiratet (18.2.1717) mit Johann Philipp Koppen zu Koppenbrügge, Kammerrat und Amtmann
  • Motz, Christian Henrich <Enkel>, 1687–1751, seit 1731 Regierungsrat, dann von 1742 an Oberappellationsgerichtsrat und ab 1745 Geheimer Rat und Regierungs-Vizekanzler in Kassel, verheiratet (1.5.1727) mit Marie Amalie Goeddäus, † 1784, Tochter des Kanzlers Nikolaus Wilhelm Goeddäus
  • Motz, Wilhelm Justin <Urenkel>, * † 1728
  • Motz, Johann Henrich von <Urenkel>, 1729–1803, [gemäß Hefner, Wappen, S. 20 erst 1811 als Regierungspräsident in Rinteln verstorben] seit 1787 Geheimer Regierungsrat in Kassel, zog 1790 als Direktor der Regierung nach Rinteln, seit 1793 Geheimer Rat und ab 1803 Regierungspräsident in Rinteln, verheiratet (8.12.1765) mit Juliane Sophie Ries, Tochter des Johann Philipp Ries, geheimer Regierungsrat in Kassel
  • Motz, Christian Reinhard <Urenkel>, 1730–1734
  • Motz, Friedrich Ludwig von <Urenkel>, 1732–1817, ab 1783 Geheimer Regierungsrat, 1793 Geheimer Rat, seit 1799 Präsident der Rentkammer in Hanau, 1800 wurde er zum Ritter des kurhessischen Ordens vom goldenen Löwen ernannt, verheiratet (29.5.1771) mit Emilie Elisabeth Wilhelmine Bernard-Strantz, 1738–1793, Tochter des Straßburger Bankiers Johann Christoph Bernhard
  • Motz, Gerhard Heinrich von <Ururenkel>, 1776–1868, ab 1789 Assessor der hanauischen Regierung und Mitglied des Hofgerichts, dann dessen Direktor (1814-1831), 1831 zum kurhessischen Finanzminister ernannt
  • Motz, Justin Henrich von <Urenkel>, 1733–1813, 1775 Justizrat, 1777 Regierungsrat, daneben ab 1778 Direktor des Waisen- und Findelhauses sowie der Leihbank, 1781 wurde er Oberappellationsgerichtsrat, 1799 Geheimer Rat, seit 1803 Oberappellationsgerichtsvizepräsident, dann dessen Präsident, verheiratet (18.12.1767) mit Johanette Louise Riese, Tochter des Johann Georg Riese, Steuerrat in Kassel
  • Motz, Friedrich Christian Adolf von <Ururenkel>, 1775–1830, seit 1795 Königlich Preußischer Regierungs-Referendar in Halberstadt, danach Assistenzrat und ab 1801 Landrat in Halberstadt, 1803-1807 Landrat im Eichsfeld, seit 1816 Präsident des Regierungsbezirks Erfurt, 1825 vom preußischen König zum Geheimen Staats- und Finanzminister ernannt, Wegbereiter des Deutschen Zollvereins, verheiratet (1800) mit Albertine Ernestine Louise von Hagen, Tochter des Landrats von Hagen
  • Hombergk zu Vach, Amalie Elisabeth, geb. Motz <Urenkelin>, 1735–1802, verheiratet (1751) mit Wilhelm Friedrich Hombergk zu Vach, Geheimer Rat und Kanzler
  • Ries, Catharine Elisabeth, geb. Motz <Urenkelin>, 1737–1766, verheiratet (4.2.1759) mit Johann Balthasar Ries, Geheimer Rat
  • Motz, Marie Margrethe von <Urenkelin>, 1739–1802
  • Motz, Carl Reinhard von <Urenkel>, 1741–1825, seit 1785 Major im Hessen-Kasselischen Leibregiment Infanterie, 1795 Oberstleutnant, 1798 Oberst, General-Adjutant und Mitglied des Kriegs-Kollegiums in Kassel, ab 1803 Generalmajor, seit 1793 Ritter des hessischen Ordens Pour la Vertu militaire, 1792 bereits den Königlich Preußischen Orden Pour le Mérite erhalten
  • Ries, Louise Lucie Margrethe, geb. Motz <Urenkelin>, * 1743, verheiratet (26.4.1767) mit ihrem Schwager Johann Balthasar Ries, Geheimer Rat
  • Motz, Johann Dieterich <Enkel>, 1694–1746, seit 1713 Hofarchivar und ab 1731 Geheimer Landsekretär in Kassel, verheiratet (26.10.1724) mit Catharine Elisabeth Wasserhun, † 1725, Tochter des Christoph Wasserhun, Kanzleisekretär, in 2. Ehe verheiratet (5.9.1730) mit Viktorie Amalie Elisabeth Möller, † 1748, Tochter des Christian Albrecht Möller, Geheimer Kriegsrat in Kassel
  • Motz, Justin Ludwig <Urenkel>, 1725–1791, Reservatkommissar, verheiratet (14.1.1753) mit Marie Elisabeth Knobel, Tochter des Philipp Henrich Knobel, Kammerrat in Kassel
  • Motz, Christine Catharine <Urenkelin>, 1731–1735
  • Motz, Christian Albrecht <Urenkel>, 1732–1734
  • Motz, Henrich Reinhard <Urenkel>, * 1733
  • Motz, Ludwig Georg <Urenkel>, * 1734, seit 1787 Regierungsrat in Kassel und ab 1792 Oberappellationsgerichtsrat
  • Motz, Catharine Marie <Urenkelin>, 1736–1738
  • Motz, Friedrich Albrecht Christoph <Urenkel>, 1738–1740
  • Motz, Justin Henrich <Urenkel>, * 1739
  • Motz, Wilhelm Christian Aemilius <Urenkel>, * † 1741
  • Motz, Johann Herrmann <Urenkel>, * 1742, Leutnant im Hessen-Kasselischen Regiment Prinz Anhalt, später Hauptmann in Königlich Dänischen Diensten, dann Major und Oberbaudirektor des Herzogtums Schleswig zu Möhlhorst bei Schleswig
  • Motz, Marie Magdalene <Urenkelin>, 1745–1746
  • Motz, Johann David <Sohn>, † 1702, Sohn aus 1. Ehe, Geheimer und Kriegssekretär in Kassel (1684) und ab 1697 Regierungsrat in Marburg, verheiratet (14.5.1691) mit Marie Philippine Prick, † 1699, Tochter des Nikolaus Prick, Professor in Marburg
  • Motz, Christian Nikolaus <Enkel>, * 1696
  • Duysing, Catharine Elisabeth, geb. Motz <Tochter>, Tochter aus 1. Ehe, verheiratet mit Nikolaus Wetzel, Oberschultheiß zu Kassel, nach dessen Tod verheiratet mit Professor Henrich Duysing
  • Motz, Johann Philipp <Sohn>, Sohn aus 2. Ehe, Doktor der Medizin
  • Motz, Christoph Ludwig <Sohn>, Sohn aus 2. Ehe, 1665–1742, vier Jahre lang Kommandeur des Regiment Prinz Philipp zu Fuß (1709–1713), seit 1713 Kommandant der Reichsstadt Bremen, verheiratet (18.6.1715) mit Lucie Margarethe Köhne, Tochter des Werner Köhne und der Anne von Aschen
  • Motz, Werner Christian <Enkel>, * 1724, Advokat in Bremen, verheiratet (2.3.1751) mit Marie Hüneke, † 1757, Tochter des Sekretärs Henrich Hüneke, Witwe des Dr. med. Johann Friedrich de Hase
  • Motz, Henrich Friedrich <Enkel>, * 1752
  • Goeddäus, Margarethe, geb. Motz <Tochter>, Tochter aus 2. Ehe, verheiratet mit Nikolaus Wilhelm Goeddäus, Geheimrat und Kanzler
Nachweise

Quellen:

  • Sontag, Justus Valentin, Der alte/ redliche/ wolverdiente Barsillai […] (Leichenpredigt auf Johann Christian Motz), Kassel 1683. [Hessisches Staatsarchiv Marburg, Signatur: XV B 1471];
  • Theatrum Europaeum, Bd. 5 (1647), 2. Aufl., Frankfurt 1651;
  • Meiern, Johann Gottfried von, Acta Pacis Westphalicae Publica. Oder Westphälische Friedens=Handlungen und Geschichte. […], 2. Teil, Hannover 1734

Literatur:

  • Hugo Brunner, Geschichte der Residenzstadt Cassel 913–1913, Kassel 1913
  • Deutsches Geschlechterbuch Bd. 185 (47. Allgemeiner Bd.), Limburg an der Lahn 1981, S. 264 und 270;
  • Droysen, Gustav, Beiträge zur Geschichte des Militärwesens in Deutschland während der Epoche des 30jährigen Krieges, in: Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte N.F. 4 (1875), S. 385-420, 449-470 und 570-645;
  • Eckhardt, Wilhelm, Das gelehrte Witzenhausen. Die Studierenden der Werrastadt Witzenhausen bis zum Jahr 1800, hrsg. v. Karl August Eckhardt, 2., ergänzte Ausgabe, Marburg/Lahn und Witzenhausen 1959, S. 72 f.
  • Geyso, Franz von, Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde N.F. 43 (1921), S. 1-115, Bd. 44 (1924), S. 1-160 und Bd. 45 (1926), S. 1-175
  • Hefner, Otto Titan von (Bearb.), Die Wappen des hessischen und thüringischen Adels. J. Siebmacher’s großes Wappenbuch Band 20, Reprografischer Nachdruck von Siebmachers Wappenbuch, Neustadt an der Aisch 1977;
  • Kneschke, Ernst Heinrich (Hrsg.), Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Bd. 6, Leipzig 1865, ND 1930, S. 369 f.
  • Lasch, Manfred, Untersuchungen über Bevölkerung und Wirtschaft der Landgrafschaft Hessen-Kassel und der Stadt Kassel vom 30jährigen Krieg bis zum Tode Landgraf Karls 1730. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Merkantilismus (Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde 9), Kassel 1969
  • Loewe, Victor, Die Organisation und Verwaltung der Wallensteinschen Heere, Freiburg i. B. und Leipzig 1895
  • Neues Preußisches Adels-Lexicon oder genealogische und diplomatische Nachrichten, Bd. 4, Leipzig 1837, S. 416 f.
  • Petersdorff, Herman von, Friedrich von Motz. Eine Biographie, 2 Bde., Berlin 1913;
  • Petri, Gerhard, Das Militärwesen von Hessen-Kassel in der Zeit Landgraf Wilhelms V. und der Landgräfin Amalie Elisabeth 1627–1649, Diss. Bonn 1996;
  • Rommel, Christoph von, Geschichte von Hessen, Bd. 8, Kassel 1843
  • Rommel, Christoph von, Geschichte von Hessen, Bd. 9, Kassel 1853
  • Schmidt, Ernst, Die Belagerung von Hameln und die Schlacht bei Hessisch-Oldendorf im Jahre 1633 (Hallesche Abhandlungen zur neueren Geschichte 11), Halle 1880
  • Siegel, Gustav, Die Hessen-Kasselschen Truppen im Dreißigjährigen Kriege, in: Volk und Scholle. Heimatblätter für beide Hessen, Nassau und Frankfurt a. M. 4 (1926), S. 238-241, 275-277 und 342-345
  • Strieder, Friedrich Wilhelm, Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten und Schriftsteller Geschichte, Bd. 15, Kassel 1806, S. 131-144
  • Weinrich, L., Die Aufhebung der Blockade der Stadt Hanau im Jahr 1636, und der Anfall der Graffschaft Hanau an das Haus Hessen-Kassel im Jahr 1736, Hanau 1836;
  • Wille, R., Hanau im dreissigjährigen Kriege, Hanau 1886
Leben

Johann Christian Motz wurde am 11. März 1604 in Witzenhausen in Nordhessen geboren1. Bereits am 10. April 1611 verstarb sein Vater, Johann Motz, der Bürgermeister des Ortes gewesen war2. Er hinterließ seine Frau Elisabeth mit vier Söhnen und einer Tochter. Trotz dieses frühen Verlustes scheint die Familie – finanziell gesehen – nicht schlecht gestellt gewesen zu sein. Zumindest war es möglich, Johann Christian im Alter von 10 Jahren zusammen mit seinem älteren Bruder Eckhard nach Marburg zu schicken, um ihnen auf dem dortigen Pädagogium eine gute Bildung zu ermöglichen3. Johann Christian kam mit gutem Erfolg voran, bis sein Leben im Frühjahr 1620 eine entscheidende Wendung nahm. Während der Ferien, die er zu Hause in Witzenhausen verbrachte, lernte er Capitaine (Hauptmann) Nicolaus Wasserhun, den Bruder seines Schwagers, kennen und fasste den Entschluss, wie dieser eine Militärkarriere zu beginnen4.

Mit dem zögerlich gewährten Segen seiner Mutter sowie seiner Großmutter zog Johann Christian Motz Ende September 1620 über Frankfurt und Basel, dann zusammen mit Nicolaus Wasserhun gen Italien. Dort traten sie in venezianische Dienste und fanden sich deshalb im Kampf um das Veltlin alsbald auch an der Seite der Franzosen wieder. In diversen Feldschlachten und Belagerungen kämpften sie zunächst gegen die spanischen Truppen, die von berühmten Männern wie Octavio Piccolomini und Gottfried Heinrich zu Pappenheim geführt wurden, und später auch gegen die Kaiserlichen. So wurden die Verbände, denen Motz angehörte, beispielsweise 1629 ins Lager vor Valeggio beordert, um der Stadt Mantua zur Hilfe zu eilen, welche von der kaiserlichen Armee belagert wurde. In Italien lernte Johann Christian Motz das Kriegshandwerk von Grund auf kennen und bewährte sich in seinen ersten entscheidenden kriegerischen Auseinandersetzungen. Seine Karriere begann er als einfacher Musketier unter Hauptmann Wasserhun, dessen Kompanie dem Schweizer Regiment zu Fuß unter dem Kommando Oberst Melanders unterstellt war. Doch bald verdiente er sich den Rang eines Fähnrichs und wurde schließlich zum Capitaine Leutnant ernannt5. Er blieb bis 1631 in venezianischen Diensten, entschied sich dann jedoch, Italien zu verlassen.

Nachdem er im Oktober 1631 in Bergamo seinen Abschied genommen hatte, reiste Johann Christian gemeinsam mit Oberst Melander – der gleichsam seinen Dienst für die Republik Venedig quittiert hatte – über das Herzogtum Mailand, die Schweiz und Frankreich bis nach Den Haag. Von dort kehrte er am 3. Dezember desselben Jahres ins Reich zurück und stieß bei Hanau auf die dort lagernde Armee Gustav II. Adolfs von Schweden sowie die Truppen des hessischen Landgrafen Wilhelm V. Sowohl Oberst Hohendorf (Schweden), als auch der damalige Oberstleutnant Johann von Geyso (Hessen) warben um Johann Christian Motz und boten ihm den Befehl über eine der bereits angeworbenen Kompanien an. Motz entschied sich schließlich für das hessische Kommando und wurde daraufhin am 15. Dezember 1631 im Ringgau durch Oberstleutnant Geyso zum Capitaine (Hauptmann) einer Kompanie des Weißen Regiments ernannt6. Nur wenige Tage danach wurde er mit 600 Musketieren nach Königstein im Taunus beordert, wo kaiserliche und kurmainzische Truppen lagerten. Die 14-tägige Umschließung der Festung endete mit der Einnahme durch die hessischen Truppen und der Ernennung Motz‘ zum Kommandanten des Schlosses7. Doch bereits im Februar 1632 zog die hessische Garnison wieder ab und übergab das Kommando an die verbündeten Schweden. Wieder mit der landgräflichen Hauptarmee vereint, nahm die Kompanie Motz‘ in diesem wie im folgenden Jahr an diversen Feldzügen und Belagerungen teil, die sie in die Stiftsgebiete von Paderborn und Münster führten8. 1633 wurde Johann Christian Motz zum Obristwachtmeister (Major) befördert.

An der im Sommer folgenden Belagerung und Einnahme der Stadt Hameln durch Verbände der schwedischen Armee sowie braunschweig-lüneburgischen Truppen war, neben anderen hessischen Kontingenten unter dem Oberbefehl Melanders, erneut das Weiße Regiment Geysos – und damit auch die Motz’sche Kompanie – beteiligt. Zwölf Tage nachdem die kaiserlich-ligistischen Truppen unter Graf von Merode in der Schlacht von Hessisch Oldendorf (28. Juni 1633) vernichtend geschlagen worden waren, erfolgte die Kapitulation Hamelns9. Im darauf folgenden Jahr wurde Johann Christian Motz zum Kommandanten Werls im Stift Köln ernannt10. Außerdem stieg er innerhalb der Regimentshierarchie weiter auf, indem er Kaspar Krug als Obristleutnant nachfolgte und damit zum direkten Stellvertreter des Regimentskommandeurs wurde11. Zum Kommandanten der dortigen Festung ernannt, weilte Motz bis zum 12. April 1635 in Lippstadt, marschierte dann aber mit drei Kompanien nach Korbach, um dort Quartier zu nehmen.

In Sommer 1635 kam es auch in Motz’ Privatleben zu Veränderungen: Am 28. Juli 1635 verlobte er sich mit Margaretha Weigand, der Tochter eines Advokaten aus Kassel. Die Eheschliessung erfolgte ein halbes Jahr später am 10. Januar 1636. Da zu dieser Zeit in Kassel aber die Pest grassierte, mussten die Feierlichkeiten in Witzenhausen abgehalten werden12. Zu diesem Zeitpunkt muss Johann Christian Motz bereits ein relativ hohes Ansehen beim landgräflichen Hause genossen haben, da sich unter den Gästen der Hochzeitsgesellschaft auch fürstliche Familienmitglieder befanden13.

Die Dynamiken des Dreißigjährigen Krieges verhinderten es jedoch, dass Johann Christian Motz das heimische Eheleben mit seiner Frau lange genießen konnte. Noch im selben Jahr (1636) vereinigten sich die hessischen Truppen mit den schwedischen unter Feldmarschall Alexander Leslie um Hanau zu entsetzen14. In den zwei Tage andauernden Kämpfen (13. und 14. Juni) trat Motz besonders hervor, indem er den Sturm auf die mit 600 Mann besetzte Hauptschanze des Gegners anführte. Zwar wurde er in den Gefechten an der rechten Hand verwundet, doch letztlich gelang es, den Gegner zu überwinden und viele feindliche Soldaten sowie einige Offiziere gefangen zu nehmen15. Nach dem erfolgreichen Entsatz wurde auf Wunsch des hanauischen Kommandanten General von Ramsay neben drei weiteren Kompanien des Weißen Regiments auch die verdienstvolle Kompanie Motz’ zur Verstärkung der Garnison in der gewonnen Stadt stationiert16. Johann Christian selbst erhielt jedoch bald Urlaub, da sich die Wunde an seiner Hand entzündet hatte. Er wurde nach Kassel geschickt, um zu genesen und von Landgraf Wilhelm V. wohl sogar kurzzeitig zum Kommandanten der Residenz und Festung Kassel ernannt17. Bereits in den kommenden Jahren nahm Motz aber wieder aktiv am Krieg teil, zog unter den hessischen Generälen Melander, Graf von Eberstein und von Geyso sowie dem französischen Marschall Jean Baptiste Budes de Guébriant zu Felde oder operierte von Kassel aus und machte sich mehrfach um die hessischen Interessen verdient18.

Im Jahre 1646 [oder 1647], nachdem Johann Christian Motz zwölf [bzw. dreizehn] Jahre lang als Obristleutnant im Weißen Regiment gedient hatte, erhielt er schließlich sein eigenes Regiment. Landgräfin Amalie Elisabeth, die die Regierung für ihre unmündigen Söhne ausübte (Landgraf Wilhelm V. war 1637 verstorben), betraute ihn mit dem Oberbefehl über das zwölf Kompanien starke Schwarze Regiment.19 Mit diesem wurde er nach Ostfriesland entsandt, wo er das Oberkommando über Kriegsangelegenheiten ausüben sollte. Überlegungen, das fruchtbare und strategisch günstig gelegene Ostfriesland schärfer in den Blick zu nehmen und als Quartier für die eigenen Truppen zu nutzen, waren bereits unter Wilhelm V. angestellt worden. Nun sollte Johann Christian Motz die erlangten hessischen Kontributions-Gebiete vor den kaiserlichen Truppen schützen. Zwar musste er die Festung Jemgum Ende 1647 dem mit Übermacht anrückenden kaiserlichen General Graf Wilhelm von Lamboy überlassen, insgesamt enttäuschte Motz das in ihn gesetzte Vertrauen jedoch nicht. Teils eigenständig, teils unter dem Kommando Generalmajor Rabenhaupts gelang es, die meisten der hessischen Quartiere gegenüber den kaiserlichen Truppen zu behaupten und diese wieder zum Abzug zu bewegen20.

Wohl um 1650/51 wurde Johann Christian mit mehreren Kompanien aus Ostfriesland abgezogen und nach Neuss beordert, wo er die Kommandantur der Garnison übernahm. In dieser Stelle verblieb er bis Juli 1651, bis der Ort geräumt wurde. Wie einem Großteil der Truppen und anderen hohe Offizieren wurden auch Johann Christian Motz – jetzt wo der Krieg beendet war – seine Pflichten erlassen, und er kehrte – diesmal für einen längeren Zeitraum – nach Kassel zu seiner Familie zurück. Das heimische Glück währte jedoch nur kurz. Bereits im folgenden Jahr, am 6. Dezember 1652, starb seine Ehefrau an Fieber.21 Sie hatte ihm in den 17 Ehejahren sechs Söhne und zwei Töchter geboren, von denen aber nur zwei Söhne und eine Tochter die Mutter überlebten. Johann Christian blieb mit drei kleinen Kindern zurück und entschloss sich erst nach fünf Jahren als Witwer erneut zu heiraten. Die kirchliche Trauung mit Elisabeth Homberg zu Vach fand am 9. Februar 1658 statt, abermals in Witzenhausen, wohin Johann Christian seinen Hausstand kurz zuvor verlegt hatte.

1662 offerierte Landgraf Wilhelm VI. Motz die Stelle des Oberamtmanns an der Diemel sowie die Aufgabe der Inspektion der im ganzen Land verteilten „Ausnahms Compagnien“22. Er nahm beide Angebote an und wurde ferner Kriegsrat. Wenig später wurde Johann Christian zudem mit der Musterung und Reformierung der hessischen Kompanien beauftragt. Diese Ämter übte er bis 1666 aus.

Nach dem Tode Landgraf Wilhelms VI. (1663) hatte dessen Gemahlin Hedwig Sophie die Regentschaft in Hessen-Kassel übernommen. Sie setzte Johann Christian Motz im Jahre 1666 erneut als Kommandanten der Residenz und Festung Kassel ein.23 Lebensmittelpunkt wurde somit wieder die Hauptstadt der Landgrafschaft, was Johann Christian Motz zu einem erneuten Umzug von Witzenhausen dorthin bewog. Die bedeutende Kommandantenstelle sollte er bis zu seinem Tode bekleiden. Dennoch erhielt er nach wie vor Aufträge innerhalb und außerhalb der Landesgrenzen.

Im Jahre 1674 musste Johann Christian Motz erneut einen familiären Schicksalsschlag hinnehmen, als auch seine zweite Frau starb. Mit ihr hatte er zwei Söhne und zwei Töchter, von denen jedoch ein Mädchen bereits verstorben war. Etwa drei bis vier Jahre später (1677/78) bekam Johann Christian selbst zunehmend gesundheitliche Probleme. Er zog sich ein schweres Hüftleiden in der linken Seite zu, das ihn 14 Wochen ans Bett fesselte. Zwar stellte sich zunächst eine Besserung ein, die es ihm sogar erlaubte seine Amtsgeschäfte – wenn auch nur notdürftig – weiterzuführen, doch als er infolge eines plötzlichen Schwindelanfalls im August 1682 ausgerechnet auf die linke Seite stürzte, kamen die Schmerzen wieder. Zu dem entstandenen Ödem, was die Beweglichkeit seines linken Beines zeitweise enorm einschränkte, gesellten sich weitere körperliche Beschwerden (Abgeschlagenheit, Fieber, Verstopfungen), sodass sich sein Gesundheitszustand fortwährend verschlechterte. Letztlich blieben die Bemühungen seiner Kinder sowie der Ärzte ohne Erfolg und Johann Christian Motz verstarb am 3. Februar 1683 im Kreise seiner Familie.

Insbesondere angesichts seines bewegten, von Krieg und Militär geprägten Lebens in den Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs erreichte Johann Christian Motz mit fast 79 Jahren ein bemerkenswert hohes Alter. Seine Loyalität gehörte dabei offenbar ganz dem hessen-kasselischen Fürstenhaus. Verschiedene Angebote ausländischer Fürsten und Heerführer lehnte er allesamt ab:

„In seinem Ampt und Beruff ist er treu/ uffrichtig und redlich gewesen/ massen Er dann Ihro Hochfürstl. Durchl. und dero Herrn Vatter und Großvatter Hochsel. Andenckens in die 50. Jahr beständig mit Hindansetzung aller Ausländischen vocation (die Ihm von Ihro Königlichen Majestät in Schweden Anno 1658. wiederumb den Schweitzern/ verschiedenen Reichs=Städten und zuletzt noch von den Holländern/ mit offerirung der General Majors Stelle angetragen worden) in treuer Sorgfalt/ wie einem Diener gebühren soll/ jederzeit solche Dienste geleistet […].“24

Seitens der landgräflichen Familie wurde Johann Christain Motz ebenso hoch geschätzt. Bezeugt wird dies einerseits durch seinen Aufstieg in hessisch-kasselischen Diensten bis hin zum Kriegsrat. Andererseits ließ es sich der Landgraf nicht nehmen, am 15. Februar 1683 eine große Leichprozession zu Ehren Motz’ auszurichten. Bei der Verlesung der Predigt in der Stiftskirche St. Martin zu Kassel waren Landgraf Karl und seine Gemahlin – neben „anderen HochFürstl. Personen“ – sogar persönlich anwesend.25

Die Familie Motz sollte sich in der Folge zu einer der bedeutenderen Beamtenfamilien in Hessen entwickeln. Johann Christian Motz kann wohl durchaus als „das erste berühmte Mitglied des Geschlechtes der Motze“ gelten.26

Boris Polifka


  1. Insofern nicht anders angegeben, dient die Leichenpredigt auf Johann Christian Motz als Hauptquelle für die vorliegende biografische Skizze. Vgl. Sontag, Justus Valentin, Der alte/ redliche/ wolverdiente Barsillai […] (Leichenpredigt auf Johann Christian Motz), Kassel 1683. Die Personalia befinden sich auf S. 53-67.
  2. Abweichend davon gibt Strieder den 3. April 1611 als Todestag des Vaters an. Strieder, Friedrich Wilhelm, Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten und Schriftsteller Geschichte, Bd. 15, Kassel 1806, S. 132.
  3. Vgl. Eckhardt, Wilhelm, Das gelehrte Witzenhausen. Die Studierenden der Werrastadt Witzenhausen bis zum Jahr 1800, hrsg. v. Karl August Eckhardt, 2., ergänzte Ausgabe, Marburg/Lahn und Witzenhausen 1959, S. 72 f. Er datiert Johann Christian Motz‘ Immatrikulation allerdings auf 1616 statt 1614. Sein Vater und sein ältester Bruder Justus waren ebenfalls bereits in Marburg eingeschrieben gewesen.
  4. Die genauen Beweggründe Johann Christian Motz‘ bleiben im Unklaren. So heißt es in der Leichenpredigt: „hat […] aus sonderbahrem innerlichen trieb/ Begierde bekommen/ profession von einem Soldaten zumachen“. Sontag, Leichenpredigt, S. 54. Petersdorff, Herman von, Friedrich von Motz. Eine Biographie, 2 Bde., Berlin 1913, Bd. 1, S. 5, gibt an, dass es sich bei Hauptmann Wasserhun direkt um Motz‘ Vetter gehandelt habe.
  5. Zu den einzelnen militärischen Chargen zu dieser Zeit siehe Loewe, Victor, Die Organisation und Verwaltung der Wallensteinschen Heere, Freiburg i. B. und Leipzig 1895 (insb. S. 18-24). Vgl. auch die auf den Darstellungen zeitgenössischer Schriftsteller fußenden Beschreibungen der einzelnen Chargen durch Droysen, Gustav, Beiträge zur Geschichte des Militärwesens in Deutschland während der Epoche des 30jährigen Krieges, in: Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte N.F. 4 (1875), S. 385-420, 449-470 und 570-645 (für die genannten Ränge siehe insb. S. 585-590).
  6. Vermutlich dem schwedischen Vorbild folgend, wurden die hessischen Regimenter zu Fuß nach der Farbe ihrer Feldzeichen benannt. Vgl. Petri, Gerhard, Das Militärwesen von Hessen-Kassel in der Zeit Landgraf Wilhelms V. und der Landgräfin Amalie Elisabeth 1627–1649, Diss. Bonn 1996, S. 119 und S. 128-130. Zur Entstehung des Weißen Regiments siehe auch Geyso, Franz von, Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde N.F. 43 (1921), S. 1-115, Bd. 44 (1924), S. 1-160 und Bd. 45 (1926), S. 1-175 (hier Geyso I, S. 49-51).
  7. Siehe etwa Rommel, Christoph von, Geschichte von Hessen, Bd. 8, Kassel 1843, S. 166.
  8. Die Stifte Paderborn und Münster waren Wilhelm V. seitens des Schwedenkönigs als Donationen übertragen worden. Vgl. Petri, Das Militärwesen von Hessen-Kassel, S. 17.
  9. Dazu allgemein Schmidt, Ernst, Die Belagerung von Hameln und die Schlacht bei Hessisch-Oldendorf im Jahre 1633 (=Hallesche Abhandlungen zur neueren Geschichte 11), Halle 1880. Schmidt geht allerdings nicht auf einzelne Truppenteile ein, sondern spricht eher pauschal von den Hessen unter Melander. Etwas differenzierter ist dagegen Geyso. Er berichtet ausführlich über die Schlacht bei Hessisch Oldendorf und vermutet für das Weiße Regiment, in dem Johann Christian Motz seine Kompanie befehligte, eine bedeutende Rolle, wenngleich sich in den Quellen keine konkreten Belege dafür finden lassen (Geyso II, S. 69-80).
  10. In dieser Funktion vertrat er wohl seinen Regimentschef Oberst Geyso, der als enger Vertrauter des Landgrafen mit diesem nach Kassel zurückgekehrt war. Geyso II, S. 123 f.
  11. Den Ausführungen in der Leichenpredigt zufolge, dankte Obristleutnant Krug 1634 ab, woraufhin die offene Stelle Motz angeboten wurde. Vgl. Sontag, Leichenpredigt, S. 58. Geyso schreibt hingegen, Johann Christian habe die Nachfolge Krugs bereits 1633 angetreten (Geyso I, S. 64), führt später aber aus, Krug sei in der Belagerung Höxters im April 1634 gefallen, woraufhin Motz zum Obristleutnant des Weißen Regiments bestellt worden sei (Geyso II, S. 132).
  12. Vgl. Brunner, Hugo, Geschichte der Residenzstadt Cassel, Kassel 1913, S. 179. Siehe auch Lasch, Manfred, Untersuchungen über Bevölkerung und Wirtschaft der Landgrafschaft Hessen-Kassel und der Stadt Kassel vom 30jährigen Krieg bis zum Tode Landgraf Karls 1730. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Merkantilismus (Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde 9), Kassel 1969, S. 35 f. Hier wird (für das Jahr 1637) von einem – durch Krieg und Pest bedingten – Verlust von etwa 15 Prozent der Bevölkerung Kassels innerhalb weniger Monate gesprochen.
  13. Etwa die Kinder der Landgräfin Juliane, der Stiefmutter Wilhelms V. Siehe Rommel, Geschichte von Hessen, Bd. 8, S. 391, Anm. 483.
  14. Siehe Geyso III, S. 81-88 für die Vorbereitungen und Durchführung des Entsatzes. Siehe auch Wille, R., Hanau im dreissigjährigen Kriege, Hanau 1886, S. 300-323; Weinrich, L., Die Aufhebung der Blockade der Stadt Hanau im Jahr 1636, und der Anfall der Graffschaft Hanau an das Haus Hessen-Kassel im Jahr 1736, Hanau 1836, S. 50-88.
  15. In Anerkennung seiner Verdienste um den Entsatz Hanaus wurde das Wappen der Familie Motz um eine goldene Fahne ergänzt. Fortan bestand das Wappen aus einem silbernen Schild, vier ins Andreaskreuz gestellten Streitäxten und einer roten Lilie darüber. Auf dem Helm, zwischen einer silbernen und der nun hinzugekommenen goldenen Fahne, ein sich aufbäumender Wolf. Die Schilddecke rechts schwarz und golden, links rot und silbern. Vgl. Neues Preußisches Adels-Lexicon oder genealogische und diplomatische Nachrichten, Bd. 4, Leipzig 1837, S. 417. Siehe auch Kneschke, Ernst Heinrich (Hrsg.), Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Bd. 6, Leipzig 1865, ND 1930, S. 369. Leicht anders beschrieben bei Hefner, Otto Titan von (Bearb.), Die Wappen des hessischen und thüringischen Adels. J. Siebmacher’s großes Wappenbuch Band 20, Reprografischer Nachdruck von Siebmachers Wappenbuch, Neustadt an der Aisch 1977, [Hessischer Adel] S. 20.
  16. Geyso III, S. 89. Diese Truppen wurden erst im Dezember 1637 wieder abgezogen. Wille, Hanau im dreissigjährigen Kriege, S. 340 f.
  17. Sontag, Leichenpredigt, S. 60. Vermutlich hatte er die Kommandantenstelle nur kurz (und eventuell lediglich vertretungsweise für Johann von Geyso) inne. Dennoch zeugt die, selbst wenn nur kurzzeitige, Ernennung Johann Christian Motz’ zum Kommandanten der fürstlichen Residenz und Hauptfestung, von dem Vertrauen, das der landgräfliche Hof in ihn setzte. Geyso erwähnt die Ernennung Motz‘ nicht. Ihm zufolge war Johann von Geyso Kommandant von Kassel und – nachdem Melander diesen Posten abgelehnt hatte – Militärgouverneur ganz Hessens. Er verließ Kassel erst im Frühjahr 1641 (Geyso III, S. 171). Petri, Das Militärwesen von Hessen-Kassel, S. 153 f. erwähnt diese Kommandantenstelle für Motz gleichfalls nicht. Zur Rolle der Kommandanten im Allgemeinen siehe ebd. S. 50-52 und S. 114-116.
  18. Für einige Kriegsepisoden – wie etwa die Gefangennahme des kaiserlichen Oberst Herzog Philipp Ludwig von Holstein samt eines Großteils seiner Truppen durch Motz im März 1644 – siehe Sontag, Leichenpredigt, S. 60 f. Vgl. Theatrum Europaeum, Bd. 5 (1647), hier zitiert 2. Aufl., Frankfurt 1651, S. 292. Dazu auch Rommel, Geschichte von Hessen, Bd. 8, S. 669. Außerdem Meiern, Johann Gottfried von, Acta Pacis Westphalicae Publica […], 2. Teil, Hannover 1734, S. 156 (Hinweis auf die Einnahme Butzbachs durch Motz‘ Truppen im Oktober 1645) und Theatrum Europaeum, Bd. 5, S. 1148 (Einnahme Schmalkaldens 1646).
  19. Der Leichenpredigt zufolge wurde Motz das Schwarze Regiment erst 1647 übertragen. Rommel, Geschichte von Hessen, Bd. 8, S. 147, Anm. 184 und Geyso I, S. 51, Anm. 1, der ein Schriftstück aus dem Staatsarchiv Marburg zitiert, geben stattdessen das Jahr 1646 an. Bei der Einnahme Schmalkaldens in 1646 wird Motz im Theatrum Europaeum noch als Obristleutnant betitelt. Zur Entstehung des schwarzen Regiments siehe Siegel, Gustav, Die Hessen-Kasselschen Truppen im Dreißigjährigen Kriege, in: Volk und Scholle. Heimatblätter für beide Hessen, Nassau und Frankfurt a. M. 4 (1926), S. 238-241, 275-277 und 342-345 (hier S. 277).
  20. Dazu etwa Rommel, Geschichte von Hessen, Bd. 8, S. 717.
  21. „[…] mit einer hitzigen Schwachheit beleget […]“. Sontag, Leichenpredigt, S. 62 f.
  22. Ebd., S. 63.
  23. In diesem Posten folgte Motz dem Oberst Rabenhaupt nach, der aufgrund seines „bürgerfeindlichen Benehmens“ von der Landgräfin versetzt worden war. Rommel, Geschichte von Hessen, Bd. 9, Kassel 1853, S. 102. Siehe auch einige Episoden, die dieses – aus Bürgersicht – negative Bild von Rabenhaupt als Kommandant bestätigen, geschildert bei Brunner, Geschichte der Residenzstadt Cassel, S. 189-193.
  24. Vgl. Sontag, Leichenpredigt, S. 65. In der – ebenfalls in der Leichenpredigt enthaltenen – Abdankungsrede von Pfarrer Henrich Irigen wird Johann Christian Motz zusammenfassend zu einem regelrechten Kriegshelden erklärt: „Summa es hat sich der seel. Herr Obriste in seinem gantzen Leben und allen vorgefallenen Kriegs=Occasionen, als einen recht tapfferen/ löblichen und glücklichen Kriegs=Helden bezeiget.“ Ebd., S. 77.
  25. Ebd., S. 95. Für den Ablauf und die Ordnung der Prozession mit anschließender Trauerfeier siehe S. 90-95.
  26. So Petersdorff, Friedrich von Motz, S. 5 in seiner Biografie auf Johann Christians Ururenkel, den preußischen Finanzminister Friedrich Christian Adolf von Motz (1775–1830).
Zitierweise
„Motz, Johann Christian“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/121943763> (Stand: 28.11.2023)